Die Erwartungen waren im Vorfeld enorm nach oben geschraubt worden: Nicht weniger als der Beginn einer neuen Epoche der Unternehmensgeschichte soll die neue Modellreihe sein, die heute erstmals - zumindest ansatzweise - der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Mit pathetischen Worten pries BMW-Chef Oliver Zipse das erste Modell der "Neuen Klasse" an. Die virtuelle Jahrespressekonferenz stand ganz im Zeichen dieser geplanten Baureihe vollelektrischer Autos, die BMW in das Elektrozeitalter tragen soll.
"Ab 2025 rechnen wir damit, dass die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen signifikant ansteigen wird", sagt Zipse. "Exakt dann bringen wir die Neue Klasse auf den Markt." Losgehen soll es in der zweiten Hälfte kommenden Jahres im neuen ungarischen Werk des Autoherstellers in Debrecen. Das erste Modell ist ein sogenanntes "Neue Klasse X-Modell". Die X-Modelle der Marke sind SUVs, sie gehören zum erfolgreichsten Segment der Münchner.
Stammwerk München wird komplett umgebaut
Ab 2026 rollen dem Plan nach die sportlicheren Modelle der neuen Fahrzeugreihe auch in München vom Band. Das Stammwerk von BMW wird gerade umgebaut. Ab 2027 sollen nur noch vollelektrische Fahrzeuge in München produziert werden. Für diesen Wandel braucht es auch die entsprechenden Mitarbeiter, in Deutschland sind 4.000 Neueinstellungen geplant. Die Arbeitsdirektorin ist trotz des Fachkräftemangels zuversichtlich.
"Aktuell sehen wir, dass wir einen guten Bewerbereingang haben, dass wir die Arbeitskräfte am Arbeitsmarkt gesichert bekommen. Auch der Ausbildungsjahrgang 2024 ist bereits vollumfänglich bestückt", sagt Ilka Horstmeier, Arbeitsdirektorin bei BMW. Außerdem habe man bereits Mitarbeiter aus dem Motorenwerk qualifiziert und könne sie nun "in Zukunftstechnologien" einsetzen.
In den nächsten 24 Monaten sollen insgesamt sechs Modelle der "Neuen Klasse" auf den Markt kommen. Der Vorstand hält dabei an seinen ehrgeizigen Zielen fest.
Ziel: Hälfte der Fahrzeuge vollelektrisch
Schon vor 2030 könnte mehr als die Hälfte der weltweit ausgelieferten Fahrzeuge der Münchner über einen vollelektrischen Antrieb verfügen, glaubt Konzern-Chef Oliver Zipse. Allerdings heißt das dann auch, dass immer noch rund die Hälfte der verkauften Autos einen Verbrennungsmotor haben wird. Zipse hat noch mal begründet, warum man bei BMW technologieoffen bleiben will.
"Weil es für die jetzige Dekade und eigentlich auch für die nächste weltweit genau der richtige Ansatz ist. Wir haben momentan nicht die Randbedingungen, um alle Kunden, die wir bedienen wollen mit rein Elektroautos zu bedienen und deshalb fahren wir eine Parallelstrategie." Oliver Zipse
Zu Jahresbeginn sei jedoch insbesondere in den USA die Nachfrage nach Elektroautos stark gewesen, hieß es. Aber auch in Europa und China hätten die Auslieferungen vollelektrischer Modelle um einen zweistelligen Prozentsatz zugelegt. Schon 2023 habe BMW mehr Elektroautos verkauft als seine direkten europäischen Wettbewerber und ebenfalls mehr als der Großteil asiatischer und US-amerikanischer Konkurrenten, erklärte der Konzern.
BMW mit Rekord-Investitionen
Der derzeitige Umbau kostet aber auch viel. In diesem Jahr investiert BMW mehr als 8,8 Milliarden Euro, so viel Geld wie nie in der Unternehmensgeschichte. Die Mittel fließen aber nicht nur in die "Neue Klasse", macht der Entwicklungsvorstand deutlich.
"Das ist ein Investment ins Unternehmen in Summe, wir nehmen das zum Anlass, wenn die Neue Klasse kommt, alle Technologien auf den absolut neuesten Stand zu bringen. Das betrifft die E-Maschinen, Batterien, das betrifft das Digitale, das Bordnetz, die Fahrerassistenz und dabei ist zu berücksichtigen, dass sie nicht nur in die neue Klasse gehen, sondern im Gesamtportfolio der Gruppe zur Verfügung stehen." Frank Weber, Entwicklungsvorstand BMW
Aufgrund der hohen Aufwendungen im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einem leichten Rückgang des Gewinns vor Steuern. Zugleich hält der Konzern an seiner langfristigen Zielrendite im Autogeschäft fest. Allerdings stellen sich die Münchner auf Gegenwind bei den Gebrauchtwagenpreisen ein, was den Gewinn insgesamt dämpfen dürfte.
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