Dreieinhalb Jahre lang war Pernille Harder eine Fußballerin des VfL Wolfsburg. Von 2017 bis 2020 feierte die 32-jährige Dänin je vier Meisterschaften und DFB-Pokalsiege und wurde zudem je zwei Mal als Europa- und Weltfußballerin ausgezeichnet. Seit zwei Jahren stürmt die Angreiferin aber nun für den FC Bayern München.
Und das war in diesem Topspiel des FCB gegen die langjährigen Bundesliga-Konkurrenten Wolfsburg am Freitagabend (14.03.2025) nicht nur eine Randnotiz: Denn Harder avancierte zur Matchwinnerin. Sie schoss zwei Tore beim nie gefährdeten 3:1 (1:0)-Erfolg, der die Münchner Fußballerinnen ihrer anvisierten Meisterschaft ein gewaltiges Stück näherbringt. "Es hilft, gute Spieler zu haben. Wir haben Pernille Harder, eine Weltklassespielerin", sagte der Trainer Alexander Straus im BR24Sport-Interview - und zählte zudem Lea Schüller, Klara Bühl und Alara auf. Fünf Partien vor dem Ende thronen seine Spielerinnen mit je sechs Punkten Vorsprung auf Eintracht Frankfurt (ein Spiel weniger) und den Wolfsburgerinnen an der Spitze.
Kräfteverhältnisse im Frauenfußball verschieben sich von Nord nach Süd
Der ungefährdete Erfolg darf zudem als Statement gewertet werden, wie sehr sich die Kräfteverhältnisse der Frauen-Bundesliga mittlerweile nach Süden verschoben haben. Der einstige Serienmeister aus Wolfsburg, der am Ende der Saison die Nationalspielerin Jule Brand verliert (Vertrag läuft aus), trat ja beim stolzen amtierenden Meister FC Bayern an - und hatte dort eben das ganze Spiel über seine Probleme.
Der FCB hingegen hatte jüngst übrigens die Verträge der zwei Top-Kräfte Klara Bühl und Alara bis 2027 verlängert und im Vorjahr wechselte zudem Lena Oberdorf direkt aus Wolfsburg nach München.
Hektischer Start: FCB-Kapitänin Viggosdottir mit Platzwunde
Dabei begann die Partie für die Münchnerinnen eigentlich wenig erfreulich: Denn nicht einmal drei Minuten waren gespielt, da musste die FC-Bayern-Kapitänin Glodis Viggosdottir bereits wegen einer heftig blutenden Platzwunde behandelt werden. Sie war bei einem Abwehrversuch in der Luft mit ihrer Torhüterin Ena Mahmutovic zusammengestoßen, die wiederum am Mund blutete. Viggosdottir spielte bis in die zweite Halbzeit hinein mit einem Turban. "Wir mussten sie runternehmen, das war geplant. Sie konnte nicht das ganze Spiel spielen", sagte der Coach, der Tuva Hansen einwechselte.
Die Münchnerinnen kassierten im Hinspiel beim 0:2 in Wolfsburg ihre einzige Saisonniederlage in der Liga - und hatten am Freitag daher durchaus etwas gutzumachen im Spitzenspiel. Sie wollten sich unter den Augen der früheren Münchner Fußballer Lothar Matthäus, Giovane Elber und FCB-Präsident Herbert Hainer steigern, um auch in der Tabelle wieder etwas Abstand zum Rest herzustellen.
Alara findet Harder - FCB-Frauen führen
Das gelang, denn die Zuschauer sahen das frühe Führungstor für die Oberbayerinnen, die in den 125. Geburtstags-Trikots des Vereins am FC Bayern Campus angetreten waren: Nach einer Flanke von Alara wartete Harder clever am zweiten Pfosten. Während Bühl den Ball mit der Hacke verpasste, drückte ihn die Dänin aus wenigen Metern ins Tor (13. Minute). Wolfsburg hatte wenig entgegenzusetzen, kam in der ersten Hälfte lediglich zu einer Schusschance durch die Ex-Nationalspielerin Alexandra Popp - Mahmutovic hielt per Fußabwehr (30.).
Stattdessen mussten die Zuseher im Norden Münchens mehr Verletzungsunterbrechungen als Top-Chancen im Topspiel mitansehen, es war durchaus eine nickelige Partie mit vielen Foulspielen - und vielen Situationen, in denen die Schiedsrichterin Fabienne Michel ganz genau hinschauen musste.
Harder-Solo ebnet Entscheidung - auch Ex-Münchnerin Beerensteyn trifft
Das änderte sich erst in der zweiten Hälfte, in der erneut Harder für die Vorentscheidung sorgte. Nach einer Flanke der Sturmkollegin Jovana Damnjanovic lauerte sie erneut am zweiten Pfosten - und schoss den Ball aus kurzer Distanz zum 2:0 direkt ins Tor (47.). 22 Minuten später setzte sie dann zum Solo auf dem rechten Flügel an - und fand mit ihrer Flanke die eine halbe Minute zuvor eingewechselte Lea Schüller. Mit ihrer ersten Ballberührung köpfte die das 3:0.
Der feine Alleingang vom Mittelfeld aus bis in den Münchner Strafraum, nach dem die frühere FCB-Spielerin Lineth Beerensteyn dann noch das 1:3 erzielte, war letztlich lediglich Ergebniskorrektur am Münchner Campus (75.). Denn diese Situation blieb die einzige, in der die Münchnerinnen unaufmerksam waren. Viel Zeit zum Jubeln und Trauern bleibt den beiden Mannschaften indes nicht: Schon in der kommenden Woche geht es für sie weiter, dann warten die jeweiligen Champions-League-Aufgaben gegen Lyon (FC Bayern) am Dienstag (live in der Radioreportage im BR24Sport-Livecenter) und den FC Barcelona (Wolfsburg) am Mittwoch.
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