02.02.2024, Bayern, München: Ein roter, runder Aufkleber mit der Aufschrift "Sale - bis zu 60 Prozent - Oberpollinger" hängt vor Geschäftsöffnung am Eingang des Kaufhauses Oberpollinger in der Innenstadt. Das Handelsunternehmen KaDeWe Group mit den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg hatte in den vergangenen Tagen Insolvenz angemeldet. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Entwicklungen nach Insolvenzantrag KaDeWe

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Hohe Zahl an Insolvenzen: Wenn in der Krise eine Chance liegt

Hohe Zahl an Insolvenzen: Wenn in der Krise eine Chance liegt

SportScheck, Haba, Oberpollinger – die Zahl der Pleiten ist zuletzt stark gestiegen. Auch das bayerische Unternehmen Feiermeier gehört neu mit dazu. Ein Beispiel aus Nürnberg, das zeigt, dass eine Insolvenz nicht immer das Aus bedeuten muss.

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Piñatas, Deko, Luftballons und Kostüme: Regale gefüllt mit Partyartikeln. Dafür ist das Unternehmen Feiermeier bekannt - in der Nürnberger Hauptfiliale und an den anderen acht Standorten in Bayern. Doch die Party ist vorerst vorbei - Feiermeier ist insolvent. Deshalb hat das Insolvenzgericht Nürnberg Daniel Barth als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.

Er hat sich in die Datenlage eingearbeitet und kennt die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit: "Ein Hauptgrund war die Preissteigerung im Allgemeinen und im Speziellen: Das Helium hat sich in den letzten vier Jahren versechsfacht", sagt er. Das Problem: So teure Heliumballons konnte Feiermeier nicht verkaufen. Deshalb brachen die Umsätze ein. Dazu kommen die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen: "Die Kunden sind nicht in der Feierlaune, die Feiermeier braucht, um Umsätze zu machen. So entstand auch die Krise, die wir jetzt beheben wollen."

Ziel: Unternehmen retten

Das Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters: das Unternehmen und damit 87 Arbeitsplätze retten. Eine Insolvenz bedeutet nicht immer das Aus eines Unternehmens. Daniel Barth ist beauftragt, sich darum zu kümmern, dass die Gläubiger so viel Geld wie möglich zurückerhalten, das Unternehmen stabilisiert wird und auch dafür zu sorgen, die Löhne der Mitarbeiter sicherzustellen.

Eine Chance in der Krise sieht auch Robert Hänel vom Verband der Deutschen Insolvenzverwalter. Das Insolvenzrecht stelle viele Werkzeuge zur Verfügung, um den überlebensfähigen Kern eines Unternehmens marktfähig zu machen. "Dann kann mit gewissen Operationen diese wirtschaftliche Einheit gerettet werden oder wirtschaftliche Bestandteile aus der Einheit herausgeschält werden, um sie zu retten", sagt er.

Käufer gesucht

Das Hauptziel von Daniel Barth ist es, einen Käufer zu finden, der in das Unternehmen investiert, dadurch die Arbeitsplätze sichert und das Unternehmen zukünftig fortführt. Dazu muss er wissen, was alles zu dem Unternehmen gehört. Hilfe bekommt er dazu von Fabian Altrichter von der Firma Restlos, einem Industrieverwerter und Dienstleister für Insolvenzverwalter.

Fabian Altrichter wird in letzter Zeit häufig gerufen, um Büromöbel, Waren, Rohstoffe oder Maschinen zu bewerten. Kommt es zu einer Zerschlagung eines Unternehmens, kümmert er sich auch um Auktionen, um die Gegenstände bestmöglich zu verkaufen.

Rasanter Anstieg von Insolvenzen

In ganz Bayern ist die Zahl der Insolvenzen rasant gestiegen: Insgesamt haben 2.527 Unternehmen im vergangenen Jahr ein Insolvenzverfahren beantragt, 533 mehr als noch 2022. Das entspricht einem Anstieg von 26,7 Prozent. Kein Grund zur Beunruhigung, sagen Experten, denn damit seien die Zahlen wieder auf einem Niveau wie zuletzt vor Corona. Während der Pandemie, als Milliarden als Staatshilfe flossen, mussten wirtschaftliche Probleme nicht so schnell gemeldet werden. Deshalb sank in dieser Zeit die Zahl der Insolvenzen deutlich.

Viele Branchen betroffen

Allerdings: Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht, so sieht es Robert Hänel aus dem Vorstand der Deutschen Insolvenzverwalter. Branchen, in denen noch mehr Insolvenzen erwartet werden, seien die Baubranche, der Gesundheits- und Autozuliefererbereich, auch der Einzelhandel, "wegen des veränderten Kaufverhaltens in der Pandemie", so der Experte.

Fabian Altrichter von der Firma Restlos hat jetzt schon genug zu tun. In 40 Insolvenzverfahren ist er aktuell involviert, so wie beim Partyunternehmen Feiermeier, wo er beim Rundgang mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter die Anzahl der Partyartikel kontrolliert, ebenso den Bestand von Rohstoffen wie Helium oder Arbeitsgeräte.

Auf dem Weg zum Bieterverfahren

Rund 700.000 Produkte führt Feiermeier. Jedes einzelne davon zu zählen, ist nicht möglich. Fabian Altrichter geht deshalb bei seiner Arbeit anders vor und gleicht Artikel mit der bestehenden Inventur ab: "Wir kontrollieren die Artikelnummer stichprobenartig und auch die Stückzahl, um so herauszufinden, ob der Insolvenzverwalter, wenn er das Unternehmen verkauft, auch den richtigen Warenbestand mit verkaufen kann und ob das Gesamtpaket passt." Je höher der Warenwert, desto höher ist auch der Wert des Unternehmens, mit dem ein Bieterverfahren starten kann.

Insolvenz als Chance

Im besten Fall können dann durch einen Verkauf den Gläubigern eine hohe Quote ausbezahlt und die über 25-jährige Unternehmensgeschichte weitergeschrieben werden. Wie für viele Unternehmen, die derzeit in die Miesen geraten sind, wäre die Insolvenz dann eine Chance.

Generell sagt Robert Hänel aus dem Vorstand der Deutschen Insolvenzverwalter: "Weil durch die Insolvenz unproduktiv gewordene wirtschaftliche Einheiten wieder produktiv gemacht werden können." Und auch in einer Zerschlagung sieht er noch Positives: "Selbst dann gibt es ja noch Vermögensgegenstände, Arbeitnehmer, und auch diese können einer sinnvolleren und auch wirtschaftlich sinnvolleren Verwendung zugeführt werden." So seien betroffene Fachkräfte oft gesucht und könnten schnell wieder eine neue Arbeit finden. Letztlich seien Insolvenzverfahren auch ein gewisser Marktbereinigungsmechanismus, in dem "Einheiten, die ihren Zweck nicht mehr erfüllen, nämlich produktiv und zukunftsfähig zu sein, umgestaltet werden", so Hänel.

Optimistischer Insolvenzverwalter

Die Inventur bei Feiermeier zieht sich allein in der Nürnberger Hauptfiliale über Stunden. Aber Fabian Altrichter ist zufrieden, weil ihm niemand den Blick in Akten oder Schränke versperrt hat. In vielen anderen Unternehmen kennt er das anders. Bei Feiermeier ist die Stimmung zwar gedrückt, aber die Offenheit groß.

Bis zum 1. Mai soll nun alles vorbereitet sein für einen Verkauf. Der Insolvenzverwalter ist optimistisch, dass es weitergeht. Auch viele treue Kunden würden sich das wünschen.

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