Mehr als 4,5 Millionen Menschen in Deutschland sind inzwischen mindestens das erste Mal gegen Corona geimpft. Dabei gibt es eine Priorisierung: Zuerst kommen ältere Menschen dran und solche, die in medizinischen Einrichtungen arbeiten. Später dann irgendwann auch die jüngeren. Aber was ist mit Menschen, die schon eine Corona-Infektion durchgemacht haben? Theoretisch sind sie ja schon ausreichend geschützt und bräuchten vielleicht gar keine Impfung mehr.
Eine der größten und längsten Verlaufsstudien der Universität Innsbruck kommt nun zum Schluss: "Auch nach acht Monaten ist die Immunität stabil". Dabei stützt sich die Studie auf Daten aus der Gemeinde Ischgl. Bei rund 90 Prozent der Studienteilnehmenden konnten auch im November 2020, acht Monate nach der ersten Probenentnahme noch Antikörper gegen Sars-Cov-2 nachgewiesen werden. Antikörper "markieren" die Erreger für das Immunsystem, damit die Viren dann zerstört werden können. Manche von ihnen machen die Coronaviren auch direkt unschädlich.
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Antikörper und T-Zellen im Blut
Auch T-Zellen konnten nach acht Monaten noch im Blut der Teilnehmenden nachgewiesen werden. Besonders wichtig dabei: die sogenannten "T-Killerzellen", die vom Virus befallene Körperzellen erkennen und zerstören können. So kann die Weiterverbreitung des Coronavirus effizient verhindert werden.
"Eine T-Zellimmunantwort ließ sich auch in Proben mit kaum oder nicht mehr nachweisbarem Antikörpertiter belegen, was die Rolle der zellulären Immunität nach COVID-19 untermauert." Virologin Dorothee van Laer, Universität Innsbruck
Geringe Neuinfektionsrate mit dem Coronavirus in Ischgl
Rund 900 Menschen haben an der Studie teilgenommen. Zwar herrschte in Ischgl zu keinem Zeitpunkt eine Herdenimmunität, so die Forschenden, dennoch sei eine zweite Welle im Herbst ausgeblieben. Das liege an der relativ hohen Immunität in der Bevölkerung Ischlgs, und den niederschwelligen Maßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten.
Auch Münchner Studie zeigte langanhaltende Immunität
Schon im Januar kam eine Studie der LMU München zu ähnlichen Ergebnissen im Fachblatt "Science". Die Forscher haben 180 Corona-Patienten untersucht. Im Blut fanden sich auch acht Monate später noch Antikörper und Gedächtniszellen für eine lange Immunantwort.
Forscher der LMU München glauben: Ein solch langer Schutz entsteht nicht nur nach einer natürlichen Infektion. Sondern auch nach einer Impfung. Michael Hoelscher, Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin an der LMU München: "Alles was wir sehen, von der Höhe der Antikörper, die wir momentan bei der Impfung haben, wird es sicher ein Jahr lang Schutz geben, vielleicht sogar eineinhalb Jahre lang Schutz."
Nach einer Covid-19-Erkrankung mit Impfung warten?
Aber müssen sich Menschen, die schon Corona hatten, gar nicht mehr impfen lassen? Die Ständige Impfkommission (STIKO) sagt dazu bisher nur: Menschen mit durchgemachter Infektion sollten "zunächst nicht geimpft werden". Schaden tut die zusätzliche Impfung wohl nicht, das zeigen die bisherigen Daten.
Infektionsmediziner Michael Hölscher von der LMU München: "Wenn ich weiß, dass ich eine Infektion hatte, kann ich entspannt warten. Und dann vielleicht in einem Jahr nach der Infektion mal meinen Antikörperstatus erheben lassen, um zu sehen ob die Antikörper noch hoch genug sind."
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