Der Fachkräftemangel ist auch für viele Firmen in Bayern ein großes Problem. Um den zu beheben, braucht es noch einiges an Arbeit. Der heute vorgelegte "Ausbildungsreport 2023" der DGB Jugend in Bayern zeigt einige Mängel auf.
Vor allem ein Ergebnis der Studie sollte aus Sicht der DGB Jugend die Firmen nachdenklich stimmen: nur knapp zwei Drittel der Befragten würde ihren Lehrbetrieb weiterempfehlen. Im dritten Ausbildungsjahr sind es sogar nur die Hälfte. Das liegt sicher auch daran, dass viele Schulabgänger sich die Arbeitswelt oft etwas prickelnder vorstellen. Der Alltag ernüchtert. Die Umfrage zeigt aber auch, dass in vielen Firmen und auch in den Berufsschulen bei der Qualität der Ausbildung durchaus noch nachgebessert werden könnte.
- Bilanz zum Ausbildungsjahr: Kompromissbereitschaft fehlt
Ausbildung berücksichtigt Digitalisierung zu wenig
Wer jetzt oder demnächst ausgebildet wird, der arbeitet in einer immer digitaler aufgestellten Welt. Berufsbilder ändern sich, entsprechend auch die Ausbildung. Doch viele der für den Report befragten Jugendlichen sind nicht zufrieden. Von der digitalen Welt sei oft noch nichts zu erkennen. Nur gut ein Drittel der Azubis bekommt die nötigen technischen Geräte immer oder häufig zur Verfügung gestellt.
An den Berufsschulen ist das Problem noch größer: Die würden, so das Fazit des DGB Reports, oft nicht das an digitalem Equipment bieten, was die Jugendlichen erwarten und in der Ausbildung bräuchten. Für Bayerns DGB Chef Bernhard Stiedl ist das ein unhaltbarer Zustand. Er sieht auch den Freistaat in einer Bringschuld. "Die Auszubildenden zahlen heute den Preis dafür, dass der Staat, dass die Kommunen viel zu wenig in die personelle und räumliche Ausstattung der Berufsschulen investiert haben." Auch die Betriebe müssten hier mehr tun.
Aber immerhin haben fast alle befragten Jugendlichen eine ihnen zugeteilte Ausbildungskraft. Und jeder Vierte fühlt sich im Großen und Ganzen auch gut von dieser Person betreut.
Viele unbezahlte Überstunden und kein Ausbildungsplan
Die Arbeitszeit wird in der Umfrage zum DGB Ausbildungsreport oft angesprochen. Mehr als ein Drittel der Azubis leistet regelmäßig Überstunden. Nach eigenen Angaben bis zu fünf pro Woche. Im Vergleich zum Report vor einem Jahr ist das ein Plus von zwei Prozent. Vergütet oder mit Freizeit ausgeglichen wird die zusätzliche Arbeitszeit aber nicht immer. Das sei – so der DGB – ein Verstoß gegen das Berufsbildungsgesetz.
Das schreibt auch einen Ausbildungsplan vor. Die Jugendlichen sollen so überprüfen können, ob ihnen alle Inhalte vermittelt oder ob sie nicht irgendwo eingesetzt werden, weil es dort gerade eine Personallücke gibt. Solch ein Plan liegt einem Drittel der Befragten nicht vor.
Probleme in der Ausbildung aufzeigen und angehen
Ziel des Reportes ist es, Probleme der Jugendlichen in der Lehre aufzuzeigen. "Wenn sich die Betriebe gut um ihre Ausbildung kümmern, wenn sie ihre Aufgaben ernst nehmen, wenn sie gute Ausbildungskräfte haben, dann lernen die Azubis etwas und sind zufrieden," so das Fazit von Anna Gmeiner. Die Bezirksjugendsekretärin beim DGB appelliert an die Firmen und auch an die Staatsregierung, die Ergebnisse der Umfrage ernst zu nehmen.
Den "Ausbildungsreport" legt die DGB Jugend in Bayern zum zehnten Mal vor. Befragt wurden diesmal rund 1.400 Auszubildende nach ihrer Zufriedenheit mit der Ausbildung. Der Großteil von ihnen hat eine Lehre in den meistfrequentierten Berufen.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.