Als Luis Vogt beim WM-Super-G in Saalbach-Hinterglemm beim Zielsprung stürzte und mit voller Wucht auf der harten Piste aufprallte, da verdeckten einige Funktionäre, Athleten und Trainer im Ziel ihre Augen. Einige wollten nicht dabei zusehen, wie das DSV-Team wieder vom Pech heimgesucht wurde. Denn schon in den Wochen und Monaten wurde die Mannschaft durch Verletzungen, Krankheiten, Stürze und Rücktritte schwer gebeutelt.
Vogt kam glimpflich davon, der 22-Jährige konnte bei der Abfahrt zwei Tage später wieder an den Start gehen. Doch die Krise zeigte sich nichtsdestotrotz in den Ergebnislisten der WM-Speed-Rennen.
In Cortina holten Baumann und Sander noch Silber
"Richtig schlecht" sei die Leistung seiner Athleten bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm gewesen. So deutlich fiel das Fazit von Männer-Cheftrainer Christian Schwaiger aus. Dabei war die WM 2021 in Cortina d'Ampezzo aus deutscher Sicht noch so rosig verlaufen: Andreas Sander holte sich in der Abfahrt Silber, Romed Baumann tat es ihm im Super-G gleich. Bei den Frauen setzte dann Kira Weidle-Winkelmann sogar noch Silber oben drauf.
Die Gegenwart sieht so aus: Bei der laufenden WM in Saalbach-Hinterglemm war der durch eine Fersenprellung angeschlagene Simon Jocher im Super-G als 18. der beste des deutschen Trios. In der Abfahrt war es Routinier Romed Baumann als 20. WM-Debütant Vogt stürzte im Super-G und schied in der Abfahrt aus. "Es gibt immer eine Geschichte dahinter", sagte Schwaiger über die jeweiligen Voraussetzungen seiner Fahrer, er wolle aber "keine Ausreden" gelten lassen und "kein Jammern" hören.
Schwaiger: "Werden uns hinterfragen"
Ziel sei eine Top-15-, im Idealfall eine Top-Ten-Platzierung gewesen, so Schwaiger. Das habe man "in keinster Weise erfüllt". Man müsse "hinterfragen, was in den letzten Wochen schiefgelaufen ist", meinte der 56-Jährige. "Wir werden uns hinterfragen, was wir falsch gemacht haben", kündigte der deutsche Männer-Cheftrainer an.
Er gab allerdings auch zu bedenken: "Es wird auch in Zukunft nicht einfacher werden." Baumann steht am Ende seiner Karriere, der 22 Jahre alte Hoffnungsträger Vogt sei noch nicht so weit: "Luis werden wir nicht unter Druck setzen", es dürfe nicht der Eindruck vermittelt werden, "dass er unser Retter sein soll."
DSV-Speedteam: Rücktritte, Horrorstürze, Krankheiten
Was man bei all der Kritik nicht vergessen darf: Das durch die Rücktritte von Thomas Dreßen und Pepi Ferstl geschrumpfte Team wurde zuletzt von heftigen Rückschlägen gebeutelt: Noch vor dem ersten Rennen der laufenden Saison wurde bekannt, dass Andreas Sander schwer erkrankt ist und den Winter auslassen muss.
In Kitzbühel folgte der Horrorsturz von Jacob Schramm, bei dem sich der Franke an beiden Knien schwer verletzte – aktuelle Bilder und Videos zeigen, wie der 26-Jährige mit einem Rollator das Gehen neu erlernen muss. Außerdem beendete Dominik Schwaiger seine Karriere, nachdem ihn mehrere Verletzungen zurückgeworfen hatten. Zurück bleiben drei Athleten, von denen viele Menschen erwarten, all diese Lücken und Löcher auf Anhieb zu füllen.
Jocher und Vogt: Jung und voller Potenzial
Dabei sind vor allem Luis Vogt mit seinen 22 Jahren, aber auch der 26-jährige Simon Jocher im Speed-Business noch vergleichsweise jung. In der Abfahrt und im Super-G zählen Erfahrung und Routine. Viele der Abfahrer erreichen erst mit etwa 30 Jahren ihr Leistungshoch. Sander holte sich seine Silbermedaille in Cortina mit 31 Jahren, Baumann war bei seinem Super-G-Silber 34 Jahre alt – ein paar Jahre haben Vogt und Jocher also noch.
Und auch Andreas Sander sorgte zuletzt für einen Hoffnungsschimmer. Der 35-Jährige postete ein Video von sich beim Skifahren – und lässt die Skifans hoffen, dass er bald sein Comeback geben kann.