An einem Schalter steht ein Schild von Discover Airlines.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Helmut Fricke

Wer heute ab München mit der Fluglinie Discover in ein Ferienziel reisen möchte, kann auf Probleme stoßen. Die Mitarbeiter streiken.

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Streik bei Discover: Geschäftsmodell der Lufthansa-Tochter

Seit Mitternacht sind Piloten und Kabinenbesatzungen bei Discover Airlines im Streik. Betroffen sind Flüge ab München und Frankfurt. Hintergrund ist die komplizierte Struktur des Lufthansa-Konzerns mit zahlreichen Töchtern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Zu dem Warnstreik bei dem Ferienflieger Discover am Freitag haben die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und UFO aufgerufen. Sie kämpfen für einen ersten Tarifvertrag bei dem Unternehmen Discover Airlines, mit dem die Lufthansa im Touristikmarkt agiert.

Seit der Corona-Pandemie ist der Luftfahrtmarkt ein anderer. Das bekommt auch die Lufthansa-Gruppe als deutscher Branchenprimus zu spüren. So haben sich die Prioritäten der Kundschaft massiv verschoben. Auf der einen Seite liegt die Zahl der Geschäftsreisenden immer noch deutlich unter den Werten der Vor-Corona-Zeit. Auf der anderen Seite boomt das sogenannte Leisure-Geschäft, also die Nachfrage von Passagieren, die in den Urlaub oder zu einem kurzen Städtetrip fliegen wollen.

Discover in Konkurrenz zu Condor und Co.

Die Lufthansa hat auf den Wandel im Luftfahrtmarkt im Sommer 2021 mit dem Aufbau einer neuen Tochter reagiert, die vor allem auf Urlauberstrecken unterwegs ist. Dort soll sie Touristik-Spezialisten wie zum Beispiel Condor Konkurrenz machen. Gegründet wurde diese Tochter zunächst als Eurowings Discover. Daraus wurde inzwischen Discover Airlines mit heute 24 Maschinen. Die Flugzeuge sind in Frankfurt und München stationiert und werden auf Strecken eingesetzt, die bei Urlaubern beliebt sind – etwa im Mittelmeerraum oder zu Zielen in der Karibik oder in Florida.

Einkommensgefälle im Lufthansa-Konzern

Auch wenn die Kunden einen Flug mit Discover über die Seite der Lufthansa buchen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Discover verdienen deutlich weniger als die Belegschaft bei der Stamm-Marke Lufthansa. Einen Tarifvertrag gibt es bisher nicht. Das sei ein nicht tragbarer Zustand, heißt es bei Gewerkschaften. Zuletzt hatte die Vereinigung Cockpit von einer Hinhalte-Taktik des Managements gesprochen, bevor die Pilotenvertretung zu einer Urabstimmung aufrief. Bei dieser stimmten dann 96 Prozent der Mitglieder für den Arbeitskampf.

Komplexe Struktur macht Lufthansa anfällig

Unter dem Dach der Lufthansa-Gruppe sind inzwischen zahlreiche formal selbständige Fluggesellschaften unterwegs, die mit teils sehr unterschiedlichen Tarifstrukturen arbeiten. Gewerkschaftsvertreter kritisieren schon seit langem die Strategie des Konzerns, immer neue Töchter zu gründen. Damit versuche die Lufthansa, die Belegschaften gegeneinander auszuspielen und in einem Lohnwettbewerb die Gehälter insgesamt zu drücken.

Bei der Lufthansa wiederum argumentiert man, man brauche diese Struktur, um im Wettbewerb gegen Billigflieger mithalten zu können. Allerdings ist der Konzern durch diese komplexe Aufstellung auch sehr anfällig für Arbeitskämpfe, da fast immer für irgendeine Berufsgruppe bei einer Lufthansa-Tochter Tarifverhandlungen laufen oder zumindest anstehen.

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