Die Krise auf dem Gas- und Rohstoffmarkt bedroht die Glasindustrie im Bayerischen Wald. Mehrere glasverarbeitende Betriebe haben darauf in einem Schreiben an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hingewiesen. Die Situation sei besorgniserregend, heißt es darin. Aiwanger hat daraufhin ein Fachgespräch in Zwiesel zugesagt, das in zwei Wochen stattfinden soll.
Windkraft als Abhilfe?
In dem Schreiben des "Netzwerk Glas" im Bayerischen Wald mahnen die Betriebe: "Die Abhängigkeit von russischem Gas lässt ein Damoklesschwert über der Branche schweben." Eine stabile Versorgung sei essenziell für die Unternehmen. Gleichzeitig formuliert das Netzwerk Lösungsvorschläge. Unter anderem fordern die Glasbetriebe die Abschaffung der sogenannten 10H-Regel, damit sie eigene Windkraftanlagen bauen können, und den Ausbau von Fotovoltaikanlagen. Der Staat könne das mit Bürgschaften oder Investitionszuschüssen fördern.
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Plötzliche Abschaltung kann Öfen zerstören
Das "Netzwerk Glas" im Bayerischen Wald besteht aus elf glasverarbeitenden Betrieben, der Regener Kreisentwicklungsgesellschaft und der Zwieseler Glasfachschule. Es fordert "unverzügliche Hilfsprogramme" und langfristige Veränderungen auf dem Energiemarkt, um die Glasindustrie in der Region langfristig zu sichern. Das Netzwerk weist in dem Schreiben außerdem darauf hin, dass die Glasöfen nicht einfach abgeschaltet werden können, wenn die Gaszufuhr stoppt. Das würde die Öfen zerstören. Notfalls müssten sie über einen Zeitraum von mehreren Tagen abgekühlt werden.
Post von Hubert Aiwanger
Im Antwortschreiben des bayerischen Wirtschaftsministeriums, das dem BR vorliegt, versichert Minister Hubert Aiwanger, dass sich die bayerische Staatsregierung "nachdrücklich für die Sicherung der Energieversorgung einsetzt". Darüber hinaus stünden umfangreiche Förder- und Finanzierungsinstrumente für die Forschung und Entwicklung neuer Energie- und Energieeinspartechnologien zur Verfügung.
Schwierige Zukunft - trotz guter Vorbereitung
Der Vorstandsvorsitzende der Zwiesel Kristallglas AG, Andreas Buske, sagte in einem Gespräch mit dem BR vor zwei Wochen, sein Unternehmen sei von einer ununterbrochenen Gasversorgung abhängig, um die rund 1.500 Grad heißen Schmelzöfen zu befeuern. Am Standort in Zwiesel, an dem rund 500 Menschen beschäftigt sind, würde laut Buske pro Jahr so viel Strom und Gas verbraucht wie in einer Stadt mit 40.000 Einwohnern. "Wir haben einen Krisenstab eingerichtet und uns auf verschieden Szenarien vorbereitet", so Buske, doch schwierig werde es trotzdem. "Alles andere wäre Schwindelei. Wenn die Gasmenge reduziert wird, können wir nicht einfach den Ofen in der Menge reduzieren. Der Ofen läuft oder läuft nicht!"
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