Es lebe das Vorurteil: Frauen sind geduldiger, Männer risikobereiter. Das kam bei einer Studie 2018 heraus. In fortschrittlichen Gesellschaften wie Deutschland gleichen sich die Geschlechter nicht etwa an, sondern die Unterschiede werden größer - auch am Esstisch.
Männer essen Fleisch - Frauen vegetarisch. In keinem Land der Welt trifft das Klischee so stark zu wie in Deutschland. Bei einer aktuellen Online-Befragung gaben mehr als 20.000 Menschen aus 23 Ländern Auskunft (externer Link), was sie gerne essen. Der deutsche Mann liegt demnach beim Fleischkonsum ganz vorn. Mithalten können nur Argentinier, Polen und Briten.
Frauen entscheiden sich bewusst gegen Fleisch
Anders die Frauen in hoch entwickelten Ländern: Sie entscheiden sich bewusst dafür, wenig Fleisch zu essen. Der Psychologe Chris Hopwood von der Universität Zürich meint, dass die wichtigste Erkenntnis aus dieser Untersuchung sei, dass der Unterschied im Fleischkonsum zwischen den Geschlechtern in Ländern mit einem höheren wirtschaftlichen Entwicklungsniveau und größerer Gleichstellung der Geschlechter größer sei.
Je höher der Lebensstandard, desto mehr Fleisch wird konsumiert
Das Gegenteil würde man erwarten. Nämlich, dass sich in modernen Gesellschaften die Geschlechterrollen eher angleichen würden, auch beim Essverhalten. Aber so scheint es nicht zu sein. Mögliche Erklärung: In wohlhabenden Ländern kommt eine Vielzahl an Speisen auf den Tisch. Ehepartner können sich für unterschiedliche Dinge entscheiden: der Mann fürs Steak, die Frau eher für vegetarische Produkte.
Dagegen essen Menschen in ärmeren Ländern generell weniger Fleisch, weil es verhältnismäßig teuer ist. Außerdem kommt für alle das Gleiche auf den Tisch, weil die Auswahl an Nahrungsmitteln begrenzt ist. Steigt der Lebensstandard, steigt auch der Fleischkonsum. Nur Frauen haben offenbar andere geschmackliche Vorlieben.
Hoher Fleischkonsum steht für Männlichkeit und Potenz
Die genauen Gründe für den Fleischkonsum haben die Forscher für ihre Studie nicht abgefragt. Sie erklären aber, dass in vielen Kulturen der Konsum von Fleisch mit Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht werde. Sich vegetarisch ernährende Männer würden mancherorts als weniger attraktiv betrachtet als alles essende Männer. Wie häufig Männer also Fleisch auf ihre Teller legten, könne also auch von kulturellen Normen abhängen.
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