In der vergangenen Saison war Slalom-Ass Linus Straßer in der Form seines Lebens. Mit dem Doppelerfolg in Kitzbühel und Schladming hat sich der Skilöwe vom TSV 1860 München einen Jugendtraum erfüllt. Trotz drei weiterer Podiumsplatzierungen musste sich Straßer im Kampf um die kleine Kristallkugel dem Österreicher Manuel Feller geschlagen geben. In dieser Saison will der 32-Jährige nicht nochmal Punkte wegen eines schwachen Saisonbeginns verlieren: "Darauf liegt mein größter Fokus", sagte Straßer vor dem Rennen in Levi am Sonntag (ab 10 Uhr live im Stream und BR-Fernsehen).
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Ein Rentier zum Geburtstag?
"Ich freue mich auf das Rennen in Levi", sagte Straßer vor dem Slalom in Finnland. Bei seinem bislang letzten Auftritt dort 2019 war der 32-Jährige Achter, seine Devise bei der Rückkehr: "Es gibt eigentlich nur eines: Vollgas!" Das Ziel - ein pelziges Geburtstagsgeschenk. Letzte Woche feierte der fünffache Weltcupsieger seinen 32. Geburtstag und 160 Kilometer oberhalb des Polarkreises ist es Tradition, dass der Sieger des Slalom-Rennens ein Rentier "adoptieren" darf.
Straßer: "Ich würde die Kugel immer einer Medaille vorziehen."
Die Saisonziele sind groß: Einerseits möchte Straßer im Februar in Saalbach-Hinterglemm WM-Edelmetall holen, doch noch größeren Wert legt der Sportler des TSV 1860 München auf den Weltcup: "Ich würde die Kugel immer einer Medaille vorziehen", sagte er. Der Weltcup sei viel schwieriger zu gewinnen. "Eine Kugel kann nicht passieren, da kannst du nicht mal einen glücklichen oder guten Tag erwischen wie bei Großveranstaltungen. Da musst du konstant über eine Saison gut fahren."
Seit 1990 hat kein männlicher DSV-Athlet mehr eine Kristallkugel gewonnen. Damals, bevor Straßer geboren war, holte Armin Bittner seinen zweiten Slalom-Gesamtsieg nacheinander. 1986 hatte Markus Wasmeier in der Super-G-Wertung gejubelt – und das war’s schon mit den Kristallkugeln für deutsche Männer.
Straßer: "Ich möchte auch keinen Misserfolg missen"
Deutschlands bester Skirennfahrer hat im Sommer viel trainiert, unter anderem vier Wochen in Argentinien. Nebenher hat er mit seiner Frau am Münchner Stadtrand ein Haus gekauft und renoviert. Straßer ist nicht der laute und auffällige Typ, sondern tritt stets entspannt und ruhig auf. Sein Werdegang ist ähnlich wie der von Mannschaftskollegin Lena Dürr, die am Samstag in Levi als eine der Favoritinnen ins Rennen geht, beide seien "relativ jung erfolgreich gewesen im Weltcup und dann ist es erstmal bergab gegangen. Dann haben wir uns beide daraus gekämpft und stehen heute sehr entspannt oben am Start", sagte Straßer Anfang des Jahres im Blickpunkt-Sport-Interview.
Diese Reife ist Straßers Erfolgsgeheimnis: "Der Sport formt einen ja auch als Charakter. Ich möchte auch keinen Misserfolg missen, weil das am Schluss auch etwas ganz Wichtiges in der Karriere ist." Rang 22 in Sölden, einen Platz vor Comebacker Marcel Hirscher, war zum Saisonauftakt schonmal alles andere als ein Misserfolg, sondern Straßers zweitbestes Karriereresultat im Riesenslalom. In Levi kann der 32-Jährige nun in seiner Paradedisziplin nachlegen.