Seit gut einem halben Jahr ist Annelie Teil des Projekts "Mädchen an den Ball". Die Achtjährige kann jeden Mittwochnachmittag zum kostenlosen Fußballtraining nur für Mädchen auf dem Gelände des TSV Pfersee in Augsburg kommen. Und das alles ganz ohne Leistungsdruck oder Vereins-Pflichten. "Ich hatte Kommunionsunterricht und da bin ich an manchen Mittwochen nicht gegangen. Und wenn man später kommt, ist das auch kein Problem", sagt Annelie und flitzt mit Ball am Fuß davon.
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Fußballtraining: Spaß statt Leistungsdruck
Vor einem Jahr hat "Mädchen an den Ball" für Mädchen im Alter zwischen sechs und 16 Jahren in Augsburg begonnen. Bei dem kostenlosen Training haben seither 800 Mädchen mindestens einmal vorbeigeschaut. Im Schnitt kommen um die 20 junge Fußballerinnen, egal bei welchem Wetter, sagt Trainerin Lea Thiel: "Hier geht es hundertprozentig nur um Spaß. Hier können alle Mädels mitmachen, egal ob sie schon mal Fußball gespielt haben. Das ist der größte Unterschied zum Vereinsfußball."
An die drei Trainerinnen und Trainer kümmern sich jede Woche um die Mädchen. Trainer Peter Thiel findet die bunte Mischung besonders schön, denn hier auf dem Platz gebe es kein Besser oder Schlechter, kein Neid und keine Vorurteile. "Wir haben alle Nationalitäten hier, alle Hautfarben, alle Sprachen. Am Ende geht es um Fußball. Da gibt es nur eine Sprache – das ist der Ball, dann läuft das wie von alleine", sagt Thiel.
"Mädchen an den Ball" seit einigen Jahren erfolgreich
Das Projekt "Mädchen an den Ball" wurde 2007 vom gemeinnützigen Verein "Bildung und Kultur" (BIKU) e.V. ins Leben gerufen und wird seit mehreren Jahren erfolgreich in München an mehreren Standorten und anderen Städten wie Bochum, Dortmund und eben auch Augsburg angeboten. Bei "Mädchen an den Ball" spielen alles in allem jeden Monat zirka 1.000 Mädchen Fußball. Die Initiatoren wollen, dass mit dem gemeinsamen Sport die Persönlichkeit der Mädchen gestärkt wird. Und dass auch Teamfähigkeit, Integrationsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein erlernt und gefördert werden.
Fußball als Demokratieförderung
In Augsburg läuft das Angebot so gut, dass im kommenden Jahr ein weiterer Standort entstehen soll. Das kostenlose Training sei im ersten Jahr ein voller Erfolg gewesen, sagt Jürgen Enninger, der Kultur- und Sportreferent der Stadt Augsburg. Das niedrigschwellige Angebot sei demokratiefördernd, da die Mädchen aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen zusammenkommen. Das offene, wöchentliche Training soll laut Enninger aber auch das Ziel haben, dass einige der jungen Fußballspielerinnen in die Vereine gehen. Die Stadt Augsburg unterstützte das Projekt im vergangenen Jahr mit 15.000 Euro und wird dies auch in diesem Jahr wieder tun.
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