Katharina Schmid zu schlagen, fällt momentan nicht leicht. Nach einem Traumstart in Lillehammer folgte ein aus ihrer Sicht perfektes Wettkampf-Wochenende in China. Über vier Siege durfte sich die 28-jährige Oberstdorferin in dieser Saison schon freuen und liegt im Gesamtweltcup damit fast 100 Punkte vor der Zweitplatzierten Nika Prevc. Woher nimmt sie ihre gute Form und welche Ziele verfolgt sie? Im BR-Gespräch gibt die Top-Athletin Einblicke.
Nach der vergangenen Saison stand fest: Es braucht Veränderung
"In der letzten Saison habe ich viel ausprobiert, es hat anfangs einfach nicht geklappt, und ich war dann ganz froh, dass hinten raus noch ein zweiter und ein dritter Platz rausgesprungen ist. Dadurch hatte ich das Gefühl, ich kann da vorne mit dabei sein, ich kann noch aufs Podest springen. Umso mehr freu ich mich, dass es dieses Jahr gleich so gut geklappt hat und ich ganz oben stehen kann", erzählt Schmid.
Nach der letzten Saison habe sie sich eine längere Auszeit gegönnt und sich einen Plan zurechtgelegt, was sie alles ändern möchte. "Ich hab einen neuen Cheftrainer bekommen, der viel Erfahrung hat und immer ein guter Ansprechpartner ist", betont Schmid und meint damit Bundestrainer Heinz Kuttin, der seit dem Frühjahr die deutschen Skispringerinnen trainiert.
Mit Selbstvertrauen in die neue Saison
Mental habe sie Vollgas gegeben, viele kleine Dinge geändert und im Sommer hart trainiert. "Es hat ultraviel Spaß gemacht, im Sommer zu trainieren, und ich hab recht schnell gemerkt, die Sprünge laufen wieder besser. Ich hab mir das Stück für Stück wieder zurückgeholt."
Es falle vieles leichter, wenn man mit Spaß an die Sache gehe – und mit Selbstvertrauen. "Davon hab ich im Sommer sehr viel gesammelt", freut sich Schmid.
Kraft aus speziellem Coaching: "Man kann ein Pferd nicht anlügen"
Geholfen hätte ihr dabei ein ganz spezielles Training: das sogenannte pferdegestützte Coaching. "Ein Pferd ist viel feinfühliger als ein Mensch. Es spürt den Herzschlag und merkt, wenn es noch Blockaden gibt oder wenn etwas am Selbstbewusstsein kratzt, was man versucht hat, wegzuschieben. Man kann ein Pferd nicht anlügen", erklärt die 28-Jährige. Sobald es merke, dass etwas nicht stimmt, bleibe es stehen oder ziehe am Halfter. Das sieht die Trainerin und fragt noch einmal ganz gezielt nach.
"Und wenn eine Blockade aufgelöst ist, reagiert das Pferd: Es hat sich auch schonmal vor mich hingelegt und gewälzt", erklärt Schmid.
Mit Respekt und gutem Gefühl ins kommende Wochenende
Auch am kommenden Wochenende wird es für Katharina Schmid wieder Ernst. Am Samstag und Sonntag stehen für die Frauen und Männer jeweils zwei Einzelspringen auf dem Programm. Es geht nach Engelberg in die Schweiz. Für Katharina Schmid keine leichte Schanze, im vergangenen Jahr erlebte sie hier gleich mehrere Enttäuschungen, landete weit abgeschlagen. Doch mit Blick auf ihre Siege der vergangenen Wochen gibt sie sich selbstbewusst: "Ich fahr da ganz entspannt hin. Es kann nur besser werden. Ich will versuchen, die Schanze irgendwie zu knacken."
Es sind die letzten Weltcup-Wettbewerbe vor der Vierschanzentournee beziehungsweise der Two Nights Tour für die Skispringerinnen. Denn anders als die Männer springen die Frauen auch in diesem Jahr nicht auf vier, sondern mit Garmisch und Oberstdorf auf zwei Schanzen. Etwas, wofür Katharina Schmid weiter kämpfen will: "Wir hätten auch alle gerne eine Vierschanzen-Tournee mit den vier Orten. Ich war da schon die letzten Jahre sehr hartnäckig und hab auch viel Radau gemacht in den Medien, dass wir das wollen." Sie sei optimistisch und bleibe weiterhin hartnäckig, dass es irgendwann klappt - und auch die Frauen eine komplette Vierschanzen-Tournee bestreiten dürfen.
Im Video: Katharina Schmid holt Weltcup-Sieg
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