Blauer Handschuh mit Spritze und Ampulle mit an BA.1 angepasstem Covid-19-Impfstoff
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Stiko empfiehlt Omikron-Impfstoffe als Booster

Stiko empfiehlt Omikron-Impfstoffe als Booster

Die Ständige Impfkommission rät, die drei bisher zugelassenen Impfstoffe gegen die Omikron-Variante zur Auffrischung als Booster zu nutzen. An der Empfehlung, wer eine Auffrischung seines Corona-Impfschutzes braucht, ändert sie nichts.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Drei aktualisierte Impfstoffe gegen das Coronavirus hat die Europäische Arzneimittelagentur EMA seit Anfang September zugelassen. Nun rät auch die Ständige Impfkommission (Stiko), diese bei Booster-Impfungen einzusetzen. Die angepassten mRNA-Impfstoffe kommen von Biontech und Moderna. Sie enthalten anders als die bisherigen Vakzine nicht nur die mRNA für das Spike-Protein des ursprünglichen Wuhan-Typs, sondern auch mRNA der Omikron-Variante des Coronavirus. Daher werden sie auch bivalente Impfstoffe genannt. Von Biontech gibt es zwei Impfstoffe: Der eine ist an die Omikron-Untervariante BA.1 angepasst, der andere an die Untervarianten BA.4 und BA.5. Der aktualisierte Impfstoff von Moderna wirkt gegen die Subvariante BA.1.

Vierte Impfung ab 60 Jahre und für Risikogruppen

Die neuen Impfstoffe ändern aber nichts an den Empfehlungen der Stiko, wer eine Auffrischung bekommen sollte. Ab einem Alter von zwölf Jahren sollten alle dreimal geimpft sein. Eine vierte Impfdosis sollte bekommen, wer 60 Jahre oder älter ist oder aus anderen Gründen ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hat.

Davor schützen die bisherigen Impfstoffe, aber auch die nun zugelassenen Impfstoffe. Die angepassten Impfstoffe könnten aber eventuell bei künftigen, neuen Untervarianten von Omikron besser schützen, sagt Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen und Stiko-Mitglied.

Harmlose Infektionen wolle die Stiko mit der Impfung aber nicht verhindern. Das Coronavirus vom Erdboden verschwinden zu lassen, sei unmöglich. Daher müssten wir uns über kurz oder lang mit ihm arrangieren, so wie mit allen anderen sogenannten Erkältungsviren auch. Man solle also nicht auf die Idee kommen, mit adaptierten Impfstoffen jeden zu impfen. Ein gesunder, junger Mensch unter 60, der dreimal geimpft worden ist, brauche jetzt keine vierte Impfung.

Nicht auf Impfstoff gegen Omikron BA.4/BA.5 warten

Für diejenigen, die jetzt aber eine weitere Impfung erhalten sollten, spielt es demnach kaum eine Rolle, ob der Impfstoff an die Untervariante BA.1 oder an BA.4/BA.5 angepasst ist. Die Spike-Proteine von Wuhan-Typ und Omikron BA.1, die die Wirkung des Impfstoffs auslösen, unterscheiden sich an dreißig Stellen, erklärt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk. Zwischen BA.1 und BA.4/BA.5 seien es nur noch drei weitere Mutationen. Der große Sprung liege also zwischen Wuhan-Typ und Omikron BA.1. Es gebe daher keinen Grund, auf einen an BA.4/BA.5 angepassten Impfstoff zu warten. Auch eine Impfung gegen die Untervariante BA.1 sorge dafür, dass Antikörper gegen BA.4 und BA.5 gebildet werden.

Nach schon erfolgtem Booster keine weitere Impfdosis

Entscheidender als die Wahl des konkreten Impfstoffs ist nach Ansicht der Impfexperten ohnehin, dass sich die Menschen überhaupt impfen und sich insbesondere boostern lassen. Auch die bisher gängigen mRNA-Impfstoffe können demnach weiterhin eingesetzt werden, weil sie unverändert vor schweren Krankheitsverläufen schützen - auch durch Omikron-Varianten. Menschen, die erst kürzlich Auffrischungsimpfungen erhielten, sollen daher keine gesonderte neue Impfdosis mit einem der angepassten Impfstoffe erhalten.

Stiko wünscht mehr Daten zum Impfstoff gegen BA.4/BA.5

Bei der Zulassung des an die Untervarianten BA.4/BA5 angepassten Impfstoffes gab es Verunsicherung, weil dieser "nur an Mäusen" getestet worden sei. Tatsächlich wurde diese Version des Impfstoffs bisher noch nicht an Menschen getestet. Die Stiko ist darüber "nicht besonders glücklich", sagt Jörg Meerphol, Direktor des Instituts für Evidenz in der Medizin des Universitätsklinikums Freiburg und selbst Mitglied der Stiko. Diese könne sich aber nicht aussuchen, welche Daten sie zur Verfügung habe, wenn sie eine aktuelle und wichtige Frage beantworten soll.

Bei einer neuartigen Impfung würde die Stiko nur auf Basis dieser einen Studie sicherlich keine Empfehlung aussprechen. Aus den Studien vor und nach der Zulassung der mRNA-Impfstoffe habe man aber mittlerweile sehr viel Erfahrung mit diesen und könne die Wirksamkeit sehr gut einschätzen. Dazu kämen die Tests der an BA.1 angepassten Impfstoffe am Menschen. Auf deren Basis, kombiniert mit den Daten aus den Versuchen an Mäusen, erhielt der BA.4/BA.5-Impfstoff die Zulassung. Das dürfe aber kein Dauerzustand werden, sagt Meerphol.

Holetschek und Lauterbach begrüßen Empfehlung

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) reagierte ebenso wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erfreut auf die Entscheidung der Stiko. Die Empfehlung sei "ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der Pandemie", so Lauterbach.

Das Bayerische Gesundheitsministerium teilte mit, Holetschek begrüße die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, die den Bundesländern am Dienstag zur Stellungnahme vorgelegt wurde. Holetschek betonte am Nachmittag: "Die Stiko schafft jetzt Klarheit, wann die Omikron-angepassten Impfstoffe Verwendung finden sollen und wofür die herkömmlichen Impfstoffe unentbehrlich sind. Das ist ein wichtiger Schritt."

Auch die Kassenärzte begrüßten die neue Stiko-Empfehlung. Sie sei eine Richtschnur für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der Funke-Mediengruppe. Auch erleichtere sie deren Arbeit angesichts des gestiegenen Beratungsbedarfs in den Praxen.

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