Das sogenannte Deutschlandticket geht ab Mai als vergleichsweise günstiges Ticket für den Nah- und Regionalverkehr in Deutschland an den Start. 49 Euro soll der Nachfolger des 9-Euro-Tickets vom vergangenen Sommer pro Monat dann kosten. Für Pendler soll es mithilfe einer Jobticket-Regelung noch einmal günstiger werden: 34,30 Euro oder weniger könnte das Monatsabo für sie kosten - zumindest wenn der Arbeitgeber mitzieht. Aber dass das dem öffentlichen Verkehr den notwendigen Schub verleiht, sehen manche Verkehrsexperten skeptisch.
Minister Wissing: Angebot auch für Pendler interessant
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich von dem Angebot jedenfalls überzeugt. "Arbeitgeber haben die Möglichkeit, zusätzliche Anreize zu schaffen und ihren Beschäftigten das Deutschlandticket als Jobticket bereitzustellen. Das macht das Angebot auch für Pendler und für den Alltagsverkehr noch einmal interessanter", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Ziel sei, dass sich so viele Menschen wie möglich für den klimafreundlichen Nahverkehr entschieden. Das neue Ticket baue Hürden ab, indem das preiswerter, einfacher und digitaler werde.
Offizieller Verkaufsstart des Deutschlandtickets ist an diesem Montag. Damit es als Jobticket noch günstiger wird, müssen Arbeitgeber mindestens 25 Prozent als Zuschuss geben: Dann gibt es vorerst bis Ende 2024 zusätzlich fünf Prozent Preisabschlag vom Bund dazu. Das Finanzierungsgesetz für das Deutschlandticket hatte der Bundesrat am Freitag besiegelt.
Zieht das Deutschlandticket die Jobticketzahlen hoch?
Die Verkehrsbranche sieht in dieser Regelung "einen wichtigen Hebel zur Neukundengewinnung", wie ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mitteilte. Die Zahl der Jobtickets in Deutschland bewegt sich dem VDV zufolge im unteren einstelligen Millionenbereich. Der Branchenverband strebe mithilfe der neuen Jobticket-Regelung eine Verdoppelung bis Verdreifachung an. "Die Verkehrsunternehmen haben dafür einfache Prozesse für die Arbeitgeber aufgesetzt", hieß es. Interessierte Unternehmen sollen sich auf den Seiten der Verkehrsunternehmen schnell zurechtfinden können.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund sprach von einer guten Idee, das neue Ticket als Jobticket anzubieten. "Das macht es attraktiver", sagte Vorstandsmitglied Stefan Körzell der dpa. Jobtickets leisteten einen wichtigen Beitrag für den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn. Ob Betriebe diese Chance für ihre Beschäftigten nutzten, hänge von zusätzlichen Anreizen ab, über die politisch entschieden werden müsse. Der DGB empfehle einen dauerhaften Jobticket-Rabatt von fünf Prozent, wenn Firmen es mit mindestens 25 Prozent bezuschussten.
Verbände: Weitere Investitionen nötig
Doch aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn ist der Preis nicht das einzige Kriterium, das Pendlerfahrten in Bussen und Bahnen attraktiv macht. "Dort wo der öffentliche Verkehr gut ist und der Weg zum Arbeitgeber nicht zu weit weg, da kann das Jobticket schon mal ein bisschen Attraktivität steigern", sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der Nachrichtenagentur.
Wichtiger seien Investitionen in die Infrastruktur und in die Qualität des Angebots. Gleichzeitig müsse es unattraktiver werden, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren: "Es wäre mindestens eine ebenso große Jobticketförderung, wenn Parkplätze für Arbeitnehmer grundsätzlich kostenpflichtig wären", schlug Naumann vor.
Die Probleme im öffentlichen Verkehr bleiben vorerst. "Schon heute sind Busse und Bahnen besonders zu den Stoßzeiten rappelvoll, im ländlichen Raum ist das Angebot mickrig, und überall fehlt Personal", betonte DGB-Vorstandsmitglied Körzell. Oberstes Gebot sei deshalb, für den öffentlichen Nahverkehr genug Geld bereitzustellen.
Bayerns Verkehrsminister hofft auf Ansturm
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) blickt dem Start des Deutschlandtickets unterdessen optimistisch entgegen. Bei BR24 TV äußerte er am Freitag die Hoffnung, dass vor allem in den Ballungsräumen viele Menschen das Ticket erwerben werden. "Je mehr Menschen mitfahren, umso mehr kommt auch Geld in die Kasse. Und das bedeutet, dass das Ganze vielleicht auch auskömmlich sein kann mit dem Defizitausgleich von drei Milliarden von Bund und Ländern."
Mit Informationen von dpa
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