Wolfgang Schlosser ist einer, auf den das Klischee wirklich passt: Der Vorstandsvorsitzende des Motorsportclubs Nürnberg hat Benzin im Blut. Er freut sich darauf, "wenn am Freitagfrüh die Autos das erste Mal rumballern". Das sagt er auf der Pressekonferenz zwei Tage vor Beginn des Speedweekends auf dem einzigen Stadtkurs in Deutschland (5. bis 7. Juli). "Der Geruch und der Sound von Verbrennungsmotoren gehören einfach zum Motorsport."
Nächste Generation fährt elektrisch
Das sehen aber nicht alle so. Vor allem Umweltverbände haben dem traditionellen Norisring-Rennen den Kampf angesagt. Im vergangenen Jahr blockierten Aktivisten sogar für kurze Zeit die Rennstrecke. Da kommt den Machern des Motorsportclubs der NXT Gen Cup wie gerufen. Das ist eine Rennserie mit baugleichen Elektrofahrzeugen. Sie haben eine Leistung von etwa 170 PS und dürfen ab einem Alter von 16 Jahren, also der nächsten Rennfahrer-Generation, gesteuert werden.
Mehr E-Rennen für höhere Akzeptanz
Insgesamt vier Rennen finden am Samstag und am Sonntag mit diesen E-Autos statt. Dazu kommen ab Freitag die Trainings. "50 Prozent der Rennen werden mit Elektroautos ausgetragen", sagt Schlosser. Damit wollen die Veranstalter die Akzeptanz für den Norisring auch bei den Menschen erhöhen, bei denen kein Benzin durch die Adern fließt. Im kommenden Jahr sollen auf dem Stadtkurs dann noch mehr E-Rennen stattfinden. Mehr Infos dazu soll es allerdings erst am Ende dieses Rennwochenendes geben.
Höchstbelastungen für Motoren und Bremsen
Der Höhepunkt am Norisring werden aber weiterhin die DTM-Rennen mit konventionellen Fahrzeugen am Samstag und am Sonntag sein. Die Rennwagen haben bis zu 600 PS. Wenn sie mit heulenden Motoren auf dem engen Kurs am Dutzendteich fahren, dann wird es richtig laut. Auf der Geraden beschleunigen die Fahrzeuge auf bis zu 270 Stundenkilometer, um dann kurz vor den beiden Haarnadelkurven auf Tempo 60 abzubremsen, sagt der gebürtige Fürther Marco Wittmann, der Lokalmatador aus dem Fahrerfeld.
Synthetische Kraftstoffe für bessere CO2-Bilanz
Bei den DTM-Rennen wird weiterhin Benzingeruch in der Luft liegen. Allerdings – und auch das ist ein Zugeständnis an die wachsende Umweltsensibilität der Gesellschaft – kommt umweltfreundlicher Treibstoff in die Tanks. 50 Prozent davon besteht aus synthetisch hergestellten Komponenten, sogenannte E-Fuels. Dadurch soll der CO2-Ausstoß reduziert werden. Im kommenden Jahr bereits sollen nur noch E-Fuels zum Einsatz kommen, stellt Jürgen Schielein vom Motorsportclub Nürnberg in Aussicht.
Bällebad für die kleinen Fans
Die größte Belastung für das Klima seien sowieso nicht die Rennen. "Die machen nur fünf bis sieben Prozent der Emissionen aus", sagt Schielen. Der Rest würde durch die An- und Abreise der Fans und die Logistik rund um das Rennen entstehen. Er erwartet rund 120.000 Besucherinnen und Besucher an den drei Renntagen. Sie werden unter anderem auf der Steintribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände den Rennfahrern zujubeln. Für die Kinder wird das größte mobile Bällebad Europas aufgestellt.
Pokale aus Recycling-Material
Beim Bemühen um ein möglichst nachhaltiges Rennwochenende achten die Veranstalter auch auf Details. So werden aus Lärmschutzgründen keine Hubschrauber für die Fernseh-Übertragung der Rennen eingesetzt und die Siegerpokale bestehen, da legt Schielein Wert darauf, komplett aus Recycling-Material.
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