Der angeschlagene Baywa-Konzern kann sich laut Sanierungsgutachter durch Gesundschrumpfung retten. In einem zweiten Entwurf des im Juli in Auftrag gegebenen Gutachtens wird die "Sanierungsfähigkeit" des Münchner Unternehmens bestätigt, also attestiert, dass die BayWA trotz ihrer hohen Verschuldung grundsätzlich überlebensfähig ist. Das wurde in einer Pflichtmitteilung für die Börse bekannt gegeben.
Gutachten verschreibt der BayWA eine Schlankheitskur
Laut dem Sanierungskonzept sollen alle vier Geschäftsbereiche der BayWa - Agrar, Baustoffe, Energie und Technik - erhalten bleiben, gefordert werden jedoch "eine organisatorische Verschlankung und zahlreiche operative Einsparungsmaßnahmen", die auch zu Stellenstreichungen führen dürften. Die BayWa ist ein international tätiges Unternehmen mit rund 25.000 Beschäftigten.
Zudem sollen Unternehmensteile der BayWa – vor allem im Ausland – abgestoßen werden. Damit könnten unter anderem der neuseeländische Obsthändler T&G Global und der niederländische Soja- und Getreidehändler Cefetra, die der BayWa gehören, bald zum Verkauf anstehen. Auch die Tochter BayWa r.e., die Wind- und Solarprojekte entwickelt, ist vor allem im Ausland aktiv.
Kreditgeber sollen bei Laune gehalten werden
Die Umsetzung des Sanierungsplans ist die Voraussetzung dafür, dass die Kreditgeber der mit mehr als fünf Milliarden Euro verschuldeten BayWa bei der Stange bleiben. Bis Jahresende muss sich der als Sanierer angetretene Vorstand Michael Baur mit den Gläubigern einigen, ob und unter welchen Bedingungen sie Kredite und Anleihen bis 2027 verlängern.
Das Unternehmen zeigte sich zuversichtlich, dass das gelingen werde. "Die Verhandlungen mit den Finanzierungspartnern und weiteren wesentlichen Stakeholdern" verliefen "weiterhin konstruktiv", hieß es. Der erfolgreiche Abschluss der Verhandlungen ist die Grundlage für das finale Sanierungsgutachten, das spätestens im April vorliegen soll.
Aktionäre werden noch einmal zur Kasse gebeten
Ende September hatten die wichtigsten Gläubigerbanken 500 Millionen Euro als Überbrückungskredit zur Verfügung gestellt, damit der BayWa während der Erntezeit nicht das Geld ausgeht, und zugesagt, die bestehenden Kredite bis Ende Dezember nicht fällig zu stellen. Bereits vorher hatten die Großaktionäre und die Gläubiger der BayWa knapp 550 Millionen Euro bereitgestellt.
Für die Umsetzung der Sanierungspläne braucht die BayWa aber nochmals zusätzliches Geld. Die Aktionäre sollen deshalb bald erneut zur Kasse gebeten werden. 2025 sei eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht geplant – wie hoch, ließ die BayWa zunächst offen. An der Börse ist das Unternehmen nur noch gut 300 Millionen Euro wert. Die größten Anteilseigner sind die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs AG mit 33,8 Prozent und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest mit 28,3 Prozent.
Ende 2027 soll die Sanierung abgeschlossen sein
Mit dem Erlös der Kapitalerhöhung und dem Verkauf von Firmenteilen sollen das operative Geschäft finanziert und Schulden abgebaut werden. Die BayWa gibt sich für diesen Sanierungsprozess bis Ende 2027 Zeit: Bis dahin sollen "eine erheblich verbesserte Eigenkapitalquote vorliegen (...) und marktübliche Erträge erwirtschaftet werden".
Mit Informationen von Reuters und dpa
Im Video: BayWa in Not - Warum Kleinanleger bangen
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