"Neues Abo - Deutschlandticket" steht zur Auswahl in einer Verkehrs-App
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Die große Preisfrage: Sind 58 Euro für das D-Ticket zu viel?

Die große Preisfrage: Sind 58 Euro für das D-Ticket zu viel?

Man erwarte nicht, dass Menschen "in großen Scharen aus dem ÖPNV aussteigen", so hieß es auf der Pressekonferenz zur Preisanhebung beim Deutschlandticket. Die Forschung sagt dazu allerdings etwas anderes.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Auf ihrer Sondersitzung haben die Verkehrsminister der Länder beschlossen, den Preis für das Deutschlandticket von 49 auf 58 Euro anzuheben. Für das vergünstigte Jobticket gilt ab Januar 2025 ein neuer Preis von 40,60 Euro. Das Studierendenticket wird ab dem Wintersemester 2025/26 in der Regel 34,80 Euro kosten.

Deutschlandticket: Wie ist das Preis-Leistungsverhältnis?

So solle das D-Ticket auf eine "solide Finanzbasis" gestellt werden, hieß es. Allerdings gingen dieser Entscheidung heftige Debatten um den "richtigen" Preis voraus. Ist er zu niedrig, werden die Kassen von Bund und Ländern auf die Dauer zu stark beansprucht. Ist er zu hoch, schrecken mehr Menschen vor dem D-Ticket zurück und steigen gegebenenfalls wieder auf das Auto als Transportmittel um.

Dennoch zeigte sich Petra Berg (SPD), die Umwelt- und Verkehrsministerin des Saarlands, optimistisch: "Wir erwarten nicht, dass Menschen in großen Scharen aus ÖPNV aussteigen." Vielleicht würden einige auf ein anderes, kleineres Ticket umsteigen, aber das Deutschlandticket sei beim "Preis-Leistungs-Verhältnis noch immer das attraktivste Ticket im Angebot."

Was sagt die Forschung zur Preis-Sensibilität beim D-Ticket?

Die Verkehrsminister haben im Voraus eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie viele ÖPNV-Nutzende ihr Abo kündigen könnten, wenn der Preis nach oben geht. Die Studie ergab laut internen Kreisen, dass bei einer Preiserhöhung um zehn Euro zwischen 10,3 und 21,1 Prozent der Deutschlandticket-Abonnements gekündigt werden könnten. Bei einer Steigerung um fünf Euro würden zwischen sechs und sieben Prozent der Abonnements gekündigt.

Allerdings könne man das nicht einheitlich prognostizieren, weil der ÖPNV in Bundesländern und Regionen verschieden stark genutzt wird, hieß es auf der Pressekonferenz.

Fraunhofer Institute: Welcher Preis als zu hoch empfunden wird

Bereits im Jahr 2023, als das Deutschlandticket eingeführt wurde, hat eine Studiengruppe der Fraunhofer Institute versucht, herauszufinden, welcher Preis für das Deutschlandticket tragbar ist. Insgesamt galt ein Preis ab 52,84 Euro als "hoch" und 74,92 Euro als "zu hoch". Allerdings unterschieden sich die Antworten stark, wenn jemand das Ticket bereits besaß und nutzte. Von den insgesamt gut 3.000 Befragten besaß gut ein Drittel das Ticket und bei denen war die Preistoleranz größer. Da galt: Bei 56,62 Euro wäre der Preis "hoch" und bei 83,02 Euro wäre der Preis "zu hoch.

Menschen, die das Ticket gar nicht besaßen, haben als Gründe vor allem angegeben, dass der ÖPNV für sie nicht gut genug erreichbar oder ausgebaut sei. Fehlende passende Verbindungen, Unpünktlichkeit und mangelnde Erreichbarkeit des Nahverkehrs sind die häufigsten Gründe dafür, dass jemand kein Deutschlandticket kauft. "Das darf man nicht vergessen", sagt dazu die Co-Autorin der Studie Carolin Hamel gegenüber BR24. "Es geht nicht so sehr um das Ticket an sich. Sondern auch um das persönliche Empfinden gegenüber dem gesamten ÖPNV-Angebot."

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Grafik: Forschende der Fraunhofer-Institute haben nach der Schmerzgrenze für den Preis beim D-Ticket gesucht.

Welche anderen Modelle und Vorschläge gibt es?

In Österreich beispielsweise gibt es bereits seit 2021 ein sogenanntes Klimaticket Ö, mit dem fast alle Verkehrsmittel genutzt werden können. Das kostet etwa 91 Euro im Monat, jährlich also über 1.000 Euro. Allerdings gibt es Ermäßigungen für Seniorinnen und Senioren, für junge Menschen und für Menschen mit Behinderung. Außerdem gibt es sogenannte "Schnuppertickets", die die Gemeinden erwerben und an Einzelpersonen verleihen können.

Im Zuge der Debatte hatte es auch einige neue Ideen für das Deutschlandticket gegeben: kostenlose Familien-, Fahrrad- oder Haustierbeförderung beispielsweise, oder größere Rabatte für Menschen mit geringen Einkommen. Denkbar wäre auch eine Art Einstiegsflatrate gewesen, wie sie bei Handyverträgen üblich ist. Aber: "Konkrete Planungen haben wir dazu bislang nicht", sagte Oliver Krischer (Grüne), Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen, als Sprecher der Verkehrsministerkonferenz.

Momentan 13 Millionen D-Ticket-Abos

Das Deutschlandticket hat mittlerweile 13 Millionen dauerhafte Abonnentinnen und Abonnenten, laut Bundesverkehrsministerium. Seit seiner Einführung konnte die Auslastung im ÖPNV um sechs Prozent gesteigert werden. Job- und Studierendentickets gibt es deutschlandweit, in einigen Bundesländern auch Schüler- und Sozialtickets. In Bayern gibt es bislang nur die Preisreduktion für Studierende. Laut dem bayerischen Verkehrsministerium sind aktuell "keine weiteren Deutschlandticket-Angebote geplant".

Von nächstem Jahr an kostet das Deutschlandticket monatlich 58 Euro statt wie bisher 49 Euro. Darauf haben sich die Verkehrsminister der Länder verständigt.
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Von nächstem Jahr an kostet das Deutschlandticket monatlich 58 Euro statt wie bisher 49 Euro.

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