Im ersten Halbjahr gab es mit 120 Milliarden Dollar zwar weniger Schäden durch Naturkatastrophen als im Vorjahreszeitraum (140 Milliarden Dollar). Doch bei der Munich Re weist man darauf hin, dass die Schäden deutlich über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt liegen. Von 2014 bis 2023 gab es im Schnitt pro Jahr 89 Milliarden Dollar Schäden durch Naturkatastrophen.
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Naturkatastrophen: Vor allem Nordamerika betroffen
Schwere Gewitter, Hagel und Tornados sowie eine Rekordkälte haben in den USA Schäden in Höhe von 45 Milliarden Dollar hinterlassen. Bei der Munich Re verweist man auf Wetterdaten des US-Dienstes NOAA. Demnach wurden im ersten Halbjahr 1.250 Tornados gezählt. Hinzu kamen noch Waldbrände.
Ein Großteil der Schäden davon – mehr als 34 Milliarden Dollar – war versichert. Denn die Versicherungsquote in Nordamerika ist traditionell eher hoch. In Südamerika traf es Brasilien besonders hart. Starke Regenfälle im April und Mai führten zu Überschwemmungen. Gebäude, Brücken und Straßen wurden zerstört. Die Gesamtschäden werden auf sieben Milliarden Dollar geschätzt. Weniger als ein Drittel (zwei Milliarden Dollar) war versichert.
Auch Deutschland blieb nicht verschont
Die mit großem Abstand teuerste Naturkatastrophe in Europa waren die Überschwemmungen in Süddeutschland Ende Mai/Anfang Juni. Durch die Fluten entstanden Schäden in Höhe von fünf Milliarden Dollar, 2,2 Milliarden waren den Angaben zufolge versichert.
Als Auslöser der langen Regenfälle gilt eine bestimmte Wetterlage im Mittelmeerraum, das sogenannte "Genua-Tief". Nach der Einschätzung der Klimaexperten der Munich Re müssen wir bei weiteren Temperaturanstiegen mit einer Zunahme solcher Extremen rechnen.
Zusammenhang mit Klimawandel "sehr wahrscheinlich"
Der Vorstand der Munich Re, Thomas Blunck, verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Überschwemmungen in Regionen, in denen solche Fluten sehr selten sind, wie im April in Dubai. Es sei sehr wahrscheinlich, dass der Klimawandel eine Rolle bei dieser Entwicklung spiele.
Der Chef-Klimatologe des Rückversicherers, Ernst Rauch, ergänzt, dass die Wetterdaten immer deutlichere Signale sendeten. Viele der zuletzt gesehenen Rekorde seien ohne den Klimawandel kaum erklärbar. Eine um ein Grad erwärmte Atmosphäre könne sieben Grad mehr Feuchtigkeit aufnehmen – das bedeute mehr Energie für Wetterextreme und schwere Niederschläge.
Der Klimaexperte des Munich Re Rückversicherers, Tobias Grimm, weist im Gespräch mit BR24 darauf hin, dass die Not zur Anpassung größer wird. Es werde wichtiger, Schadensprävention zu betreiben, Überflutungszonen auszuweisen und einfach nicht mehr dort zu siedeln oder neu zu siedeln, wo das Risiko am höchsten sei.
Zahl der Opfer sinkt
Japan gilt hier als positives Beispiel, wenn es darum geht, sich auf drohende Naturkatastrophen gut vorzubereiten; in diesem Fall auf Erdbeben. Am Neujahrstag erschütterte ein schweres Erdbeben den Inselstaat. Zahlreiche Gebäude stürzten ein, Regionen waren wochenlang ohne Strom und Wasser.
Doch aufgrund funktionierender Frühwarnsysteme und entsprechender Bauweisen kamen mit 245 Opfern deutlich weniger Menschen ums Leben, als bei den schweren Beben in Syrien und der Türkei im vergangenen Jahr. Damals starben dort aufgrund dieser Naturkatastrophe mehr als 60.000 Menschen.
Weltweit gab es im ersten Halbjahr 2024 insgesamt 4.500 Opfer von Naturkatastrophen. Im ersten Halbjahr vor zehn Jahren waren es im Schnitt noch 11.000 Menschen.
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