Die Vierschanzentournee hat bekanntlich ihre eigenen Gesetze – und die DSV-Adler mussten das bei der 73. Auflage mal wieder am eigenen Leib erfahren. Pius Paschke war als der Favorit und als Führender in der Weltcup-Gesamtwertung angetreten: Er hatte zuvor fünf Einzelspringen gewonnen – mit dem sechsten Platz ist er dann aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Gejubelt hat am Ende der Österreicher Daniel Tschofenig. Dass einer der Austria-Adler die Tournee gewinnen wird, hatte sich früh abgezeichnet. Dass Tschofenig ganz oben steht, war dann aber doch überraschend: Der Youngster hatte das historische Herzschlag-Finale in Bischofshofen gewonnen und als erster Österreicher seit zehn Jahren den Goldadler geholt. "Wahnsinn! Ich kann gar nicht fassen, dass ich gewonnen habe. Das ist da oben noch gar nicht angekommen", sagte der erst 22 Jahre alte Tschofenig nach seinem furiosen Tagessieg.
Nur 1,4 Punkte zwischen Tschofenig und Hörl
Tschofenig sprang bei den rot-weiß-roten Festspielen auf 136,0 und 140,5 m. Das reichte zum Tagessieg vor Jan Hörl – vor allem aber, um in der Gesamtwertung die Teamkollegen Hörl und Stefan Kraft (3.) denkbar knapp auf die Plätze zu verweisen. Am Ende lagen nur 1,4 Punkte zwischen Tschofenig und Hörl – nur dreimal in 73 Tournee-Jahren war es enger zugegangen.
Der deutsche Hoffnungsträger Pius Paschke flog zum Ende einer aus deutscher Sicht mauen Tournee auf den zwölften Rang. "Freuen kann ich mich nicht. Ich habe erstmal lernen müssen. Es gab coole Momente. Das Ergebnis geht genauso in Ordnung", ordnete der 34 Jahre alte Bayer nüchtern ein. "Klar, wäre ein bisschen mehr möglich gewesen. Es sind einige Sachen nicht so gelaufen, wie man sie sich erhofft hat. Es war auch eine neue Situation für mich, als Favorit in die Tournee zu starten." Schmunzelnd fügte Paschke hinzu: "2035 gewinne ich dann die Tournee."
Kein Podestplatz für die DSV-Adler bei Vierschanzentournee
Für die Deutschen geht das quälende Warten auf den ersten Tournee-Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor 23 Jahren mindestens bis zum Januar 2026 weiter. Andreas Wellinger landete auf Platz elf, Karl Geiger auf Platz 17, Philipp Raimund wurde 22.. Alle anderen DSV-Adler waren jenseits der ersten Dreißig gelandet. Am Ende blieb Paschkes vierter Platz in Oberstdorf das beste Einzelergebnis. Eine Tournee ohne Podestplatz und ohne jede Chance auf den Gesamtsieg ist nach dem fulminanten Saisonstart der Deutschen als Misserfolg zu werten.
"Wir sind mit großen Ambitionen reingegangen, aber leider eher schlechter als besser geworden. Österreich ist sehr weit vorne, alle anderen Nationen beißen sich die Zähne aus – auch wir. Das müssen wir akzeptieren", so der Bundestrainer Stefan Horngacher.