Bis zu 14.000 Stellen will der Autozulieferer ZF allein in Deutschland abbauen. Dabei geht es vor allem auch in Franken um mehrere Tausend Arbeitsplätze, schätzt die IG Metall. Ähnliche Ansagen gab es zuvor bereits von Continental, wo es weltweit um 30.000 Arbeitsplätze geht, davon rund 13.000 in Deutschland.
Woher kommen die Probleme in der Automobilindustrie?
Bei der aktuellen Autokrise geht es im Kern um die Umstellung vom Verbrennungsmotor auf das Elektroauto. Doch das hat ungeahnte Folgen. Der Absatz der herkömmlichen Fahrzeuge geht zurück und das Interesse an neuen E-Autos ist nicht so hoch wie gedacht. Die Industrie musste viel investieren und bekommt jetzt nicht die erhofften Erträge. Damit keine Verluste entstehen, muss die Produktion nun verkleinert werden, vor allem in Deutschland, wo sie am teuersten ist.
ZF Friedrichshafen am stärksten unter Druck wegen Schulden
Der internationale ZF-Konzern vom Bodensee zahlt derzeit den Preis für eine überzogene Expansion in die USA. Die Folgen davon bekommen Mitarbeiter in Werken wie in Schweinfurt und Nürnberg zu spüren. Als ZF im Jahr 2015 den US-Autozulieferer TRW kaufte, sprach man vom bisher größten Deal der Branche. Kaufpreis: Rund 12,4 Milliarden Euro. 2020 kam noch der US-Bremsenhersteller Wabco dazu. Bis 2027 will ZF weltweit weitere 18 Milliarden Euro investieren und auf der anderen Seite 6 Milliarden Euro sparen.
Zwei ZF-Werke in Nordrhein-Westfalen bereits in Abwicklung
Das führt zu Werksschließungen, wie jetzt in Nordrhein-Westfalen. Die Mitarbeitenden im Freistaat hoffen, davon verschont zu bleiben.
Im fränkischen ZF-Werk in Schweinfurt entstanden vor einem Jahrzehnt noch Stoßdämpfer. Diese recht einfache Produktion wurde in die Slowakai verlagert. Stattdessen geht es in Unterfranken inzwischen um anspruchsvollere E-Technik. Doch auch die könnte infrage stehen, wenn die Nachfrage schwächelt.
Jahrelanger Prozess von Stellenstreichungen
Continental will betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermeiden. Stattdessen soll der Arbeitsplatzabbau über zwei bis drei Jahre stattfinden, beispielsweise mit Vorruhestandsregelungen ab 58 Jahren. So will der Konzern zum Beispiel in Regensburg und in Ingolstadt zusammen 575 Stellen streichen.
Das Einzige, womit das Unternehmen aus Hannover derzeit noch Geld verdient, ist die klassische Reifensparte, mit der einst alles anfing.
Brutale Einschnitte bei Continental nach Verlusten in vielen Werken
Der Reifenhersteller spaltet sich nun weiter auf und will das übrige Autogeschäft an die Börse bringen, um wieder profitabel zu werden. Der fränkische Autozulieferer Schaeffler hat von Continental bereits Vitesco in Regensburg übernommen, mit weltweit 35.000 Arbeitsplätzen. Eine weitere Beteiligung kommt für die Eigentümerfamilie Schaeffler jedoch nicht infrage. Ohnehin besitzt sie 46 Prozent der Conti-Aktien.
Auch bei Schaeffler läuft es nicht mehr rund
Schaeffler stemmt sich bislang erfolgreicher gegen die Autokrise als Conti und ZF. Aber auch dort ist viel von Abbau die Rede, von Vorruhestand oder der Reduzierung von Arbeitszeit, wenn Aufträge ausbleiben. So sollten zum Beispiel in Hirschaid im Landkreis Bamberg 200 Stellen weichen, allerdings trifft es laut IG Metall jetzt doch lediglich 61 Arbeitsplätze.
Großkonzerne verdrängen Mittelständler und Familienunternehmen
Die Beispiele von ZF, Schaeffler und Continental zeigen, wie die Konzentration in der Autoindustrie voranschreitet durch eine schier endlose Kette von Firmenkäufen, Übernahmen und sonstigen Zusammenschlüssen. Immer wieder geht es nach solchen Prozessen um mehr Effizienz, Personalabbau bis zur Schließung von Standorten.
Am Ende dieser Entwicklung, die sich seit vielen Jahren schon abzeichnet, werden einige Großkonzerne übrig bleiben. Die Absatzflaute in der Automobilindustrie macht vielen zu schaffen. Vor allem kleineren und mittleren Unternehmen, die keinen eigenen Zugang zum Kapitalmarkt haben, etwa für Aktien oder Anleihen.
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