Die Luftreiniger in der Grundschule Neubiberg sehen aus wie große Kühlschränke. In jedem Klassenzimmer steht ein Gerät direkt neben der Tafel und ist im Unterricht nicht zu überhören. Es brummt und rauscht, doch die Schüler stört es nicht.
Die Geräte sind teuer: An der Neubiberger Grundschule mussten pro Luftfilter etwa 3.000 Euro investiert werden, sagt die Direktorin Susanne Sieber. Seit die Filter installiert wurden, fühlt sie sich deutlich sicherer: "Man steht vor der Klasse, man denkt sich: Ok, jetzt kommt eine Virusvariante, aber ich habe einfach diese Luftfilter-Anlagen."
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Luftfilter gegen eine neue Corona-Welle an Schulen
Bis Ende April konnten die Schulträger einen Zuschuss beim Freistaat beantragen. Doch das Förderprogramm ist jetzt ausgelaufen. Dabei sind erst rund 14.000 der 75.000 Unterrichtsräume in Bayern mit Luftfiltern ausgestattet oder werden es noch in den kommenden Wochen. Dabei könnten die Luftreiniger eine neue Corona-Welle im Herbst an den Schulen verhindern, sagt Christian Kähler. Er ist Aerosolforscher an der Universität der Bundeswehr in München.
"Mit den mobilen Raumluftreinigern können sie das indirekte Infektionsrisiko in Schulen nahezu vollständig ausschließen, wenn sie die richtig betreiben. Das direkte Infektionsrisiko können sie mit transparenten Schutzwänden minimieren." Prof. Christian Kähler
Auch wirksam gegen Corona-Mutanten
Wichtig sei, dass die Geräte groß genug sind und dass sie die Luft mindestens sechs Mal pro Stunde austauschen. Nur das Fenster aufreißen helfe nicht, sagt der Physiker, denn so könne die Luft im Klassenzimmer nicht effizient erneuert werden. Auch die neuen Virusvarianten seinen kein Problem für die Geräte.
Denn, so Kähler: Die Luftreiniger scheiden alle Aerosolpartikel und damit auch die Sars-Cov-2-Viren ab - darüber hinaus auch noch Feinstaub und Pollen. "Das heißt, diese Geräte bieten vor allen Virusvarianten einen guten Schutz."
Eltern fordern bessere Ausstattung der Schulen
Dennoch werden nicht alle Schulen mit den Luftreinigern aufgerüstet. Denn das Umweltbundesamt empfiehlt sie nur in Ausnahmefällen dort, wo die Fenster nicht ausreichend geöffnet werden können. Für Aerosolforscher Kähler ist das völlig unverständlich. Aktuelle Studien untermauerten die Wirksamkeit der Anlagen. Deshalb fordert auch der Bayerische Elternverband, dass die Schulen mit den Geräten ausgestattet werden.
"Wir müssen damit rechnen, dass eine nächste Welle kommt mit dem Deltavirus. Da müssen die Klassenzimmer sicher sein, damit nicht wieder zu so drastischen Mitteln gegriffen werden muss wie Schulschließungen." Henrike Paede, stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Elternverbands
Viele Kommunen weigern sich - neue Förderung in Planung
Die Kommunen reagieren auf die Situation bisher höchst unterschiedlich. Während etwa in Forchheim und im Landkreis Hof etliche Schulen mit Luftfiltern ausgestattet sind, lehnen andere Städte und Gemeinden solche Schutzmaßnahmen bisher ab.
Für die Kinder könnte es künftig also darauf ankommen, wo sie wohnen: Erding rüstet nach, das benachbarte Landshut nicht. In Neubiberg wird bereits gefiltert, wenige Kilometer weiter in München nicht. Aus der Landeshauptstadt heißt es, man setze weiterhin auf regelmäßiges Lüften.
Noch wäre bis zum nächsten Winter etwas Zeit. Das bayerische Kultusministerium jedenfalls plant ein neues Förderprogramm aufzulegen.
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