Für die unter Milliardenschulden leidende BayWa ist rasche Hilfe in Sicht: Die Beteiligungsgesellschaft der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken als größter Aktionär will das Traditionsunternehmen stützen. "Wir werden uns da solidarisch zeigen, wir werden diesen Weg auch konstruktiv miteinander gehen", sagte Gregor Scheller, scheidender Vorsitzender des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), in München.
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Über die sich abzeichnende Lösung berichtete zuvor der Finanzinformationsdienst "Platow Brief". Dem Vernehmen nach soll der Hilfsplan in Kürze bekannt gegeben werden. Scheller nannte weder das finanzielle Volumen noch sonstige Einzelheiten.
BayWa hat Schulden von 5,6 Milliarden Euro
Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene BayWa mit ihren rund 24.000 Mitarbeitern hat kurz- und langfristige Schulden in Höhe von etwa 5,6 Milliarden Euro. Wegen des rapiden Anstiegs der Kreditzinsen hat sich die Zinsbelastung des Unternehmens von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen Euro verdreifacht. Vor zehn Tagen hatte der Konzern in einer Pflichtmitteilung für die Börse seine "angespannte" Finanzlage und die Berufung eines Sanierungsgutachters publik gemacht.
Sorgen ausgelöst hatte das nicht nur in der Finanzszene: Die BayWa ist für die Lebensmittelversorgung in Süddeutschland von erheblicher Bedeutung. Das Unternehmen ist nicht nur Lieferant von Saatgut, Dünger und Landmaschinen, sondern kauft vielen Bauern auch ihre Ernte ab. Außerdem sind viele Landwirte Kleinaktionäre des Unternehmens.
"Wir werden diesen Weg gehen": Rettung für BayWa in Sicht
Direkt beteiligt an der BayWa ist nicht der Genossenschaftsverband, sondern die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungsgesellschaft (BRB), eine Holding, die gut 34 Prozent der Anteile des Mischkonzerns hält. Nach Schellers Worten gab es am vergangenen Freitag bei einer kurzfristig einberufenen Hauptversammlung die Übereinkunft, der BayWa zu helfen. "Die Bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken und die BRB, die werden diesen Weg gehen, und ich bin da als Aufsichtsratsvorsitzender der BayWa sehr, sehr dankbar."
BayWa schreibt wieder schwarze Zahlen
BayWa hat derweil seine Prognose für das aktuelle Jahr zurückgezogen. Mit Blick auf das laufende Sanierungsgutachten sei es dem Vorstand nicht möglich, zum derzeitigen Zeitpunkt eine hinreichend belastbare, konkrete neue Prognose für den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern für 2024 abzugeben, teilte das Unternehmen mit.
Zugleich gab BayWa vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr bekannt, die allerdings unter dem Vorbehalt der durchzuführenden Überprüfung der Vermögenswerte stehen: Demnach schreibt der Konzern trotz eines Umsatzeinbruchs operativ wieder schwarze Zahlen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 61,3 Millionen Euro im zweiten Quartal machte Verluste in gleicher Höhe im ersten Quartal wett, wie die BayWa am Mittwochabend mitteilte. Der Konzernumsatz brach im ersten Halbjahr um 15 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro ein.
BayWa: Ein bayerisches Traditionsunternehmen
Die BayWa hatte 2023 ihren hundertsten Geburtstag gefeiert, um das Jubiläumsjahr mit einem Nettoverlust von 93 Millionen Euro zu beenden. Im ersten Quartal rutschte die BayWa noch tiefer in die roten Zahlen. Ursache waren neben der hohen Zinslast auch die derzeit schlecht laufenden Geschäfte.
Mit Informationen von dpa und Reuters
Zum Video: Milliardenschulden - BayWa sucht Weg aus der Krise
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