Beim Übersee-Weltcup in Lake Placid gelang Philipp Raimund zum ersten Mal in seiner Karriere der Sprung auf das Einzelpodest. Der Knoten ist geplatzt. Seinen Traumsprung auf 135 Meter und den zweiten Rang feierte der junge DSV-Adler wie einen Olympiasieg: "Das war brutal. Und unten bin ich einfach nur ausgerastet, weil ich den ganzen Emotionen von dem Sprung freien Lauf lassen musste. Ich habe gedacht, jawoll endlich, das war eine richtige Granate. Es hat richtig Spaß gemacht, es war richtig geil," erzählt er im Exklusiv-Interview mit BR24Sport.
"Hille": Skispringen ist Familiensache
Diese emotionsgeladene und aufgeweckte Art des 23-Jährigen kennen Fans bereits aus den Interviews mit "Hille", wie er von seinem Umfeld genannt wird. Etabliert hat sich dieser Spitzname dank seiner kleinen Schwester, die als kleines Kind den Namen ihres Bruders noch nicht richtig aussprechen konnte. Die Motivation zum Skispringen kam ebenso aus den Reihen seiner Geschwister: "Dadurch, dass mein Bruder vor mir angefangen hat, bin ich da überhaupt dazu gekommen."
Im Alter von fünf Jahren lernte Philipp Raimund das Skisprung-Einmaleins auf der kleinen Schanze des schwäbischen SC Degenfeld. Für die weiten Sprünge zog Philipp Raimund samt seiner Skisprung-fanatischen Familie ins Allgäu, wo er seit 2011 für den SC Oberstdorf über den Bakken geht.
Oberstdorf als Dreh- und Angelpunkt
In seiner Wahlheimat Oberstdorf feierte er 2019 sein Weltcup-Debüt bei der Vierschanzentournee, direkt vor seiner Haustür. In den zwei darauffolgenden Saisons erzielte er im Continental Cup, dem zweithöchsten Skisprung-Wettbewerb, gute Ergebnisse. 2022 gelang dem Youngster dann der Durchbruch: Er glänzte beim Vierschanzentournee-Auftaktspringen auf seiner Heimschanze in Oberstdorf mit einem 14. Platz.
In diesem Winter lief es für Raimund jedoch noch nicht wie geplant: "Ich habe auch einen leichten Durchhänger gehabt, direkt nach der Tournee bis eben Lake Placid. Da habe ich es aber geschafft, mal wieder die Kurve zu kriegen."
Beim Skifliegen in Oberstdorf "einfach laufen lassen"
Ob ihn sein Einzelerfolg in den USA auch beim Skifliegen in Oberstdorf am kommenden Wochenende beflügelt? Dazu beitragen wird in jedem Fall die Atmosphäre vor heimischem Publikum und das Beisein seiner Familie. "Das gibt dann auch immer noch ein bisschen Halt und letztendlich unterstützt es nicht nur mental, sondern auf vielen Ebenen", schwärmt Raimund. Nach einer Reise vom letzten Weltcup in Sapporo nach Oberstdorf mit einer Entfernung von knapp 9.000 Kilometern freut sich der Shootingstar, "endlich nur zehn Minuten zum Wettkampf zu fahren."