Eric Beth baut ein Fahrrad in ein E-Bike um.
Bildrechte: BR24/Jörg Hertle

Eric Beth aus Fürth baut normale Fahrräder in E-Bikes um. Die Kunden sparen damit viel Geld.

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Günstige Alternative: Wie eine Werkstatt Räder zu E-Bikes pimpt

Wer sich ein E-Bike kaufen möchte, muss oft tief in die Tasche greifen. Dass es auch preiswerter geht, zeigt eine Werkstatt in Fürth. Dort werden einfache Stadträder in Elektroräder umgebaut. Und nachhaltig ist die Idee auch noch.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Trend zum E-Bike ist ungebrochen. Doch: Die Preisvorstellungen mancher Hersteller gehen ins Uferlose. Das brachte einen jungen Fahrradschrauber und gelernten Elektroniker aus Fürth auf eine Idee: Aus beinahe jedem Fahrrad lässt sich ein mehr als nur passables E-Bike bauen.

Motoren, Akkus und die nötigen Steuerkomponenten werden von verschiedenen Herstellern angeboten. So wird aus einem älteren Stadtrad, das mit reiner Muskelkraft betrieben werden muss, ein schickes Bike mit E-Antrieb. Das Ergebnis: weniger schweißtreibend für den Radler und schonender für den Geldbeutel.

Idee kam Eric Beth aus Geldmangel

Wenn man Eric Beth so zuschaut, geht´s relativ fix: Kette aushängen, Pedale abschrauben, Tretlager ausbauen. Eine halbe Stunde bis Stunde, so schätzt Eric Beth, dauert es, bis das mechanische Mountainbike, das auf dem Montageständer seiner Werkstatt hängen hat, fertig für die Elektrifizierung ist.

Auf die Idee, aus ganz normalen Rädern E-Bikes zu machen, kam der 28-Jährige aus Geldmangel: "Ich bin in meinem Berufsschulunterricht gesessen und dachte mir, ich brauche ein E-Bike. Und dann habe ich geguckt, was ein E-Bike kostet und habe festgestellt: Doch nicht in meinem Ausbildungsgehalt drin."

Zutaten für E-Bikes gibt es im Internet

Der angehende Elektroniker fragte seinen Berufsschullehrer, ob man E-Bikes auch selbst bauen könnte. Ja, klar, lautete die Antwort. Im Internet suchte Eric Beth daraufhin nach den passenden Komponenten, wie Motoren, Steuerungen und Akkus. Doch: "Ich hatte aber immer noch kein Geld, um mir Komponenten zu kaufen."

Also fing er an, Räder für andere umzubauen, um sich mit dem Gewinn seinen Traum vom Elektroflitzer zu verwirklichen. Seit November 2019 baut er im eigenen Ladengeschäft in Fürth anderer Leute Drahtesel zu E-Bikes um – je nach Wunsch mit Hinterrad- oder Mittelmotor. So auch das Trekking-Rad von Britta Vogt. Vor einem Monat hat sie ihr Radl mit einem Motor ausstatten lassen. Jetzt ist sie zur ersten Inspektion in Eric Beths Werkstatt gekommen.

Eine Kostenfrage

Für Britta Vogt war es einfach eine Kostenfrage. Ein einigermaßen taugliches E-Bike kostet schon mal gut 2.000 Euro und mehr. Die Umrüstung in Eric Beths Werkstatt kostet gerade mal die Hälfte. Und noch etwas spricht aus Sicht von Britta Vogt für den Umbau ihres geliebten Trekkingrads: "Mein Rad ist auf mich absolut angepasst. Das war ein Geburtstagsgeschenk meines Mannes. Er hat meinen Körper vermessen und hat halt genau dieses Rad für mich gekauft, und das wollte ich einfach behalten. Das ist mein Baby, kann man sagen."

E-Bike-Umbau auch bei Lastenrädern möglich

Währenddessen hebt Peter Steinbauer aus Ansbach das Lastenfahrrad eines französischen Herstellers aus dem Kofferraum seines Autos. Vorne ein ausladender Gepäckträger, hinten ebenfalls. Stabil sehen die Träger an dem relativ kleinen Fahrrad aus. Als "E-Bike-ready" hat es Peter Steinbach bei einem Versender in Berlin gekauft, also fertig für den Umbau zum Elektrorad. Mit Eric Beth bespricht der Besitzer, welcher Motor künftig für Vortrieb sorgen soll – einer mit dauerhafter Elektropower oder einer, der je nach Pedaldruck elektrisch unterstützt. Auch müssen sie entscheiden, welcher Akku mit welcher Laufzeit es sein soll.

Wenige Werkstätten machen den Umbau

Das Lastenrad hätte Peter Steinbauer vor Ort in Frankreich auch elektrifiziert kaufen können. In andere EU-Länder verschickt der Hersteller jedoch nur die Rahmen mit Reifen und Bremsen. Die Kunden müssen sich selbst um E-Motoren und den ganzen Rest kümmern. Bei der Suche nach einer Werkstatt stieß Steinbach auf Eric Beth. Allzu viele Fahrradwerkstätten, die solche Umbauten machen, gibt es nämlich nicht. Peter Steinbauer hofft: "Dass ich dann einfach – bei uns ist es recht hügelig – auch Kinder transportieren kann, einkaufen gehen kann, auf die Arbeit auch pendeln kann. Das erhoffe ich mir, dass es einfacher geht."

Wenig nachhaltig: Händler wollen Räder verkaufen

Mehr als 200 Räder pro Jahr macht Eric Beth zum E-Bike. Alles im gesetzlichen Rahmen. Das heißt: Schneller als 25 Kilometer pro Stunde dürfen die Umbauten nicht fahren. Er repariert auch E-Bikes, die nicht bei ihm gekauft wurden – einfach, weil Eric Beth keine Ressourcen verschwenden will. Vielen, vor allem den großen Händlern, gehe es darum, möglichst viele neue Räder zu verkaufen. Reparaturen lehnten sie deshalb ab, erzählt der 28-Jährige. Nachhaltigkeit sei für ihn etwas anderes.

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