Nachhaltig, kostengünstig und jederzeit verfügbar: Das sind die Grundvoraussetzungen für die Energieversorgung der Wirtschaft, sagt Hofs Landrat Oliver Bär (CSU). Und er positioniert den industriestarken Landkreis mit vielen energieintensiven Unternehmen aus der Textil- und Papierbranche ganz klar: "Wir wollen vom Wasserstoff profitieren."
Einen ersten Schritt hat der Landkreis gemacht und sich der "Zukunftsenergie Nordostbayern" GmbH (Zenob) angeschlossen, die am Wasserstoff-Zentrum in Wunsiedel angedockt ist. Dazu gehört auch Bayerns größte Elektrolyse-Anlage.
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Erster Wasserstoff-Anschluss in Bayern
Dass die Region Hof-Wunsiedel eine Vorreiterrolle im geplanten Leitungsnetz für den sogenannten grünen Wasserstoff einnehmen kann, hat auch die Ampelregierung auf dem Schirm. Die erste Leitung in Bayern des bundesweit geplanten Wasserstoff-Netzes soll von Norden kommend in Hof andocken: und zwar schon 2030, also zwei Jahre vor dem geplanten Flächenschluss. Das erklärt Chemieingenieurin Katharina Großmann, die beim Netzbetreiber "Ferngas" mit Sitz in Schwaig bei Nürnberg federführend für das Wasserstoff-Netz ist.
Großes Interesse aus der Wirtschaft
Um die Menschen in der Region möglichst frühzeitig in die Planungen einzubinden, hatte der Landkreis Hof jetzt zu einem ersten Gedankenaustausch eingeladen. Das stieß auf große Resonanz – bei kleinen Handwerksbetrieben genauso wie bei großen Industriefirmen. Insgesamt 80 Unternehmer und Bürgermeister kamen am Montagabend zur Infoveranstaltung.
Da hörten sie Folgendes: Erst im Frühjahr 2023 haben die Ferngasbetreiber den Auftrag für die Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes bekommen – und bereits im November konnte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erste Details vorstellen.
Gasleitungen werden umgenutzt
Bis 2032 soll das 9.700 Kilometer lange Netz zur Verfügung stehen. Dieses ehrgeizige Ziel ist erreichbar, weil etwa 60 bis 70 Prozent bereits bestehen: Gasleitungen, die künftig für Wasserstoff genutzt werden sollen. Dies sei bei den Stahlleitungen auch problemlos möglich, lediglich die Dichtungen und Armaturen müssten ausgetauscht werden, erklärt Chemieingenieurin Katharina Großmann in Hof.
Durch die Umnutzung bestehender Leitungen spare man nicht nur Zeit, sondern auch Kosten – man benötige nur etwa 20 Prozent im Vergleich zu einem neuen Netz. Insgesamt werde der Bund rund 20 Milliarden Euro investieren.
"Chance für Wirtschaft in unserer Region"
Unternehmer Jürgen Schaller, geschäftsführender Gesellschafter der Papierfabrik Macher in Köditz im Landkreis Hof, sieht die Planung positiv: "Dass wir hier angeschlossen werden sollen, das hilft schon mal." Firmen in andere Regionen - wie etwa Coburg - hätten diese Chance nicht. 10.000 Tonnen Wasserstoff würde seine Papierfabrik pro Jahr grob geschätzt benötigen. Das sei kein Problem, versichert Ferngas-Teamleiterin Großmann. Der Großteil des Wasserstoffs werde importiert – in Skandinavien oder Schottland sehe man schon erwartungsvoll auf den Aufbau des Wasserstoff-Netzes in Deutschland, so Großmann.
Aber auch regional erzeugter Wasserstoff aus Wunsiedel könne eingespeist werden. "Wir müssen die Energieversorgung neu denken", so der Wunsiedler-Wasserstoff-Experte Marco Krasser.
Hof will Ein- und Ausfahrten auf neue Energie-Autobahn
Anders als beim Südost-Link könne die Region Hof vom Wasserstoff-Netz direkt profitieren. Auch Landrat Bär betont: "Bei dieser Energie-Autobahn wollen wir möglichst viele Ein- und Ausfahrten."
Ganz konkret können sich Wirtschaft und Stadtwerke jetzt in die Planung einbringen: Sie können vom 7. Februar bis zum 22. März über eine Internet-Plattform des Branchenverbands "FNB Gas" - einem Zusammenschluss der Leitungsbetreiber - den eigenen Wasserstoff-Bedarf ab 2025 anmelden. "Das ist noch nicht verbindlich, wir schließen noch keinen Vertrag mit diesen Angaben. Wichtig ist erstmal, dass wir den Bedarf kennen", so Katharina Großmann.
Überdurchschnittlich hohe Fördergelder für Firmen
Und Firmen aus der Region haben nicht nur rein technisch einen Vorteil beim Wasserstoff-Anschluss. Für Investitionen in die Transformation hin zum klimaneutralen, nachhaltigen Wirtschaften bekommen die Unternehmen überdurchschnittlich hohe Zuschüsse zwischen 45 und 65 Prozent. Hof und Wunsiedel sind sogenannte C-Fördergebiete. Als Ansprechpartner informierte am Montag neben der Wirtschaftsförderung des Landkreises Hof auch die IHK Bayreuth für Oberfranken – hier gibt es im sogenannten "Anwenderclub Wasserstoff/H2" auch immer wieder Infoveranstaltungen.
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