Stefanie Leybold vor einem Rettungswagen
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Stefanie Leybold studiert Medizin über die Landarztquote.

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Gegen den Ärztemangel: Über die Landarztquote ins Medizinstudium

Gegen den Ärztemangel: Über die Landarztquote ins Medizinstudium

Das Wintersemester hat begonnen. Mit dabei: 162 Medizinstudenten an der Uni Erlangen. Die Plätze sind begehrt. Doch nicht alle haben sie über den klassischen Weg mit gutem Abi und Medizinertest bekommen. Manche nutzen die sogenannte Landarztquote.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Eigentlich hat Stefanie Leybold nach ihrem Realschulabschluss Industriekauffrau gelernt. Doch sie merkt, dass das nicht das Richtige für sie ist. Also macht sie ihr Abitur nach und absolviert parallel eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Zuerst arbeitet sie ehrenamtlich im Rettungsdienst, seit mehr als einem Jahr hat sie es zu ihrem Hauptberuf gemacht. "Man wartet bis der Melder geht und man weiß nicht, was passiert jetzt: Ist jemand nur gestürzt oder müssen wir jemanden reanimieren? Dieser Adrenalinkick ist das, was mir so gefällt und das hat man dann auch als Ärztin."

Das ist ihr nächstes Ziel: Medizinerin werden. An der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen beginnt für die 24-Jährige ein neuer Lebensabschnitt. Anders als bei vielen anderen Studenten ist ihre spätere Fachrichtung dabei jetzt schon klar: Hausärztin.

5,8 Prozent der Studienplätze über die Landarztquote

Ihren Platz hat die Zirndorferin über die sogenannte Landarztquote bekommen. 5,8% der bayerischen Medizin-Studienplätze gehen an Studierende, die sich verpflichten nach ihrer Ausbildung zehn Jahre als Hausarzt in einem unterversorgten Gebiet zu arbeiten.

Als Rettungssanitäterin kennt Stefanie Leybold die Probleme, dass es auf dem Land oft zu wenige Allgemeinärzte gibt. Deshalb fände sie es gut, später als Ärztin genau dorthin zu gehen. "Ich will Ansprechpartner für die Leute sein, die Patienten von Jung bis Alt begleiten," sagt sie.

Berufserfahrung statt Abiturnote

Das Landärzte-Programm gibt es seit 2020. Ausgewählt werden die Bewerberinnen und Bewerber dabei vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Die Kriterien hier unterscheiden sich von denen der Unis, wo klassisch Numerus Clausus und Medizinertest viel zählen.

Beim LGL gehört ein Studieneignungstest, Vorkenntnisse durch eine Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf, ehrenamtliches Engagement und ein Bewerbungsgespräch dazu. Und ganz wichtig: Die Verpflichtung der Studenten, nach ihrem Studium die Facharztrichtung "Innere Medizin" oder "Allgemeinmedizin" zu wählen und als Hausarzt- beziehungsweise -ärztin in einem unterversorgten Gebiet in Bayern zu arbeiten.

24 Studienplätze wurden auf diese Weise 2024 in ganz Bayern vergeben. Und wie bei der klassischen Vergabe über die Uni, gab es auch hier deutlich mehr Bewerberinnen und Bewerber als Plätze.

Bei Vertragsbruch: Strafzahlung

Stefanie Leybold freut sich auf ihre Zukunft als Landärztin: "Ich finde es einfach toll, dass der Staat uns den Studienplatz gibt, dafür, dass wir uns eben verpflichten und dass dafür die Abiturnote nicht zählt, sondern Berufserfahrung oder eine Ausbildung, ein Ehrenamt."

Sollten die angehenden Hausärzte ihren Teil der Abmachung nicht erfüllen und später ein anderes Fachgebiet wählen oder eben nicht in ein unterversorgtes Gebiet wechseln, wird eine Strafzahlung von 250.000 Euro fällig. Das sind ungefähr die Kosten eines Medizinstudiums.

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