Wer alkoholsüchtig ist beziehungsweise unter einer sogenannten Alkoholkonsumstörung leidet, wünscht sich wohl nichts sehnlicher, als von seiner Sucht geheilt zu werden. Cannabidiol, abgekürzt CBD, ein natürlicher Bestandteil der Cannabispflanze, der weder berauscht noch süchtig macht, könnte ein neuer Bestandteil sein, der Alkoholkranken dabei helfen kann, ihr Verlangen nach Alkohol zu reduzieren.
Ergebnisse einer aktuellen Studie (externer Link) von Forschenden des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim geben jedenfalls Grund zur Hoffnung, dass das gelingen könnte.
Tests Alkoholkranker mit und ohne Cannabidiol
Für ihre Arbeit teilten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom ZI 28 Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren mit leichter bis schwerer Alkoholkonsumstörung in zwei Gruppen ein: Eine Gruppe der Studienteilnehmenden erhielt eine Einzeldosis 800 mg CBD, die andere erhielt ein Placebo, also ein wirkungsloses Medikament.
Anschließend nahmen die Probandinnen und Probanden an unterschiedlichsten Tests teil. Unter anderem wurden sie Alkoholreizen oder Stress ausgesetzt. So mussten sie sich etwa alkoholbezogene Bilder ansehen oder sich in eine Umgebung begeben, die einer Bar ähnelte. Ihr Verlangen nach Alkohol mussten sie dann anhand von Fragebögen bewerten. Ergebnis: Diejenigen, die CBD erhielten, berichteten über ein deutlich geringeres Verlangen nach Alkohol als die Placebo-Gruppe.
CBD reduziert Verlangen nach Alkohol
Eine Untersuchung der Gehirnaktivität der Studienteilnehmenden mittels Magnetresonanztomographen (MRT) ergab: Bei den Personen, die CBD eingenommen hatten, war das Belohnungssystem des Gehirns, der Nucleus accumbens, deutlich weniger aktiv, als bei den Studienteilnehmenden aus der Placebo-Gruppe. Ein Ergebnis, das auch Patrick Bach, einer der Autoren der Arbeit bestätigt: "Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass bereits eine einmalige Gabe von Cannabidiol in Tablettenform in einer Dosis von 800 Milligramm zu einer signifikanten Reduktion des Alkoholverlangens geführt hat im Vergleich mit einer Behandlung mit Placebo."
Eine geringere Aktivität des Belohnungszentrums im Gehirn steht laut der Forschenden um Bach neben dem geringeren Verlangen nach Alkohol auch mit einer geringeren Rückfallwahrscheinlichkeit in Zusammenhang. Ein wichtiger Punkt. Denn derzeit wird die Mehrheit der Patientinnen und Patienten mit einem Alkoholproblem wieder rückfällig, selbst wenn sie medizinisch behandelt werden und Medikamente zur Rückfallprävention erhalten.
Cannabidiol könnte also ein neuer Baustein sein, der Alkoholkranken helfen kann, stabil zu bleiben. Ob CBD auf längere Sicht wirkt, wollen die Forschenden mithilfe weiterer Studien herausfinden.
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