Ein kleines buntes Brett, gerade mal 10 Zentimeter groß, mit Rollen – so sieht ein „Fingerboard“ aus – quasi der kleine Bruder eines Skateboards. Mit zwei flinken Fingern vollführt Martin Ehrenberger aus Schwarzenbach an der Saale im Landkreis Hof temporeiche Sprünge. Mal am Küchentisch oder unterwegs entlang von Mauerkanten und Wasserrohren – oder bei einer kreativen Pause am Schreibtisch.
Fingerboards entfachen Leidenschaft
Der 49-jährige Schreiner fährt schon seit Kindesbeinen an leidenschaftlich gern Skateboard. Ende der 1990er Jahre bekam er dann während einer USA-Reise zufällig ein kleines Plastik-Fingerboard zwischen die Finger – und entdeckte damit eine neue Leidenschaft. Ihn fasziniert die volle Konzentration und das Fingerspitzengefühl, die man bei diesem Sport braucht. "Da bekommt man sehr bewegliche Mittel- und Zeigefinger", sagt Ehrenberger lachend.
Schwarzenbach, das Mekka des Fingerboardens
Welche Tricks mit zwei Fingern möglich sind, kann man bei der Weltmeisterschaft am Samstag in Schwarzenbach bei Hof selbst ausprobieren – und staunend den Profis zuschauen. Sie reisen aus Südamerika, China, Indonesien, USA und allen Teilen Europas an.
Nicht nur zur WM ist die oberfränkische Kleinstadt quasi das Mekka des Fingerboardens. Hier sitzt der Weltmarktführer der Fingerboard-Bauer – der Firmenname "Black River" drückt die Heimatverbundenheit des gebürtigen Schwarzenbachers Martin Ehrenberger aus. Der Schreiner entwickelt an Laptop und Werkbank die kleinen Boards immer weiter.
Miniboards aus der alten Porzellanfabrik
Mittlerweile hat seine Firma 20 Beschäftigte, die die Miniboards in einer ehemaligen Porzellanfabrik mitten in Schwarzenbach fertigen – alles Handarbeit. Sie sind zehn Zentimeter lang, rund dreieinhalb Zentimeter breit und gerade mal zweieinhalb Zentimeter stark. Jedes einzelne Board besteht aus fünf bis sieben hauchdünnen Ahorn-Schichten, die zusammengeleimt und dann in Form gefräst und mit coolen Designs bedruckt werden. Dazu kommen Kugellager-Rollen und bewegliche Achsen. "Das ist wichtig für die Sprünge und Tricks", erklärt Mit-Geschäftsführerin Denise Hermann.
Einsteiger-Modelle ab 40 Euro
Rund 100 Euro kosten solche handgefertigten Boards, Einsteiger-Modelle gibt es ab 40 Euro. Damit spreche man zehnjährige Anfänger genauso an wie 50-jährige Profis. Außerdem bietet "Black River" die passenden Rampen, über die man die kleinen Bretter mit flinken Fingern hüpfen lassen kann. Diese werden in Werkstätten der Diakonie in der Region Hof-Wunsiedel und von kleinen Schreinereien nach Entwürfen von Ehrenberger und Hermann hergestellt.
Die Bestellungen kommen von Kunden aus Brasilien genauso wie aus München, China oder der Lüneburger Heide. Sie kaufen entweder direkt im Online-Shop oder bei Händlern rund um den Globus.
Angebot aus USA abgelehnt
100 Boards werden von Schwarzenbach aus täglich in die ganze Welt verschickt. Gesundes Wachstum – das ist das erklärte Ziel von Geschäftsführerin Denise Hermann. Als kürzlich das lukrative Angebot einer großen US-Ladenkette in Oberfranken auf dem Schreibtisch landete, hat sie genau überlegt – und dann abgesagt: "Das ist nicht unser Ding. Wir sind kein Konzern, wir sind ein Familienunternehmen, eine Manufaktur." Es gehe nicht nur ums Produzieren, sondern um den Vibe – die Szene der Skater und Fingerboarder sei wie eine große Familie.
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