Beim hoch verschuldeten Münchner Mischkonzern BayWa steht der erste große Schritt zur erhofften finanziellen Gesundung bevor. Das Unternehmen hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den detaillierten Fahrplan für die Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt. Die BayWa veröffentlichte dazu in der Nacht eine Börsenpflichtmitteilung. Die Sanierungsvereinbarung soll bis spätestens Ende April 2025 rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der Finanzierung. Bis dahin seien die Gläubiger bereit, stillzuhalten. Die bisherige Stillhalteabkommen wäre zum Jahresende ausgelaufen.
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Kapitalerhöhung über 150 Millionen Euro
Ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzepts ist die Ausgabe neuer Aktien in Form einer Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bisherigen BayWa-Aktionäre in Höhe von 150 Millionen Euro. Die Einzelheiten sollen im ersten Quartal des neuen Jahres festgelegt werden.
Unternehmensbeteiligung in Österreich wird verkauft
Außerdem beginnt die erwartete Verkleinerung der BayWa: In einem ersten Schritt trennt sich das Unternehmen dabei bis Ende März von ihrer Beteiligung von 47,5 Prozent an der österreichischen Schwester RWA Raffeisen Ware Austria (RWA AG). Das Anteilspaket geht für 176 Millionen Euro an die RWA-Genossenschaft, die bereits 49,99 Prozent an der RWA hält, wie die BayWa weiter mitteilte. Die Genossenschaft ist zugleich mit 28,3 Prozent der zweitgrößte Aktionär der BayWa.
Zum Verkauf stehen auch der niederländische Getreide- und Soja-Händler Cefetra und der neuseeländische Obsterzeuger T&G Global (Turners & Growers). Mit dem Verkauf der übrigen Anteile an der Wind- und Solarprojekt-Tochter BayWa r.e. will man sich bis 2027 Zeit lassen, weil das Geschäft derzeit lahmt. Mit einer Kapitalerhöhung könnte der Miteigentümer EIP jedoch schon früher die Mehrheit übernehmen, wie BayWa r.e. kurz vor Weihnachten mitgeteilt hatte.
Rapide Expansion auf Pump
Die BayWa ist unter anderem der größte deutsche Agrarhändler, der Konzern spielt eine bedeutende Rolle für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Auf dem Konzern lasten Schulden in Milliardenhöhe, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt.
Anfang Dezember hatte die BayWa einen Stellenabbau in größerem Maßstab angekündigt: Von den 8.000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft BayWa AG sollen 1.300 gestrichen werden, rechnerisch entspricht das 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze.
Mit Informationen von dpa und Reuters
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