Mit gesenktem Kopf stand Toni Kroos für einen Moment alleine im Mittelkreis. Bundestrainer Julian Nagelsmann und Sportdirektor Rudi Völler versuchten, nach dem Drama von Stuttgart, nach dieser Enttäuschung noch auf dem Rasen Aufbauarbeit zu leisten. Bei den deutschen Nationalspielern und den Fans auf den Rängen flossen Tränen: Die deutsche EM-Party ist nach 120 Minuten voller Leidenschaft und Fußball-Wahnsinn vorbei. Spaniens Übermacht hat den schwarz-rot-goldenen Sommerspaß brachial beendet.
Toni Kroos: "Denke, dass wir alle stolz sein können"
Toni Kroos, der im letzten Spiel seiner Karriere über die volle Spielzeit ging, war der Erste, der sich vor den TV-Kameras äußerte: "Ein großer Traum ist geplatzt", sagte der 34-Jährige, der nach dem Schlusspfiff auch von mehreren spanischen Spielern getröstet wurde. "Ich denke, dass wir alle stolz sein können, weil alle eine Schippe draufgelegt haben im Vergleich zu der Zeit davor."
Kroos beendet seine Karriere mit nun insgesamt 114 Länderspielen (andere wie Thomas Müller oder Manuel Neuer könnten folgen). Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte ihn nach den desolaten Auftritten im Herbst zu einer Rückkehr in die DFB-Auswahl überredet. Eine richtige Entscheidung, wie sich schnell herausstellte: "Ich bin froh, wenn ich da ein bisschen mitgeholfen habe, dass wir alle in Deutschland den Anspruch und die Hoffnung haben, weiterzukommen. Ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft das in Zukunft schafft. Aber es gehört auch dazu, dass wir heute alle traurig sind."
Bundestrainer Julian Nagelsmann kämpft mit den Tränen
Traurig war auch Bundestrainer Julian Nagelsmann - ja sogar den Tränen nahe, wie er im Sportschau-Interview zugab: Ein emotional angefasster Nagelsmann sprach von einer insgesamt unverdienten Niederlage und sagte: "Es tut weh, weil es natürlich jetzt wieder zwei Jahre dauert, bis wir es wieder besser machen können. Und ein Heimturnier wird wahrscheinlich auch in meiner Karriere nicht mehr kommen."
Dass seine Elf das Land wieder hinter sich versammeln konnte, wie auch Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, war für den Bundestrainer nur ein schwacher Trost: "Dieses Land, das zu viel in Tristesse versinkt", habe man zwar wieder geweckt. "Das ist, was wir mitnehmen. Aber wir hätten das halt gerne noch eine Woche länger gehabt."
"Große Leere" bei Füllkrug - Kimmich betont Teamspirit
Joshua Kimmich hatte eine deutsche Mannschaft gesehen, die ab der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft war. "Es ist bitter, dass wir mit deren einziger Aktion das 1:2 kriegen." Auch dem nicht gegebenen Handelfmeter trauerte er noch nach.
Das Aus fühle sich aber ganz anders an, als das bei der WM 2022 in Katar: "In Katar war es ein Versagen von uns. Man hat gemerkt, dass wir nicht an einem Strang gezogen haben, wir waren kein Team. Das war in diesem Jahr ganz, ganz anders." Der Teamspirit sei "unglaublich" gewesen, "deshalb ist die Enttäuschung jetzt vielleicht auch noch größer als bei den anderen Turnieren", so der Münchner.
Ähnlich sah es Niclas Füllkrug, der nach dem Aus eine "große Leere" empfand: "Es ist traurig, dass es vorbei ist. Wir hatten Euphorie und ein Gemeinschaftsgefühl. Es wird von Sekunde zu Sekunde gerade härter, das zu realisieren", sagte der Dortmunder.
Tabellenführung und Abstiegskampf, aktuelle Spielpaarungen, Ergebnisse und Liveticker, Torjägerlisten, Laufleistung- sowie Zweikampfstatistiken und noch viel mehr: Fußball im Ergebniscenter von BR24Sport.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.