Ein Mobilfunkmast auf einem Hügel im Chiemgau
Bildrechte: Sylvia Bentele/BR
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1&1 startet Betrieb des vierten Mobilfunknetzes in Deutschland

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1&1 startet Betrieb des vierten Mobilfunknetzes in Deutschland

1&1 startet Betrieb des vierten Mobilfunknetzes in Deutschland

Knapp zehn Jahre gab es in Deutschland nur noch drei Netzbetreiber im Mobilfunk. Jetzt gibt es mit 1&1 wieder einen vierten Anbieter. Noch braucht man zwar Kooperation mit anderen, ein gewisser Preisdruck könnte in der Branche trotzdem entstehen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Deutschland hat wieder ein viertes Mobilfunknetz. Die Telefongesellschaft 1&1 betreibt jetzt ihre eigenen Handymasten und steht damit künftig in direkter Konkurrenz zu Telefonica Deutschland, Deutscher Telekom und Vodafone. Für die rund zwölf Millionen Kunden bedeutet das fürs Erste keine allzu großen Veränderungen. Lediglich die Preise könnten etwas unter Druck geraten.

1998 kam Viag Interkom als vierter Anbieter auf den Mobilfunkmarkt

Denn: Wettbewerb belebt bekanntermaßen das Geschäft. Das zeigt auch ein Blick zurück. Vor ziemlich genau 25 Jahren startete Telefonica Deutschland, damals noch unter dem Namen Viag Interkom, in den deutschen Mobilfunkmarkt. Und war damit der Vierte im Bunde, nach Deutscher Telekom, Mannesmann – später Vodafone – und E-Plus. Der Neuling musste sich einiges einfallen lassen, um gegenüber den etablierten Gesellschaften aufzuholen. Die Homezone war dabei zum Beispiel eine echte Innovation: Wer sich in einem Umkreis von einigen Metern um sein zu Hause aufhielt, konnte für damalige Verhältnisse extrem günstig telefonieren.

Um gegenüber den schon etablierten Wettbewerbern aufzuholen, musste man niedrigere Preise bieten, wie sich Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas heute erinnert. "Als wir in den Markt eingetreten sind, war Mobilfunk noch ein Luxusprodukt. Da hat eine Minute Telefonie 1,69 Mark gekostet. Wir sind damals mit 29 Pfennig, also heute rund 15 Eurocent, in den Markt gegangen und haben Mobilfunk wirklich massenmarktfähig gemacht."

Im Oktober 2014 verschwand allerdings einer der Anbieter wieder. E-Plus wurde von Telefonica, eben der früheren Viag Interkom, übernommen und legte die Netze in den beiden Folgejahren zusammen. Da waren es wieder nur drei Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland.

1&1 wird wohl erstmal nicht als Preisbrecher auftreten

Steht ein solcher Preiskampf jetzt 25 Jahre später durch den neuen Netzbetreiber 1&1 wieder bevor? Die aktuelle Situation auf dem deutschen Handymarkt ist eine andere. 1&1 ist schon seit Jahren als Mobilfunkanbieter tätig, muss also nicht mehr bei null anfangen wie Viag Interkom damals. 1&1 verkaufte bisher, vereinfacht ausgedrückt, Gespräche und Daten weiter, die es über fremde Netze leitete, konkret über das von Telefonica Deutschland.

Vor ein paar Jahren beschloss 1&1 dann, ein eigenes Netz aufzubauen, und ersteigerte für sehr viel Geld eine dafür nötige Mobilfunk-Lizenz. Auch der Aufbau des Netzes ist extrem teuer. Und deshalb glaubt Hannes Rügheimer, Telekommunikationsexperte bei der Zeitschrift Connect, nicht, dass das Unternehmen nun Geld übrig hat, um gleich die Tarife zu senken. "So wie ich es einschätze, wird 1&1 seine Preise jetzt erstmal stabil halten, nichts aufschlagen, aber auch sicherlich nicht runtergehen."

Preisanpassungen bei den Datenverträgen denkbar

Nicht alle Experten sind allerdings so skeptisch. Manche können sich zumindest vorstellen, dass es vielleicht bei den teuren Datenflatrates für unbegrenztes Handy-Surfen, die bislang noch bis zu 80 Euro im Monat kosten, demnächst etwas billiger werden könnte. Kajetan Zwirglmaier von der Unternehmensberatung Simon-Kucher ist einer dieser Experten, die sich zumindest hier Preissenkungen vorstellen können. "Dort hat 1&1 mit Sicherheit die Gelegenheit, den Unlimited Tarif günstiger anzubieten. Heute gehört sie nämlich dort mit zu den teuersten und dort wird man mit Sicherheit Verschiebungen erwarten können."

Und sollte 1&1 hier wirklich an der Preisschraube drehen, würden die Konkurrenten darauf reagieren. Telefonica Deutschland-Chef Markus Haas sagt dazu: "Wir stellen uns jedem Wettbewerb, wir sind ja das Netz des Wettbewerbs."

1&1-Kunden dürfen Telefonica-Netz weiter mit 5G nutzen

Und es gibt noch eine gute Nachricht, und zwar für die Bestands-Kundschaft von 1&1. Eine Zeit lang hatte es nämlich so ausgesehen, als würde der bisherige Partner Telefonica sein Netz nur noch eingeschränkt zur Verfügung stellen. Der Grund: Da 1&1 jetzt eben Netzbetreiber ist, gelten für das Unternehmen andere Bedingungen als zuvor.

Das Netz von Telefonica braucht 1&1 aber nach wie vor, denn man hat selbst bisher erst sehr wenige Masten aufgebaut und kann vor allem außerhalb der Städte keinen Empfang bieten. Telefonica wollte dem neuen Rivalen allerdings nur noch Zugang zum alten 4G-Standard gewähren. Neue schnelle 5G-Verbindung sollte es für die 1&1-Kundschaft nicht mehr geben. Doch 1&1 hat nachverhandelt und erreicht, dass seine Klienten auch weiterhin immer und überall die maximale Datengeschwindigkeit bekommen. Ab dem Sommer 2024 wird Telefonica dann aber durch das Netz von Vodafone ersetzt.

1&1 setzt auf neuen Technikstandard im Mobilfunknetz

Das eigene Netz baut 1&1 dabei – als erster Netzbetreiber in Europa, wie es dort heißt – nach dem Open-Ran-Standard. Das bedeutet, dass 1&1 nicht mehr von einzelnen Netzwerkausrüstern, wie zum Beispiel dem umstrittenen chinesischen Unternehmen Huawei, abhängig ist. Die Technik verfügt über zahlreiche standardisierte Schnittstellen, an der verschiedenste Anbieter mit ihrer Software und Hardware andocken können.

1&1 nutzt, eigenen Angaben zufolge, hier mittlerweile Produkte und Dienstleistungen von mehr als 80 Unternehmen. So entstehe ein neues digitales Ökosystem. Für Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, eine Bereicherung der Branche: "Ich freue mich auf die neuen Chancen, die die Open-RAN-Technologie ihren Nutzern bietet, sowie auf einen lebendigeren Wettbewerb im Mobilfunkmarkt."

Fazit: Für die bestehende 1&1 Kundschaft wird zumindest nichts schlechter. Kurzfristig könnten die Preise für Datenflatrates womöglich sinken. Und langfristig werden wahrscheinlich auch andere Mobilfunk-Tarife hierzulande günstiger.

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