Die Freude über die Übernahme der beiden Filialen von Galeria Kaufhof Karstadt in Nürnberg und Coburg währte nur kurz. Im Dezember 2023 eröffnete die Modekette Aachener in der Coburger Innenstadt und im Nürnberger Frankencenter, trotz der kurz zuvor angemeldeten Insolvenz. Die Hoffnung auf einen Investor war bei Aachener groß.
Nur ein halbes Jahr später muss das Dortmunder Modeunternehmen die Hiobsbotschaft verkünden: Spätestens Ende September stellt Aachener den Geschäftsbetrieb in allen neun Filialen in Deutschland ein. Davon seien auch die beiden bayerischen Standorte in Coburg und in Nürnberg betroffen. Das bestätigte eine Unternehmenssprecherin dem BR.
Kunden kauften zu wenig bei Aachener ein
In einer Mitteilung heißt es, seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang März habe man zahlreiche Sanierungsmaßnahmen umgesetzt. Trotz zunächst positiver Entwicklungen sei es nicht gelungen, den langfristigen Erhalt von Aachener sicherzustellen. Als Gründe nennt Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger ein schwieriges Marktumfeld und die Kaufzurückhaltung der Kundinnen und Kunden. Diese Faktoren machten eine Einstellung der Geschäftstätigkeit alternativlos, heißt es in der Mitteilung.
20 Mitarbeiter in Coburg verlieren ihren Job
Einen Tag nach dem Bekanntwerden der Geschäftsaufgabe des Modeunternehmens hat sich Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) zur Schließung des Standortes Coburg geäußert. In einer Mitteilung vom Freitag bezeichnet Sauerteig das Aus für Aachener als "bedauerlich". Seine Gedanken seien vor allem bei der Belegschaft mit etwa 20 Angestellten in Coburg. Diese hätten sich in den vergangenen Monaten unglaubliche Mühe gegeben, um das Kaufhaus am Standort zu sichern und stünden nun vor einem Scherbenhaufen, so Sauerteig.
Als Grund für den bundesweiten Niedergang von Kaufhausketten nennt Coburgs Oberbürgermeister das Einkaufsverhalten der Bevölkerung. Je mehr im Internet gekauft werde, desto mehr litten die Läden in den Innenstädten.
Was die Immobilienfrage des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes in der Innenstadt angeht, verweist der Oberbürgermeister auf die Eigentumsverhältnisse. Bereits bei den vorherigen Kaufhof-Insolvenzen habe sich die Stadt intensiv um Kontakte zu dem Immobilienfonds bemüht, in dessen Besitz das Gebäude ist. Das Interesse des Fonds an städtischer Unterstützung oder Planungen sei allerdings überschaubar gewesen, so Sauerteig.
Oberbürgermeister: Kein Spielraum, um Immobilie zu kaufen
Auf Forderungen nach einem Kauf der Immobilie, wie sie vereinzelt in sozialen Netzwerken gestellt würden, reagiert das Stadtoberhaupt mit dem Verweis auf die angespannte Haushaltslage der Stadt Coburg. Bei vielfältigen Zukunftsaufgaben und anstehenden Großinvestitionen in Kitas, Schulen, bezahlbares Wohnen oder die Sanierung des Landestheaters, gebe es keinen Spielraum im städtischen Haushalt, um nun auch noch dieses Gebäude zu kaufen. Zudem habe es bislang auch kein Verkaufsinteresse des Eigentümers gegeben, so Sauerteig weiter.
Eröffnungen trotz Aachener-Insolvenz
Das Modeunternehmen hatte Ende November 2023 Insolvenz angemeldet. Dennoch hatten die Filialen in Coburg und im Franken-Center in Nürnberg-Langwasser im Dezember eröffnet. Das Unternehmen hatte nach Bekanntwerden der Schließungen von Karstadt-Kaufhof Filialen im Frühjahr 2023 bekannt gegeben, verschiedene Standorte und das dortige Personal zu übernehmen. Wegen der Insolvenz hatte sich die geplante Eröffnung um mehrere Monate verschoben.
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