Die Aussicht auf bald wieder deutlich sinkende Leitzinsen hat den Dax am Donnerstag erstmals über die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Zählern getrieben. Der deutsche Leitindex rückte um bis zu 1,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 17.003,28 Zählern vor und setzte so seine jüngste Rekordjagd fort. Im Zuge seiner Jahresendrally vom Tief seit Oktober hatte der Leitindex in der Vorwoche seinen gut vier Monate alten Höchststand übertroffen und danach fast täglich neue Rekordmarken erreicht.
Am Nachmittag wird der EZB-Leitzins entschieden
Wie der künftige geldpolitische Pfad der Euro-Zone aussehen wird, dürfte sich am Nachmittag zeigen. Da entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) über ihre künftige Geldpolitik. Anleger erwarten auch hier Signale einer baldigen geldpolitischen Lockerung und dass der Leitzins nicht weiter erhöht wird, da die Inflationsrate auch im Euro-Raum auf dem Rückzug ist. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Zentralbank besorgen könnten, liegt derzeit bei 4,5 Prozent.
Zu den größten Gewinnern gehörten im Dax die zinssensiblen Immobilienwerte. Die Aktien von Vonovia legten um rund zehn Prozent zu. Die Titel des kapitalintensiven Wohnungskonzerns litten in der letzten Zeit unter den vergangenen Zinserhöhungen der führenden Notenbanken, die Aussicht auf sinkende Zinsen scheint nun die Verluste einzudämmen.
Drei Zinssenkungen für 2024 erwartet
Wohl etwa drei Zinssenkungen wird es im Jahr 2024 geben, in einem Gesamtvolumen von 0,75 Prozentpunkten. Darauf deutet jedenfalls die neue Wirtschaftsprognose der Fed hin, die damit die bisherigen Zinserwartungen am Markt übertrifft.
"US-Notenbankchef Jerome Powell hat für die Börsen den Weihnachtsmann gespielt. Jetzt erwarten die Börsianer, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde das Christkind spielt", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.
Gute Nachricht für Aktien-Anleger
Für Aktien-Anleger sind die Aussichten auf sinkende Zinsen gute Nachrichten. Aktien werden gegenüber festverzinslichen Papieren wieder attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren, Investitionen werden erschwinglicher.
Von sinkenden Zinsen erhoffen sich die Anleger Rückenwind für die Wirtschaft, zumal der Druck der Inflation zuletzt spürbar nachgelassen hatte. Da eine zu hohe Inflation negative Auswirkungen auf die Wirtschaft hat, mussten die Notenbanken mit Leitzinserhöhungen gegensteuern.
Seit Ende März 2022 hatte die US-Notenbank Fed etwa ihren Leitzins um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Die rasante Inflation war unter anderem ausgelöst worden vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine.
Inflation in Euro-Zone inzwischen deutlich gesunken
Inzwischen ist die Inflation auch in der Euro-Zone deutlich zurückgegangen. Die Verbraucherpreise lagen im November 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. 10,1 Prozent waren es noch vor einem Jahr gewesen. Die EZB hatte ihre Leitzinsen seit Sommer 2022 kräftig angehoben, zuletzt aber unverändert gelassen.
Mit Informationen von Reuters und dpa.
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