Um Säuglinge und Kleinkinder vor einer sehr seltenen, aber lebensgefährlichen Meningokokken-Infektion zu schützen, gibt es unterschiedliche Impfungen gegen die verschiedenen Meningokokken-Serogruppen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt ab sofort eine Impfung für alle Säuglinge und Kleinkinder unter 5 Jahre gegen Meningokokken B (MenB) und hat diese in das Standardimpfprogramm aufgenommen. Bisher lag die Empfehlung für eine Indikationsimpfung vor, das heißt, dass im Gegensatz zu Standardimpfungen nur unter bestimmten Voraussetzungen oder bei bestimmten Risikogruppen geimpft wurde. Die Impfung gegen Meningokokken C für Kinder ab 12 Monaten ist bereits seit 2006 als Standardimpfung im Stiko-Impfkalender enthalten.
Säuglinge sind besonders gefährdet
"Insgesamt treten invasive MenB-Erkrankungen zwar sehr selten auf, allerdings ist der Krankheitsverlauf sehr schwerwiegend", so die Begründung der Experten. Das Risiko zu erkranken, sei im ersten Lebensjahr am höchsten. Deshalb sei eine frühzeitige Impfung wichtig.
Um einen ausreichenden Schutz vor MenB-Erkrankungen zu erzielen, sollen Säuglinge der Empfehlung nach drei Impfdosen im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten erhalten. Für Kleinkinder sieht die vom RKI veröffentlichte Empfehlung bis zum fünften Geburtstag eine Nachholimpfung vor. Dabei ist eine gleichzeitige Verabreichung mit den anderen Standardimpfungen für Säuglinge möglich, sagt Dr. Anette Kühnle, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin aus Monheim am Rhein: "Die gleichzeitige Gabe mehrerer Impfungen lässt sich gut in den Praxisalltag integrieren und beeinträchtigt die Immunantwort nicht."
Werden die Kosten für die Meningokokken B-Impfung übernommen?
Nach der Empfehlung der Stiko folgt der offizielle Prozess, in dem diese in die Schutzimpfungs-Richtlinie aufgenommen wird. Damit wird die Impfung eine allgemeine Pflichtleistung für alle gesetzlichen Krankenkassen. Momentan sieht es so aus, dass private Krankenversicherungen die Kosten in der Regel bereits übernehmen. Viele gesetzliche Krankenkassen hingegen erstatten vorerst nur auf freiwilliger Basis. Deshalb sollten sich Eltern bei ihrer Krankenkasse erkundigen, ob diese die Kosten für die Meningokokken-B-Impfung übernehmen - oder sie zahlen aus eigener Tasche. Dr. Christof Metzler, Langenargen, appelliert: "Wir sollten mit der Impfung nicht warten, bis die Men-B-Impfung in der Schutzimpfungs-Richtlinie verankert ist. Das würde wertvolle Zeit verschwenden."
Was sind Meningokokken und wie werden sie übertragen?
Bei Meningokokken handelt es sich um Bakterien, die sich bei etwa zehn Prozent aller Deutschen im Nasen-Rachen-Raum ansiedeln können und oft gar keine Beschwerden verursachen. Deswegen können auch gesunde Personen die Bakterien verbreiten. Übertragen werden sie durch eine sogenannte Tröpfcheninfektion, also durch Anniesen, Anhusten oder auch Küssen.
Meningokokken-Erkrankungen mit schweren Folgen
Wenn sich Meningokokken im Körper verbreiten, können sie schwere Infektionen auslösen - zum Beispiel Hirnhautentzündungen oder Blutvergiftungen. Die Krankheitserreger kommen weltweit vor. Trotz ihrer Gefährlichkeit werden sie häufig unterschätzt.
Die Folgen einer MenB-Erkrankung sind erheblich: Etwa jeder achte Patient stirbt daran. Bei den Überlebenden bleiben häufig dauerhafte Schäden zurück, zum Beispiel Hydrozephalus (Wasserkopf), Hörverlust, Epilepsie, psychische Störungen, chronisches Nierenversagen oder Amputationen. Damit verbunden ist eine verminderte Lebensqualität, so das RKI.
Impfung schützt vor Meningokokken
Der einzige wirkungsvolle Schutz ist eine Impfung. Allerdings gibt es zwölf verschiedene Arten von Meningokokken, die Erkrankungen auslösen. In Deutschland kommen derzeit vor allem die Typen B, C, W und Y vor. Die meisten Erkrankungsfälle gehen auf den Typ B (ca. 60 Prozent) zurück, gefolgt von den Serogruppen C, W und Y (jeweils ca. 10 bis 15 Prozent), so das RKI. Erkrankungen durch den Erreger der Serogruppe C haben sich durch die Standardimpfempfehlung der Stiko gegen Meningokokken-C verringert.
Wer kann an Meningokokken erkranken?
Säuglinge und Kleinkinder infizieren sich am häufigsten. Je jünger ein Kind ist, desto höher ist das Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung, da das Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Aber auch Jugendliche (Alter: 15-19 Jahre) haben ein leicht erhöhtes Erkrankungsrisiko, denn durch Feiern und Intimkontakte können die Erreger leichter übertragen werden.
Impfung gegen Meningokokken von der Stiko empfohlen
In Deutschland sind Impfungen gegen die häufigsten fünf Meningokokken-Typen A, B, C, W und Y verfügbar. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung gegen Meningokokken C möglichst früh im zweiten Lebensjahr. Jetzt folgt auch die Empfehlung für die Meningokokken-B-Impfung. Für eine Impfung gegen die Typen A, W oder Y liegt eine Indikationsimpfempfehlung bei gesundheitlicher Gefährdung oder bei Reisen in Risikogebiete vor. Denn wer in Länder reist, in denen Meningokokken-Infektionen häufiger auftreten, zum Beispiel Indien oder Afrika südlich der Sahara, sollte vorsorgen.
Symptome einer Meningokokken-Erkrankung
Zu den ersten Anzeichen einer Erkrankung zählen grippeähnliche Symptome:
- hohes Fieber
- Schüttelfrost
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Benommenheit bis hin zu Bewusstseinsstörungen
- plötzlich schweres Krankheitsgefühl
- Lichtempfindlichkeit
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Erbrechen und Nackensteifigkeit (bei Hirnhautentzündung)
- großflächige Hauteinblutungen (bei Sepsis)
- Beinschmerz
- kalte Hände und Füße
- sehr blasse Haut
Ein wichtiges Warnsignal sind rot-violette Hautflecken. Diese Hautblutungen verschwinden nicht, wenn man mit einem Trinkglas dagegen drückt. Sie sind Zeichen einer Blutvergiftung. Diese Symptome müssen nicht alle gleichzeitig auftreten, sie können sich auch innerhalb weniger Stunden oder Tage entwickeln oder gar nicht.
Bei Verdacht sofort ins Krankenhaus
Beim geringsten Verdacht auf eine Infektion mit Meningokokken sollte man sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, um schnellstmöglich mit einer gezielten Antibiotikatherapie beginnen zu können. Denn schon innerhalb weniger Stunden kann sich eine lebensbedrohliche Erkrankung entwickeln.
Mit Informationen von dpa
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