"Läden, mit denen wir kein Geld verdienen, werden wir konsequent schließen", sagt Christian Gries, Geschäftsführer des Einzelhandelsunternehmens Depot. Zu den 27 Filialen, die bis zum Jahresende dichtmachen, zählen auch die in der Schweinfurter Stadtgalerie, in Stein bei Nürnberg und im schwäbischen Donauwörth. 17 Läden seien bereits geschlossen, das Filialnetz damit auf 285 Geschäfte geschrumpft. Und: Es sollen womöglich noch weitere Standorte wegfallen. Hier verhandelt das Familienunternehmen mit Sitz im unterfränkischen Niedernberg noch mit einigen Vermietern.
Großteil der Mitarbeitenden soll versetzt werden
Für die meisten Beschäftigten heißt das, dass sie in andere Filialen versetzt werden. Etwa 50 der zuletzt noch insgesamt 3.350 Beschäftigten verlieren mit den angekündigten Schließungen ihren Job. Als das Unternehmen im Juli Insolvenz in Eigenverwaltung beantragte, waren es noch 4.400 Mitarbeitende.
Auch in der Unternehmenszentrale in Niedernberg hat der Stellenabbau des insolventen Deko-Händlers schon begonnen: Dort sei die Zahl der Beschäftigten seit Anfang des Jahres von rund 650 auf 500 "verringert" worden, heißt es. Ob durch Kündigungen oder sozialverträglichen Stellenabbau ist unklar. Auf eine diesbezügliche Anfrage von BR24 und zu weiteren offenen Fragen, will sich Depot bisher nicht äußern. Bis spätestens Mitte 2025 will das Unternehmen nach eigenen Angaben wieder in den Regelbetrieb übergehen, wie es heißt.
Familienunternehmen seit 70 Jahren
Seit 70 Jahren verkauft das Familienunternehmen "Gries Deco" Dekorationsartikel. Zu Beginn waren es "künstliche Früchte und Christbaumschmuck", die das Ehepaar Gries ab 1948 in Schöllkrippen für den Großhandel herstellte. 2009 expandierte das Unternehmen dann gewaltig, nachdem der Schweizer Handelsriese Migros das Familienunternehmen fast vollständig aufgekauft hatte.
500 Filialen entstanden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch die Rechnung ging nicht auf: Migros verkaufte seine 90-prozentige Beteiligung an dem Wohnaccessoire-Anbieter an den bisherigen Unternehmenschef und Gründerenkel Christian Gries.
Firmenchef räumt Fehler ein
Jetzt will der Firmenchef das Erbe seiner Großeltern am Leben erhalten – und räumt Fehler nach dem Überstehen der Corona-Pandemie ein. Man habe nicht nur unnötige Überbestände in den Lagern aufgebaut. "Wir haben zu spät gemerkt, dass viele Kunden unter der hohen Inflation ein verändertes Kaufverhalten an den Tag legen", so Gries gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Erst vor elf Jahren hatte das Unternehmen 120 Millionen Euro investiert und an seinem Unternehmenssitz in Niedernberg im Landkreis Miltenberg eines der größten Logistikzentren und Hochregallager Deutschlands gebaut.
Konsumflaute und höhere Kosten
Laut Gries hatte Depot während und nach der Corona-Zeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen. "Die Lager waren voll, aber die Ware konnte nicht abfließen, weil die Läden geschlossen waren. Deshalb haben wir Probleme bekommen beim Umsatz." Weil Lieferketten nicht funktioniert hätten, sei Weihnachtsware erst im Januar gekommen. Seither hätten sich außerdem die Rahmenbedingungen für Händler laut Gries verändert: Rohstoffpreise, Nebenkosten, Containerraten und Mieten seien stark gestiegen. Die Frachtkosten hätten sich innerhalb eines halben Jahres verzehnfacht.
Zusätzlich leide besonders der Einrichtungsfachhandel unter der schlechten Konsumstimmung. Die Verbraucher seien zurückhaltend, hinzu komme die starke Konkurrenz durch Non-Food-Discounter oder durch Portale wie den chinesischen Online-Marktplatz-Temu.
Schmaleres Sortiment
Nun will Gries das Depot-Konzept neu aufziehen: "Wir müssen besser werden, uns mit einem überraschenden Produkt- und Preismix abheben und wieder mehr Erlebnisshopping bieten", so Gries. Fortsetzen möchte man das "Rooms"-Konzept, bei dem kleine Depot-Shops in größere Flächen anderer Händler integriert sind. Knapp 150 davon in großen Supermärkten sollen bestehen bleiben, etwa bei Rewe oder Edeka. Andere, wie etwa bei Kaufland, wurden geschlossen.
Mit Material von dpa.
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