Niedersachsen, Wolfsburg: Das VW-Logo leuchtet auf dem Dach des Markenhochhauses
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Betriebsrat: VW will mindestens drei Werke schließen

Betriebsrat: VW will mindestens drei Werke schließen

Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen. VW rechtfertigte den Sparkurs: Die Lage sei ernst. Bundeskanzler Scholz dringt auf die Sicherung der Arbeitsplätze.

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Volkswagen will nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke schließen und Zehntausende Arbeitsplätze abbauen. "Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Über diese Pläne habe der Konzern nun die Arbeitnehmerseite informiert.

Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.

Betriebsrat: Kein Werk ist sicher

"Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!", sagte Cavallo. Sie kündigte Widerstand gegen die Pläne an. "Ich kann nur alle Vorstände und alle an der Unternehmensspitze warnen: Legt Euch nicht mit uns, mit der VW-Belegschaft an", sagte sie unter dem Beifall der Mitarbeiter. "Ihr steht ganz kurz vor der Eskalation!" Die Friedenspflicht endet bei VW Ende November, danach sind auch Streiks möglich.

IG Metall kündigt Widerstand an

IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger erklärte in einer ersten Stellungnahme: "Wir wollen Standorte, Auslastung und Beschäftigung langfristig absichern. Wenn die Chefetage den Abgesang Deutschlands einläuten will, müssen sie mit Widerstand rechnen, den sie sich so nicht ausmalen kann!"

VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Verhandlung über Haustarif am Mittwoch

Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Für die anstehende Tarifrunde kündigte der Konzern "konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten" an. 

Laut Cavallo fordert VW nun zehn Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. Darüber hatte zuvor das "Handelsblatt" berichtet. VW hatte Anfang September angekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger auszuschließen.

VW: "Die Lage ist ernst"

VW verteidigte den Sparkurs: Das Unternehmen stehe an einem "entscheidenden Punkt seiner Unternehmensgeschichte". Und weiter: "Fakt ist: Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm", sagte Personalvorstand Gunnar Kilian laut Mitteilung. "Ohne umfassende Maßnahmen zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit werden wir uns wesentliche Zukunftsinvestitionen nicht leisten können." 

"So wie bisher können wir nicht weitermachen"

Markenchef Thomas Schäfer verwies auf die hohen Kosten an den deutschen Standorten. "So wie bisher können wir nicht weitermachen", so Schäfer laut Mitteilung. "Wir sind an den deutschen Standorten nicht produktiv genug und liegen aktuell bei den Fabrikkosten 25 bis 50 Prozent über dem, was wir uns vorgenommen haben. Damit sind einzelne deutsche Werke doppelt so teuer wie der Wettbewerb." Ziel bleibe, die Umsatzrendite bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern. Nur so ließen sich die notwendigen Investitionen in die Zukunft finanzieren.

Scholz fordert Erhalt von Arbeitsplätzen

Nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll die Krise bei VW nicht zulasten der Beschäftigten gehen. Es sei Auffassung des Kanzlers, "dass mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen", sagte Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. Es gehe darum, "Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern". 

Mit Informationen von dpa, AFP, Reuters

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