Impfstoffkampagne in den Niederlanden mit Cominarty JN.1
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Seit August gibt es den neuen COVID-19-Impfstoff, der an die neuen Varianten des Omikron-Virus angepasst ist

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mRNA-Impfung gegen Corona: Gibt es Risiken?

mRNA-Impfung gegen Corona: Gibt es Risiken?

Die erste Erkältungswelle im Herbst ist da. Vor allem Schnupfenviren kursieren. Die zweithäufigste Infektion ist laut Robert Koch-Institut SARS-CoV-2. Wer braucht eine Impfung und für wen könnte sie riskant sein?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

Vieles spricht dafür, dass Covid-19 endemisch geworden ist. Die meisten Menschen in Deutschland verfügen inzwischen über eine gewisse Immunität. Doch eine Covid-19-Erkrankung kann gerade bei älteren Personen und Menschen mit Grunderkrankungen schwer verlaufen und sogar tödlich enden. Vor allem ihnen wird eine jährliche Auffrischungsimpfung empfohlen.

Herzmuskelentzündung durch COVID-19-Impfung?

Ob es durch die Corona-Impfung zu einer Herzmuskelentzündung, medizinisch Myokarditis, kommen kann, haben Mediziner der Universität Hongkong untersucht. Die Forscher stellten fest, dass vor allem männliche Jugendliche betroffen sind. Die meisten erkrankten nach der zweiten Impfung und bei höherer Impfstoffdosierung.

Genetisch bedingt sei das Risiko einer Herzmuskelentzündung als Nebenwirkung der COVID-19-Impfung in der chinesischen Bevölkerung höher als etwa in der europäischen, so die Wissenschaftler. Doch insgesamt waren Herzmuskelentzündungen sehr selten: In Hongkong erkrankten 18,2 Jugendliche von 100.000 Geimpften, in den USA nur 4,06 von 100.000.

Schwedische Forscher haben das Risiko für mehrere Herz-Kreislauferkrankungen analysiert, darunter auch Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen. Ihre Studie bestätigte, dass das Risiko dafür ein bis zwei Wochen nach einer mRNA-Impfung gegen COVID-19 vorübergehend erhöht ist. Aber insgesamt, so die Studienautoren, verringert die vollständige Impfung das Risiko für mehrere schwere kardiovaskuläre Folgen von Covid-19 wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzversagen erheblich.

Was die Impfkommission in Deutschland empfiehlt

In Deutschland besteht der Verdacht auf ein Risiko für Myokarditis bei jungen Männern bis 29 vor allem nach der zweiten Impfung mit dem Vakzin Spikevax von Moderna. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt deshalb für 12- bis unter 30-Jährige den Impfstoff Comirnaty von BioNTech.

Bei Kindern unter 12 Jahren gab es dagegen keinen einzigen Fall von Herzmuskelentzündung nach einer Covid-19-Impfung, weshalb für diese Altersgruppe alle Impfstoffe verwendet werden können. Generell gibt es für gesunde Jugendliche keine Impfempfehlung, denn die Krankheit verläuft in dieser Altersgruppe meistens mild.

Impfstoffentwicklung: Wie geht es weiter?

Das Corona-Virus verändert sich ständig. Derzeit kursieren vor allem die Virusvariante Omikron JN.1 und ihre Unterlinien KP.2 und KP.3. Seit August gibt es den daran angepassten Impfstoff "Comirnaty Omicron JN.1", dessen gute Wirksamkeit die Medizinische Hochschule Hannover wissenschaftlich nachgewiesen hat. Die Zulassung für angepassten Covid-19-Impfstoffe muss in Deutschland nicht mehr jährlich erneuert werden: Die EU-Kommission hat Standardzulassungen unter anderem für die Impfstoffe Comirnaty, Spikevax und Nuvaxovid erteilt.

Problematisch sei es jedoch, sagt die Virologin Ulrike Protzer dem Science Media Center, dass die Anpassung der Impfstoffe an neue Virus-Varianten erst erfolgt, wenn sie bereits zirkulieren. Eine Vorhersage, wie sich das Virus weiter entwickelt, sei bisher nicht möglich. Protzer plädiert deshalb dafür, einen breit wirksamen Impfstoff zu entwickeln, der neben SARS-CoV-2 auch andere Coronaviren abdeckt.

Gibt es Kombi-Impfstoffe für Grippe und Corona?

Besonders weit in der Forschung sind die Firmen BioNTech und Pfizer. Sie testen derzeit einen neuen Impfstoff, der aus einem mRNA-basierten Grippeimpfstoff und dem zugelassenen COVID-19-Impfstoff besteht. Er soll gegen mehrere Atemwegserkrankungen schützen.

Bisher wirkt der Impfstoff jedoch nicht so gut wie erhofft: Er schützt zwar sehr gut vor COVID-19 und Influenza A, aber nicht so gut gegen Influenza B. Auch andere Impfstoffentwickler wie etwa Novavax und Moderna arbeiten an einem Kombi-Impfstoff.

Was ist das Besondere an mRNA-Impfstoffen?

Schon seit Jahrzehnten forschen Wissenschaftler am Botenstoff mRNA. Ihr Ziel ist ein Mittel gegen Krebs. Nur dank dieser Grundlagenforschung konnten die Impfstoffe gegen COVID-19 in so kurzer Zeit entwickelt werden. Die mRNA-Impfstoffe enthalten den Bauplan für einen bestimmten Bestandteil des Corona-Virus, genauer die Anleitung für das Spike-Protein, das die Oberfläche des Virus wie Stacheln bedeckt.

Der Impfstoff wird in den Muskel gespritzt, die Körperzellen nehmen die mRNA auf, lesen den Bauplan und stellen das Spike-Protein her. Das Immunsystem wird so aktiviert und stellt Antikörper gegen das Spike-Protein her. In Zukunft könnten mRNA-Impfstoffe als individualisierte Krebsimmuntherapie eingesetzt werden.

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