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Leistungssport-Eltern: Zwischen überehrgeizig und unerlässlich

Leistungssport-Eltern: Zwischen überehrgeizig und unerlässlich

Ohne engagierte Eltern kein Leistungssport. Das weiß auch der ehemalige Ski-Bundestrainer Mathias Berthold und gibt Seminare dazu, welche Herausforderungen zu meistern sind. Auch Skirennläuferin Kira Weidle-Winkelmann hat ihre Erfahrungen gemacht.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Ob Eiskunstlaufmutter oder Tennisvater – Klischees über Eltern im Sport gibt es genug. Doch trotz aller Stereotype: "Ohne Eltern kommen die Kinder gar nicht zum Leistungssport", sagt DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier. Mit der Rolle von Eltern im Leistungssport beschäftigt sich Mathias Berthold: Er hält Vorträge zu dem Thema, auch beim Skiverband München. "Ich sehe, dass das Konfliktpotenzial nicht geringer geworden ist", so der ehemalige Skirennläufer, frühere Ski-Alpin-Bundestrainer und auch Vater eines Skirennläufers.

Kernpunkt Kommunikation

Wie Wolfgang Maier saß auch Skirennläuferin Kira Weidle-Winkelmann unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Bertholds Vortrag beim Skiverband München. Die Abfahrt- und Super-G-Spezialistin hat vor allem eines mitgenommen: "Wichtig ist, dass man miteinander kommuniziert. Was braucht wer, was brauchen die Kinder und dann einfach auch ein bisschen Gelassenheit von den Eltern."

Kommunikation, Gelassenheit und Unterstützung sind entscheidend – da sind sich alle einig. Maier appelliert daran, dass sich Eltern ihrer Rolle und ihren Aufgaben bewusst werden: "Es ist bei sportlich sehr begabten Kindern oft besonders schwierig für die Eltern, sie fortzugeben, weil sie sie ja auch dahin gebracht haben, die Begabung zu entdecken", so Maier. Der Funktionär glaubt, dass die Eltern immer wieder anpassen und auch loslassen müssten und "trotzdem der Rückhalt sein, den die Kinder brauchen".

Weidle-Winkelmann: "Sie haben 100 Prozent den Trainern vertraut"

Deshalb glaubt Weidle-Winkelmann, dass es manchmal sogar ein Vorteil war, dass ihre Eltern selbst keine Leistungssportler waren: "Sie haben mich in das Ski-Team abgegeben und gesagt: 'Hier, ihr seid die Experten, ihr wisst, was ihr tut, macht was aus meiner Tochter.' Sie haben 100 Prozent den Trainern vertraut." Die Athletin vom SC Starnberg weiß, dass der Weg bis zur Elite ein weiter ist und dabei sei elterliche Unterstützung ohne viel Druck von unschätzbarem Wert.

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Mathias Berthold als Ski-Trainer

Konfliktfeld: "Familienprojekt Leistungssport"

Wenn es da kein Konfliktpotenzial geben würde, dann würde Berthold auch keine Seminare veranstalten: "Ich hab's miterlebt. Ich bin ja mein ganzes Leben schon im Leistungs-Skisport und natürlich als Kind mit Eltern, die cool waren, aber die nicht alles perfekt gemacht haben." Das ist für den Coach ganz normal: "Ich glaube, jeder macht Fehler. Aber was können wir aus den Fehlern lernen und besser machen?"

Laut Berthold könnten Eltern den Druck, den der Leistungssport mitbringt, oft nicht im vollen Umfang verstehen und deshalb sei elterlicher Ehrgeiz zumeist überhaupt nicht hilfreich. Ein "Familienprojekt Leistungssport" kann sich aber laut einer Studie auch positiv auf die Familienchemie auswirken, weil man gemeinsam in etwas investiert. Gute Unterstützung beginne oft mit einem wohlwollenden Interesse der Eltern.

Immer ein offenes Ohr haben und sich mitfreuen

Damit das gelingt, gab Berthold den 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern seinen wertvollsten Tipp: "Habt immer ein offenes Ohr, unterstützt in schwierigen Momenten, freut euch mit euren Kindern, wenn es gut geht, unterstützt sie, wenn es nicht so gut geht und habt einfach die Geduld und die Demut, dass sich manche Prozesse vielleicht nicht so schnell zu einem guten Ende entwickeln."

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