Die Meldung sorgte für Aufsehen: Das Münchener Start-up Helsing soll in den kommenden Monaten bis zu 4.000 bewaffnete Drohnen an die Ukraine liefern. Das Bundesverteidigungsministerium bestätigte inzwischen entsprechende Medienberichte. Helsing hat sich darauf spezialisiert, künstliche Intelligenz (KI) mit militärischem Gerät zu kombinieren. Schon im Dezember will Helsing die ersten Modelle ausliefern.
Drohnen werden mit KI und nicht von Menschenhand gelenkt
Die Kampfdrohnen, die jetzt bestellt sind, werden von künstlicher Intelligenz gesteuert und nicht von Menschen und hätten eine bis zu viermal höhere Reichweite als herkömmliche Kamikaze-Drohnen der ukrainischen Armee, heißt es. Noch ein Vorteil: Sie seien gegen Störsender weitgehend unanfällig.
Neben Helsing arbeiten noch zahlreiche andere Firmen in Bayern an militärischen Drohnen. Der Freistaat hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Zentrum der unbemannten Luftfahrt entwickelt. In keinem anderen Bundesland gibt es ähnlich viele erfolgreiche Branchenvertreter – auch dank finanzieller Förderung durch den Freistaat.
In Bayern gibt es die meisten Forschungsstandorte
Eine wichtige Rolle spielt dabei das Startup-Zentrum brigkAIR am oberbayerischen Militärflugplatz Manching. In unmittelbarer Nähe zum dortigen Airbus-Forschungszentrum tüfteln zahlreiche junge Firmen an neuartigen Systemen. Dazu gehört auch das Unternehmen Avilus, das mit der "Grille" eine fliegende Krankenbahre für die Bundeswehr entwickelt, mit der in einigen Jahren verletzte Soldaten schnell von der Front in ein Lazarett transportiert werden können.
Am Flughafen Oberpfaffenhofen wiederum sitzt mit Quantum Systems eine Firma, die unter anderem in die Ukraine schon seit Jahren Überwachungsdrohnen vom Typ "Vector" liefert. Inzwischen haben auch die Bundeswehr und US-Spezialkräfte bei Quantum Systems bestellt – was in der Rüstungsszene als große Auszeichnung gilt.
Forschung an unbemannten Kampfjets
Während die bisherigen Drohnen aus Bayern zumeist relativ klein sind, forscht man bei Airbus in Manching an deutlich wuchtigerem Gerät. Der Konzern ist Teil eines internationalen Konsortiums, das seit einigen Jahren die sogenannte Eurodrohne entwickelt. Die 16 Meter langen Flieger mit einer Spannweite von 26 Metern haben auch eine politische Dimension. Sie sollen Europas Souveränität im Hightech-Sektor des unbemannten Fliegens sicherstellen. Trotzdem ist dieses Projekt wegen seiner explodierenden Kosten inzwischen durchaus umstritten.
Helsing ist das Rüstungs-Einhorn aus Bayern
Neben alldem ist Helsing im Drohnenbusiness ein Quereinsteiger. In der breiten Öffentlichkeit ist die Firma bisher kaum bekannt. In der Finanzbranche und vor allem in Verteidigungskreisen dagegen gilt das bayerische Start-up als Unternehmen mit großer Zukunft. Bereits im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen zum sogenannten Einhorn. In der Sprache der Finanzwelt bezeichnet man damit Start-ups, die von den Investoren mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet werden. Seither dürfte der Wert der Firma noch einmal deutlich gestiegen sein.
In Verteidigungskreisen gilt Helsing als eine neue Art von Rüstungsfirmen. Das Unternehmen baut nämlich keine eigenen Panzer, U-Boote oder Fluggeräte. Vielmehr entwickelt man eine Software, die Waffensysteme autonomer, schneller und treffsicherer machen soll.
"Mini-Taurus" für die Ukraine
Schon heute sind von Helsing entwickelte Drohnen in der Ukraine im Einsatz. In den vergangenen Jahren haben die Münchener zusammen mit einem dänischen Hersteller kleine Überwachungsflieger entwickelt, die an der Front russische Stellungen ausspähen. Jetzt folgen bewaffnete Drohnen. Einige Militärs sprechen vom "Mini-Taurus". Ähnlich wie die großen Marschflugkörper (die von MBDA Deutschland ebenfalls in Bayern gebaut werden) verlassen sich die Helsing-Drohnen nämlich nicht nur auf GPS-Navigationsdaten. Dank einer KI-Software können sie nach Angaben aus Verteidigungskreisen auch ohne Satellitendaten selbständig zum Ziel finden.
Im Video: Pistorius bei Hubschrauberübergabe in Bayern
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