Kolorierte Transmissionselektronenmikroaufnahme von Affenpockenpartikeln (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor kultiviert
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Mpox-Viren - WHO ruft weltweite Notlage aus

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Neue Mpox-Variante in Deutschland: Was bedeutet das?

Neue Mpox-Variante in Deutschland: Was bedeutet das?

Das Mpox-Virus verbreitet sich schnell in Afrika. In Deutschland wurde jetzt ein erster Fall der neuen Variante registriert. Gesundheitsexperten beschwichtigen: Das Affenpockenvirus ist weniger ansteckend als Corona. Wie man sich schützen kann.

Über dieses Thema berichtet: Aus Wissenschaft und Technik am .

Die sich seit Monaten in Afrika ausbreitende neue Mpox-Variante Klade Ib ist in Deutschland angekommen: Am vergangenen Freitag wurde bundesweit der erste Fall registriert, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Einem WDR-Bericht (externer Link) zufolge handelt es sich bei dem Patienten um einen 33 Jahre alten Mann aus Köln, der sich bei einem Aufenthalt in Afrika mit Mpox angesteckt hat.

Eine erhöhte Gefährdung bestehe jedoch nicht – und auch eine Mpox-Epidemie gilt in Deutschland als unwahrscheinlich, hieß es vom RKI. Unter anderem eine Impfung schützt vor der Infektion.

Die neue Mpox-Variante Klade Ib breitet sich bereits seit vergangenem Jahr in mehreren afrikanischen Ländern aus, als das Epizentrum des Ausbruchs gilt die Demokratische Republik Kongo. Nach Behördenangaben starben in Afrika seit Jahresbeginn rund 1.100 Menschen an der Variante, insgesamt wurden dort bisher bereits 42.000 Infektionen registriert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief daher Mitte August eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aus.

Reiserückkehrer aus Afrika

Europaweit wurde am 15. August in Schweden erstmals eine Infektion mit dieser Mpox-Variante festgestellt – bei einer Person, die zuvor in Afrika war, wo sich das Virus derzeit schnell verbreitet. Solche Fälle von "importiertem" Mpox werden vermutlich in vielen weiteren europäischen Ländern festgestellt werden, da es etliche Reisende auch in die betroffenen Länder zieht.

Der typische Mpox-Patient sei der Reiserückkehrer, der mit dem Flugzeug unterwegs ist, sagt Prof. Christoph Spinner, Facharzt für Infektiologie am Münchner Klinikum rechts der Isar im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.

Keine Mpox-Epidemie bei uns erwartet

Aber auch Reiserückkehrer mit einer Mpox-Infektion werden kein großes Infektionsgeschehen bei uns auslösen. Die Lage in Afrika könne nicht auf Deutschland übertragen werden, sagt Spinner. Dort hätten viele Menschen gar keinen Zugang zum medizinischen System. Auch genügend Impfstoff gibt es in den betroffenen Regionen Afrikas nicht, daher warnt die WHO vor einem Notstand.

So schützen Sie sich vor einer Infektion mit Mpox

Mpox ist wesentlich weniger ansteckend als die Grippe oder Corona, da es sich nicht über die Luft, sondern nur über Hautkontakt verbreitet. Entsprechend einfacher ist die Vorsorge, um eine Infektion zu vermeiden.

  • Seien Sie bei Reisen in Infektionsgebiete besonders achtsam bei Körperkontakt, insbesondere bei sexuellen Kontakten. Kondome können das Ansteckungsrisiko vermindern.
  • Vermeiden Sie den Hautkontakt mit Personen, die an Mpox erkrankt sind, insbesondere den Kontakt mit offenen Wunden, Ausschlägen oder Schleimhäuten. Am ansteckendsten ist das Sekret der typischen Hautbläschen bei Mpox.
  • Achten Sie bei Reisen in Infektionsgebiete auf Sauberkeit und Hygiene: Das Mpox-Virus ist zwar nicht sehr umweltresistent, kann aber doch eine Zeit auf Oberflächen überleben und damit Schmierinfektionen verursachen.

Es gibt eine Impfung gegen Mpox

Der seit 2013 in Deutschland zugelassene Pockenimpfstoff Imvanex ist seit 2022 auch als Mpox-Impfung zugelassen. Der gleiche Impfstoff ist unter den Namen Jynneos (USA) und Imvamune (Kanada) bekannt. Es ist ein Lebendimpfstoff mit einem modifizierten Vacciniavirus, der sich im Menschen nicht mehr vermehren kann. Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Modified Vaccinia Ankara - Bavarian Nordic (MVA-BN).

Nach zweimaliger Impfung schützt die Mpox-Impfung "sehr gut" gegen eine Infektion mit den Affenpocken, heißt es auf der Internetseite des RKI [externer Link]. Schon zwei Wochen nach der ersten Impfdosis bestehe ein guter Basisschutz, dessen Wirkung jedoch nach zwei Jahren nachlässt. Eine zweite Mpox-Impfung, frühestens vier Wochen nach der Erstimpfung, sorge für lebenslangen Schutz vor Mpox.

Soll ich mich gegen Mpox impfen lassen?

Für die meisten Menschen in Deutschland lautet derzeit die Antwort: nein. Solange es kein akutes Ausbruchsgeschehen bei uns gibt, empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO die Mpox-Impfung nur Personen über 18 Jahren, die ungeschützt körperlichen Kontakt zu an Affenpocken Erkrankten hatten. Männern mit männlichen, häufig wechselnden Sexualpartnern empfiehlt die STIKO dagegen eine Mpox-Impfung, ebenso Personal in Speziallaboren mit Kontakt zu Orthopockenmaterial. Auch wer vorhabe, nach Afrika zu reisen, sollte über eine Mpox-Impfung nachdenken, meint Spinner.

Hilft meine alte Pockenimpfung?

Bis 1976 wurde in Deutschland standardmäßig gegen die Pocken geimpft, in den östlichen Bundesländern bis 1982. Danach war die Impfung nicht mehr nötig: Die Pocken wurden weltweit durch große Impfkampagnen besiegt.

Ob Sie selbst damals gegen Pocken geimpft wurden, können Sie leicht feststellen: Die Impfung hat einen kreisrunden Abdruck am Oberarm hinterlassen.

Das RKI vermutet, dass die alte Pockenimpfung für eine Teilimmunität gegen Mpox sorgt und vor schwerem Verlauf der Krankheit schützt. Es empfiehlt in diesem Fall nur eine einmalige Impfung mit dem Mpox-Impfstoff Imvanex als Booster.

Im Video: In Deutschland erstmals seltenen Viruserkrankung Mpox nachgewiesen

Robert-Koch-Institut
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
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Robert-Koch-Institut

Dieser Artikel ist erstmals am 17.08.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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