Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und  Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU).
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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU).

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Scholz oder Merz: Wer hat das TV-Duell gewonnen?

Scholz oder Merz: Wer hat das TV-Duell gewonnen?

Angriffslustig waren sie beide: Bundeskanzler Scholz und sein Herausforderer Merz von der Union. Der SPD-Spitzenkandidat soll jedoch laut Meinungsforschern etwas besser im gestrigen TV-Duell abgeschnitten haben. Wie verlief der Schlagabtausch?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wer hat das TV-Duell (hier finden Sie den Mitschnitt in der ARD-Mediathek, hier geht es zum Faktencheck bei Tagesschau.de) gewonnen? Diese Frage beschäftigt am Tag danach viele. In den Kommentaren der Zeitungen und im Netz ist das Bild uneindeutig.

Kanzler Scholz: kämpferisch, schlagfertig, aber auch gereizt

Laut Meinungsforschern soll Olaf Scholz von der SPD etwas besser abgeschnitten haben als Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Der Kanzler gab sich jedenfalls kämpferisch und schlagfertig. Er griff den CDU-Chef mehrmals an. Mit Blick auf die Abstimmungen im Bundestag beim Thema Migration warf Scholz seinem Herausforderer Wort- und Tabubruch vor, nachdem die Union Stimmen der AfD in Kauf genommen hatte, um zu versuchen, schärfere Asyl-Regeln durchzusetzen. Nach dieser Erfahrung könne er nicht sicher sein, ob Merz nach der Wahl mit der AfD zusammenarbeite, sagte der SPD-Politiker. Merz wies derartige Vorwürfe scharf zurück.

An manchen Stellen wirkte Scholz gereizt. So fand er zum Beispiel die Forderung von Merz nach Zurückweisungen von Flüchtlingen an der Grenze "doof". Grund: Gerichte würden so eine Maßnahme einkassieren.

Herausforderer Merz lächelt oft

Merz strahlte Gelassenheit aus, lächelte oft und warf dem Kanzler bei verschiedenen Themen vor, an der Realität vorbei zu regieren. "Herr Scholz, bitte, sie leben nicht in dieser Welt", sagte Merz zu Scholz, als es um die Migrationspolitik ging. Der Kanzler lebe in einem "Märchenschloss", so der CDU-Vorsitzende.

Merz versuchte den SPD-Spitzenkandidaten mit früheren Aussagen von Scholz und anderen Zitaten unter Druck zu setzen.

Die Themen: Wenig Alltagssorgen

90 Minuten dauerte der Schlagabtausch. Die Themen: Migration, Wirtschaftspolitik, Entlastungen für die Bürger, der Krieg in der Ukraine, Trumps Politik und Verteidigungsausgaben. Alltagssorgen wie steigende Pflegeheimkosten und verspätete Züge wurden in der Sendung, die zeitgleich in ARD und ZDF ausgestrahlt wurde, nur gestreift.

Scholz und Merz durften nur eingeschränkt oder gar nicht darauf eingehen. Dabei handelt es sich um Themen, bei denen die Unterschiede zwischen den Kandidaten deutlich geworden wären.

Größter Unterschied: Finanzierungsfragen

Vor allem in Finanzierungsfragen zeigte sich, wie weit SPD und Union teilweise auseinander liegen. Scholz will schnellstmöglich die Schuldenbremse reformieren, um steigende Verteidigungsausgaben, Investitionen in die Wirtschaft und marode Infrastruktur zu ermöglichen. Merz setzt vor allem auf mehr Wirtschaftswachstum, um mehr Geld in der Haushaltskasse zu haben. Die Vorstellungen von Merz fand Scholz an dieser Stelle "lächerlich".

Die Antwort darauf, wie der Kanzlerkandidat der Union verschiedene Aufgaben finanzieren will, wenn dieses Wirtschaftswachstum zum Beispiel wegen eines Handelskriegs mit den USA ausfällt, blieb Merz dem Publikum schuldig.

Einigkeit bei Außenpolitik

Neben den Unterschieden wurden aber auch die Gemeinsamkeiten deutlich. Bei mehreren Themen stimmten sich der Kanzler und sein Herausforderer zu – vor allem in der Außenpolitik, wenn es beispielsweise um das künftige Verhältnis zu den USA und ihren Präsidenten ging.

Auch bei der Debatte um die Schuldenbremse kamen sich Scholz und Merz näher. Der CDU-Chef schloss Gespräche über eine Lockerung der Schuldenbremse nicht aus. Einig sind sie sich darin, dass die Menschen von steigenden Kosten entlastet werden müssen – wenngleich die Details vage blieben.

Fazit: Kein klarer Sieger

Je nachdem, welches politische Lager man nach dem TV-Duell fragt, haben Scholz oder Merz besser abgeschnitten. Entscheidend sind jedoch, die vielen noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler. Experten machen deutlich, dass so ein Duell durchaus Wirkung hat. Dabei geht es nicht nur um die inhaltlichen Punkte, sondern darum, wie die Kandidaten auf die Zuschauer wirken, ob sie sympathisch erscheinen sowie gut reden und erklären können.

Hierzu scheint es am Tag danach keinen klaren Sieger des Duells zu geben. Mehrere Beobachter und Kommentatoren sprechen von einem Unentschieden. In einer Blitzumfrage der Forschungsgruppe Wahlen kam Scholz in der Summe ein wenig glaubwürdiger und sympathischer rüber. Beim Thema Sachverstand lagen beide Kontrahenten gleichauf.

In den bisherigen Umfragen, wer welche Partei am 23. Februar wählen will, ist seit Wochen kaum Bewegung zu beobachten. Darin kommen CDU und CSU auf etwa 30 Prozent – doppelt so viel wie die SPD, die bisher auf rund 15 Prozent kommt.

Im Video: TV-Duell - Angriffslustig, aber nicht unversöhnlich

Im Video: TV-Duell - Angriffslustig, aber nicht unversöhnlich
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Im Video: TV-Duell - Angriffslustig, aber nicht unversöhnlich

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