Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie
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Metall-Tarifparteien - Wo es noch hakt

Metall-Tarifparteien - Wo es noch hakt

Die Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie kommen in die heiße Phase. Kurz vor dem Treffen liegen IG Metall und Arbeitgeber in der zentralen Frage der Lohnerhöhung weit auseinander. Die IG Metall Bayern zeigt sich entschlossen.

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Arbeitgeber und Gewerkschaft der Metall- und Elektroindustrie liegen vor dem Einigungsversuch am Montag beim Kernpunkt einer prozentualen Tariferhöhung noch weit auseinander. Das Thema sei am sperrigsten zu besprechen, sagte der Verhandlungsführer des IG-Metall-Bezirks Küste, Daniel Friedrich, am Freitag. "Bei der Frage Geld ist die Fantasie sehr, sehr, sehr gering zurzeit." Der norddeutsche Tarifbezirk ist ebenso wie der Bezirk Bayern vom Bundesvorstand der Gewerkschaft damit beauftragt, am Montag in Hamburg gemeinsam mit den jeweiligen Arbeitgeberverbänden einen Pilotabschluss anzustreben.

Bayerischer IG-Metall-Chef: Suchen mit Engagement eine Lösung

Das Vorgehen im Tandem ist ein Novum, wurden die Abschlüsse bisher doch immer in einem großen Bezirk, also Baden-Württemberg, Bayern oder Nordrhein-Westfalen, geschmiedet. Der neue Ansatz stehe für mehr Transparenz und breitere Zusammenarbeit in der Tarifpolitik, sagte Friedrich.

"Wir suchen mit Engagement eine Lösung", sagte der bayerische IG-Metall-Chef und Verhandlungsführer Horst Ott: "Alle, die am Tisch sitzen, sind sich ihrer Verantwortung bewusst." Das betonten auch die bayerischen Arbeitgeber. Deren Verhandlungsführerin, Angelique Renkhoff-Mücke, sprach am Montag von großem Einigungswillen, schränkte aber ein, dass der Abschluss "verantwortungsvoll" sein und Stabilität geben müsse.

In Bayern sollten Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie ihre Arbeit am Freitag früher als üblich beenden. Die IG Metall hatte unter anderem bei BMW in Dingolfing, bei Fendt, Bosch und Liebherr Aerospace dazu aufgerufen, Schichten vorzeitig zu beenden. Insgesamt sollten in 36 Betrieben Warnstreiks stattfinden. Der Schwerpunkt lag in Niederbayern.

Das fordert die IG Metall

Die IG Metall fordert für die 3,9 Millionen Beschäftigten bundesweit sieben Prozent mehr Geld über zwölf Monate Laufzeit. Die Arbeitgeberverbände boten bisher 3,6 Prozent in zwei Stufen bei 27 Monaten Laufzeit an. Zu anderen Forderungen der Gewerkschaft wie mehr Geld für Auszubildende oder eine Ausweitung der Möglichkeit, zwischen mehr Geld und arbeitsfreier Zeit zu wählen, kamen die Tarifparteien in Arbeitsgruppen in den vergangenen Wochen voran.

Die IG Metall hatte ihre Sieben-Prozent-Forderung im Mai aufgestellt, als die Wirtschaftsaussichten noch besser schienen. Die IG Metall sei bei einem Scheitern der Runde am Montag auf eine weitere Eskalation vorbereitet, sagte Daniel Friedrich: Jeder Bezirk habe Pläne für 24-Stunden-Streiks bei der Gewerkschaftszentrale in Frankfurt eingereicht. 

Was die Unternehmen sagen

Die Arbeitgeber verweisen auf immer neue Hiobsbotschaften aus Unternehmen. Horst Ott von der IG Metall Bayern sagte dagegen: "Wenn Betriebe in Schwierigkeiten kommen, haben wir immer eine Lösung gefunden. Aber es geht um einen Flächentarifvertrag."

Bei den laufenden Sondierungsgesprächen werden im kleinen Kreis einzelne Themen aufgerufen. Es geht zum Beispiel um Ausnahmen für Betriebe, denen es schlecht geht, konkret: die weniger als 2,3 Prozent Umsatzrendite erwirtschaften. Solche Ausnahmeregelungen wollen die Arbeitgeber ausbauen. 

Zerfall der Bundesregierung - und die Folgen

Bereits in der zweiten Warnstreikwoche haben sich laut IG Metall mehr als eine halbe Million Beschäftigte an Protestaktionen beteiligt. "Die Kolleginnen und Kollegen kämpfen um ihre Jobs, um mehr Geld und um Gerechtigkeit", sagte IG-Metall-Chefin Christiane Benner dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitagsausgaben). Es gebe eine Einigungschance. "Wir sind aber noch weit voneinander entfernt."

Nach dem Zerfall der Bundesregierung in dieser Woche sei die Sehnsucht nach Stabilität unter den Beschäftigten groß, erklärte Horst Ott. Er gehe daher mit der Verantwortung ins Rennen, "dass wenigstens ihr Kompromisse findet - aber nicht um jeden Preis". Denn die Erwartungshaltung an die Lohnerhöhung sei wegen der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten ebenfalls sehr hoch.

Die Verhandlung beginnt nach weiteren Aktionen der Gewerkschaft am Montagnachmittag in Hamburg und könnte bis in die Nacht hinein dauern. Sollte kein Abschluss gelingen, sei die Gewerkschaft auf eine Eskalation mit 24-Stunden-Streiks in allen Regionen vorbereitet, erklärte Friedrich.

Mit Informationen von Reuters und dpa

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