Die Zeit der Streiks in den Metall- und Elektrounternehmen ist vorbei. Nach einem 18-stündigen Verhandlungsmarathon über Nacht haben sich IG Metall und Arbeitgeber am Morgen geeinigt.
Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bekommen ab April erst zwei Prozent mehr Lohn, im April 2026 dann noch einmal 3,1 Prozent. Zudem gibt es zum 1. Februar 2025 eine Einmalzahlung von 600 Euro. Das ist der Ausgleich für die Monate seit Auslaufen des Tarifvertrages Ende September bis zur ersten Erhöhung im nächsten April. Zusammengerechnet spricht die IG Metall von einem Plus von 5,5 Prozent.
Metall-Tarifabschluss: Laufzeit von 25 Monaten
Auch für die Auszubildenden gibt es ein Plus: Sie erhalten 140 Euro schon ab Jahresbeginn. Und ab 1. April 2026 bekommen sie ein Lohnplus von 3,1 Prozent. Die IG Metall bekommt also mehr Prozente, als zuletzt von den Arbeitgebern angeboten – dafür muss sie eine lange Laufzeit von immerhin 25 Monaten schlucken. Der Tarifvertrag sieht außerdem weitere Regelungen wie Sonderzahlungen und flexible Lösungen für Firmen vor, die in schwieriger Lage auch mal vom Tarifvertrag abweichen wollen.
Arbeitgeber und Gewerkschaft in Bayern zufrieden
Nach Ansicht des bayerischen IG Metall-Verhandlungsführers und Bezirksleiters Horst Ott habe die Gewerkschaft "zu allen ihren Themen in dieser Tarifrunde gute Ergebnisse erreicht". Angelique Renkhoff-Mücke, die Tarifverhandlungsführerin des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie sagte: „Das Verhandlungsergebnis geht an die Grenze des Möglichen."
Die IG Metall hatte ursprünglich sieben Prozent mehr Geld über zwölf Monate Laufzeit gefordert. Eine Forderung, die die Gewerkschaft schon im Mai erhoben hatte, als die Wirtschaftsaussichten noch besser erschienen. Die Arbeitgeberverbände hatten zunächst 3,6 Prozent in zwei Stufen bei 27 Monaten Laufzeit angeboten und darauf verwiesen, dass zuletzt immer neue Hiobsbotschaften aus Unternehmen gekommen sind.
Immerhin hatten sich die Tarifparteien bereits in den vergangenen Wochen bei anderen Forderungen der Gewerkschaft angenähert wie mehr Geld für Auszubildende oder eine Ausweitung der Möglichkeit, zwischen mehr Geld und arbeitsfreier Zeit zu wählen.
Volkswirte loben Metall-Tarifabschluss
Experten lobten das Ergebnis der Verhandlungen. "Das ist ein sehr maßvoller Abschluss", sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Mehr wäre angesichts von Entlassungen in vielen Firmen nicht gerechtfertigt gewesen. Chefvolkswirt Carsten Brzeski von ING sprach von einer "deutlichen Kehrtwende: weg von starken Lohnerhöhungen zum Ausgleich von Kaufkraftverlusten, hin zu Arbeitsplatzsicherung". Die Hiobsbotschaften aus Wolfsburg, wo Volkswagen derzeit auf massive Einsparungen drängt und Werke schließen will, hätten ihre Spuren hinterlassen.
Gemeinsamer Pilotabschluss von Bayern und Tarifgebiet Nord
Erstmals wurde der Pilotabschluss von zwei Bezirken gemeinsam erreicht. Die jeweiligen Verhandlungskommissionen aus Bayern und dem Tarifgebiet Nord hatten bereits in der vorherigen Verhandlungsrunde eng zusammengearbeitet. Bei der entscheidenden vierten Sitzung in Hamburg haben auch der IG-Metall-Vorstand sowie Gesamtmetall im Hintergrund mitgewirkt. Der so erreichte Pilotabschluss soll nun in den übrigen neun Tarifgebieten übernommen werden, wozu noch einmal regionale Treffen notwendig sind.
Keine Warnstreiks mehr
Nach dem Ablauf der Friedenspflicht Ende Oktober hatte die Gewerkschaft ihre Mitglieder in Hunderten Betrieben zu mehrstündigen Warnstreiks aufgerufen. Daran haben sich innerhalb von zwei Wochen mehr als 600.000 Menschen beteiligt. Auch zum Verhandlungsauftakt am Montag hatte es noch Protestaktionen gegeben, unter anderem am Verhandlungsort Hamburg. Pläne für ganztägige Warnstreiks bleiben nun aber in der Schublade.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
Zum Video: Tarifabschluss in der Metallbranche
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