Trotz geopolitischer Spannungen, einer wackeligen Weltkonjunktur und einer unerwartet schwachen Wirtschaft in China hat Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr das beste Ergebnis seiner Geschichte erwirtschaftet. Der Münchener Konzern konnte seinen Gewinn nahezu verdoppeln - auf 8,5 Milliarden Euro.
Siemens-Chef: "Hervorragendes Ergebnis"
Siemens-Chef Roland Busch sprach bei der Vorlage der Geschäftszahlen von einem "hervorragenden Ergebnis". Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Konzern bei allen wesentlichen Kennzahlen zulegen, sei es bei Auftragseingang, Umsatz, Cash Flow oder Gewinn.
Das Unternehmen profitiert zum einen vom weltweiten Trend hin zur Digitalisierung und zu nachhaltiger Mobilität. Zum anderen dürfte man in München sehr froh sein, vor einigen Jahren die heute hoch defizitäre Sparte Siemens Energy weitestgehend abgestoßen zu haben. Dort beteiligt sich die frühere Mutter Siemens auch nur indirekt am Stabilisierungspaket von Banken und Bundesregierung. Siemens gewährt Siemens Energy keine weiteren Garantien, sondern kauft der ehemaligen Tochter für zwei Milliarden Euro ein Aktienpaket am bisherigen Gemeinschaftsunternehmen Siemens India ab. Roland Busch erklärte, man wolle die Beteiligung an Siemens Energy sukzessive noch weiter abbauen, ohne Details oder einen konkreten Zeitplan zu nennen.
Tochter Innomotics soll an die Börse
Darüber hinaus wurde bekannt, dass man einen möglichen Börsengang von Innomotics vorbereitet. Die Sparte für Motoren und Großantriebe mit 15.000 Beschäftigten wurde in den vergangenen Monaten verselbständigt.
Im jetzt laufenden neuen Geschäftsjahr erwartet Konzernchef Roland Busch weiteres Wachstum, wenn auch etwas gedrosselt. Beim Umsatz seien nach 11 Prozent im zurückliegenden Geschäftsjahr nur noch vier bis acht Prozent plus zu erwarten, vor allem weil in China derzeit das Geschäft mit der Industrieautomatisierung, der "digital industries", lahmt - dem Aushängeschild von Siemens.
Siemens-Aktionäre können sich freuen
Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende erhalten. Die Ausschüttung soll von 4,25 auf 4,70 Euro je Aktie steigen. Zudem kündigte Finanzvorstand Ralf Thomas einen weiteren Aktienrückkauf über sechs Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre an. Das seit 2021 laufende Rückkaufprogramm über drei Milliarden Euro ist zu 90 Prozent abgeschlossen.
Siemens-Chef sieht großes Potential am Standort Deutschland
Siemens-Chef Roland Busch wollte bei der Jahrespressekonferenz in München nicht in die oft zu hörenden Abgesänge auf den Standort Deutschland einstimmen und verwies auf sein eigenes Unternehmen. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr hat Siemens Investitionspakete über eine Milliarde Euro für deutsche Standorte bekannt gegeben. Rund die Hälfte davon fließt nach Erlangen. Dort will Busch eine Fabrik für das sogenannte industrielle Metaverse aufbauen, also das Zusammenwachsen von Maschinen und virtueller Welt. Und das eben nicht irgendwo in Asien oder im Silicon Valley, sondern in Franken.
"Wir tun das deswegen, weil wir an die Innovationskraft unserer Kolleginnen und Kollegen hier glauben. Wir treiben das Thema Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit. Es geht darum, unsere Stärken weiter auszubauen. Und da bietet sich ein starkes Team in Deutschland, in Erlangen mit einem extrem starken Portfolio und Geschäft an," erklärte Busch. Die Transformation der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung begreife er vor allem als Chance für den Standort, so der Siemens-Chef weiter.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!