Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Das teilte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstag in Essen mit. Galeria sucht demnach einen neuen Eigentümer. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen, Ziel sei die Fortführung von Galeria.
Der vorläufige Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus sagte, man werde einen Investorenprozess für das Unternehmen sehr kurzfristig starten. Ziel sei, "dass wir im Zeitfenster von sieben, acht Monaten dann auch dieses Insolvenzverfahren wieder verlassen können". Es gebe bereits Interessenten: "Wir werden weitere Interessenten ansprechen. Die vorhandenen Interessenten können an diesem Prozess teilnehmen." Denkhaus werde nun "mit aller Kraft" daran arbeiten, Galeria zu erhalten. Eine Zerschlagung sei ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens. Für GKK ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren.
Galeria-Chef van den Bossche: "Befreiungsschlag"
Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagte: "Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag." Weiter heißt es in der Mitteilung: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein."
Die über Jahre kriselnde Warenhauskette hatte für das laufende Geschäftsjahr ursprünglich einen operativen Gewinn angesteuert. Das wichtige Weihnachtsgeschäft war der Gewerkschaft Verdi zufolge gut gelaufen.
Signa Holding von René Benko in Schieflage
Galeria ist Teil des weit verzweigten Signa-Reichs des Tiroler Investors René Benko. Dessen Signa Holding und unter anderem zwei wichtige Immobilien-Gesellschaften haben bereits Insolvenzanträge gestellt. Der Warenhausriese aus Karstadt und Kaufhof gehört zur Signa Retail Selection AG mit Sitz in der Schweiz, die Ende November Gläubigerschutz beantragt und erklärt hatte, ihr Portfolio liquidieren zu wollen. Das alles hat Folgen für Galeria.
Die Signa Holding hatte sich dazu verpflichtet, Galeria einen Betrag von 200 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Ob das Geld jetzt fließt, ist unklar. Der österreichische Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze von der Gläubigerschutzorganisation KSV1870 geht nicht davon aus. Er kenne jedoch die entsprechenden Zahlungsvereinbarungen nicht, betonte Götze, dessen Organisation im Gläubigerausschuss der Holding-Insolvenz vertreten ist. Der Insolvenzverwalter von Signa Holding wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern.
Bleiben die Gelder aus, steuere Galeria auf eine neue Insolvenz zu, sagten zuletzt bereits mehrere Insider. Es werde aber auch nach einem neuen Investor gesucht. Von Signa war dazu zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Bangen um mehr als 15.000 Jobs
Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schließen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Ob weitere Standorte schließen müssen, steht noch nicht fest. Galeria betreibt aktuell 92 Warenhäuser und beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 15.000 Menschen, davon 12.000 in Vollzeit.
Was die neue Insolvenzanmeldung für die Beschäftigten bedeutet, lässt sich noch nicht sagen. Der Gesamtbetriebsrat war zunächst nicht für ein Statement zu erreichen. Während des letzten Insolvenzverfahrens hatte die Bundesagentur für Arbeit den Galeria-Beschäftigten drei Monate lang Insolvenzgeld gezahlt.
Staat half Galeria bei früheren Krisen
In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten.
Diesmal hat die Galeria Karstadt Kaufhof GmbH ein Regelinsolvenzverfahren beantragt. Dabei wird vom Gericht ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Die Geschäftsführung bleibt zwar im Amt, aber alle Geschäfte bedürfen der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters. Der muss ein Gutachten erstellen, ob die Insolvenzantragsgründe gegeben und die Kosten des Verfahrens gedeckt sind. Sind die Voraussetzungen erfüllt, wird das Verfahren eröffnet. Die Erstellung eines Insolvenzplans kann entweder schon jetzt durch die Geschäftsführung oder nach der Verfahrenseröffnung durch den Insolvenzverwalter erfolgen.
Mit Informationen von dpa
Im Video: Insolvenzantrag - Findet sich neuer Eigentümer?
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