Als die Anspannung abgefallen war, die Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen am vergangenen Samstag beendet war: Da lachte und da plauderte die, auf die so viele Augenpaare gerichtet waren an diesem Tag in aller Ruhe mit der ehemaligen Skirennläuferin Susanne Riesch.
Die US-Amerikanerin Lindsey Vonn wirkte zufrieden in diesen Momenten im Ziel. Und das, obwohl die so ehrgeizige Skirennläuferin, die vor ihrem Comeback in dieser Saison 82 Weltcup-Siege angesammelt hatte, an diesem Tag den Zielbogen gar nicht mit einem Ergebnis erreicht, sondern in der Abfahrt zuvor ein Tor ausgelassen hatte. Trotzdem wurde sie im Zielraum von den etwa 5.000 Zuschauern groß gefeiert. Sie ist weiterhin eine der größten Skisportlerinnen, die die Welt je gesehen hat.
Superstar in Garmisch-Partenkirchen
Ihre Zufriedenheit lag aber noch an etwas anderem: Der Ski-Weltcup im Allgemeinen und Garmisch-Partenkirchen im Besonderen, das sind zwei ihrer Wohlfühlorte. Hier in Oberbayern hat Vonn so oft das Weihnachtsfest bei den Riesch-Schwestern Maria und Susanne gefeiert. Hier ist eine US-Militärbasis in der Nähe - sie erzählte, dass früher immer so viele US-Fans da waren. Hier hat sie insgesamt neun Weltcupsiege eingefahren - und ist weiterhin ein Superstar.
Und hier ist sie tags darauf immerhin 13. im Super-G geworden - mit gerade einmal 75 Prozent, wie sie im BR24Sport-Interview erzählte. "Jetzt habe ich ein paar Punkte mehr und vielleicht eine bessere Startnummer bei der WM." Im Februar in Saalbach-Hinterglemm fahren die weltbesten Skiathletinnen und Skiathleten um Medaillen. Die seien "das einzige Ziel, was möglich ist", gab Vonn unumwunden zu.
Vonn trotzt allen Kritikern
Der Ski-Superstar mit künstlichem Knie träumt viereinhalb Jahre nach ihrem einstigen Rücktritt von einer weiteren WM-Medaille, es wäre ihre neunte. "Aber ja, ich habe nicht so viel Zeit für Training und nicht alles passt perfekt zusammen. Aber ja, ich werde alles geben wie immer und schauen, wie das läuft."
Sie wirkte in Garmisch auch durchaus zufrieden mit ihrer Comeback-Saison. "Am Anfang haben die Leute gedacht, dass ich keine Chance habe und nicht in den Top 30 sein werde. Und ich bin so alt und und und ...", zählte sie auf. "Das ist kein Thema für mich. Ich fahre ganz gut, ich habe Geschwindigkeit. Und das ist alles, was ich brauche im Moment."
Statt Vorläuferin fährt Vonn um Punkte
Sie habe sich schon "so weit" ihren anfänglichen Zielen angenähert, nachdem sie vermutet hatte, in dieser Saison noch mehr Vor- als Rennläuferin zu sein. Und jetzt werde sie nach ihren Top-Rängen in St. Anton (Sechste in der Abfahrt, Vierte im Super-G) schon als Podestkandidatin gehandelt.
Lindsey Vonn wirkte eben wie ein zutiefst glücklicher Mensch, der seinem liebsten Hobby wieder nachgehen darf.