In der aktuellen Meldung zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland zeichnet das Wirtschaftsministerium eine gemischte Stimmungslage: Die heimische Wirtschaft schwächelt – ebenso die Nachfrage im Ausland nach deutschen Industriegütern. Im ersten Halbjahr 2024 gab es 35 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen als im Vorjahreszeitraum. Und auch viele Betriebe beklagen Fachkräftemangel, hohe Energiekosten und hohe Steuern.
Die Bundesregierung versucht, mit einer Wachstumsinitiative wirtschaftspolitische Impulse zu setzen, damit der Standort Deutschland attraktiver werde, kommentiert Finanzminister Christian Lindner den neuen Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025.
Standortvorteil für Deutschland
Dabei sei der Wirtschaftsstandort gar nicht so unattraktiv, findet Bernd Montag, Vorstandsvorsitzender von Siemens Healthineers im ARD Morgenmagazin. Dem Unternehmen, das Technik für Krankenhäuser entwickelt, gehe es gut: Aktuell bauen die Healthineers für 350 Millionen Euro einen zusätzlichen Standort in Oberfranken auf, weil in Erlangen kein Platz mehr ist. Im Morgenmagazin ruft Montag zu mehr Positivität in der deutschen Wirtschaft auf.
Gut 1,5 Milliarden Euro stecken die Healthineers eigenen Angaben zufolge jedes Jahr in Forschung und Entwicklung. "Das sind Bereiche, die uns in Deutschland liegen", so der Healthineers-Chef. Für Firmen, bei denen es weniger um den Einsatz von Ressourcen, sondern eher um Forschung und Vernetzung gehe, sei Deutschland als Standort gut geeignet.
Genug Fachpersonal vorhanden?
"Die Branche 'Industrielle Gesundheitswirtschaft' hat in Deutschland eine Million Mitarbeiter und wir finden immer gute Leute, die wir neu einstellen können", sagt Montag. Trotz Fachkräftemangel. "Im vergangenen Jahr hatten wir bei Siemens Healthineers 32.000 Bewerbungen und konnten 1.500 neue Mitarbeiter einstellen", so Montag. Das liege daran, dass sein Unternehmen einen guten Ruf als Arbeitgeber habe, aber auch, dass die Menschen gerne für ein Unternehmen arbeiten würden, das der Gesellschaft einen Mehrwert bringe.
Bei anderen Firmen sieht das allerdings anders aus. In den meisten Branchen herrscht ein großer Fachkräftemangel – der die wirtschaftliche Entwicklung zusätzlich ausbremst. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) gebe es im ersten Quartal 2024 knapp 470.000 offene Stellen, für die es keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt. Im März hätten die Firmen im Schnitt vier von zehn offenen Stellen nicht neu besetzten können. In einer Pressemitteilung heißt es dazu: "2024 gehen der deutschen Wirtschaft dadurch Produktionskapazitäten im Wert von 49 Milliarden Euro verloren."
"Schlechte Stimmung bringt uns nicht weiter"
Auf die Frage, wie Healthineers mit Hindernissen umgeht, die Deutschland für die Unternehmen bereithält – viel Bürokratie etwa oder das umstrittene Lieferkettengesetz, antwortet Montag: "Manchmal denken wir zu sehr darüber nach, was uns stört. Und aus kleinen Ärgernissen machen wir dann große Probleme." Man solle sich weniger auf die Störfaktoren konzentrieren und mehr aktiv handeln. "Schlechte Stimmung bringt uns nicht weiter", sagt Montag. Diese Haltung könne der deutschen Wirtschaft sogar schaden. "Wir haben international eine sehr gute Reputation. Die sollten wir uns nicht selbst kaputt reden."
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