Von einigen Bakterien ist bekannt, dass sie Plastik abbauen können. Auch drei Pilz-Arten gibt es, die Plastik fressen. Jetzt haben Forschende einen weiteren Pilz entdeckt: Er lebt mit anderen Mikroorganismen in dünnen Schichten auf dem Plastikmüll im Meer.
Pilz "mag" besonders Polyethylen
Das Besondere an ihm: Ihm "schmeckt" vor allem der Kunststoff Polyethylen, der weltweit am häufigsten vorkommt. Und es lässt sich im Labor genau nachvollziehen, wie der Pilz das Plastik abbaut und in welcher Menge. Er vertilgt 0,05 Prozent einer kleinen Kunststoffkugel pro Tag.
Das klinge recht wenig erst einmal, sagt der Biochemiker Helge Niemann vom Königlich Niederländischen Institut für Meeresforschung. Aber mit einer Zinseszinsrechnung könne man sich ausrechnen, dass es immer weiter verstoffwechselt werde.
Forscher: Pilze kein Allheilmittel gegen Plastikverschmutzung
Niemann warnt aber vor den Grenzen: Bakterien und Pilze, die Plastik fressen, seien kein Allheilmittel gegen verschmutzte Ozeane. Dafür sind die Plastikmengen, die jedes Jahr im Meer landen, zu massiv. Außerdem wäre es zu riskant, jetzt größere Mengen Plastik fressender Organismen im Meer anzusiedeln. Das könnte das Ökosystem ins Wanken bringen. Trotzdem gibt es Hoffnung.
Der Forscher sagt weiter, wenn wir so schlau wären, dass wir sehr wenig Plastik in die Umwelt entlassen, dann würde über einen Zeitraum von hunderten von Jahren eine gewisse Selbstreinigungskraft des Systems dafür sorgen, dass solche Komponenten auch abgebaut würden.
Denn Mikroorganismen im Meer brauchen Energie. Der Ursprung des Plastiks ist Erdöl, ein Energieträger. Und einige Bakterien und Pilze schaffen es eben, ihre Kraft aus Kunststoffen zu ziehen.
Pilze gelten als die "Meister des Abbaus"
Pilze besitzen eine Fülle von Verdauungsenzymen, was sie auch zu potenziellen Kandidaten für den Plastikabbau macht. Biologen vermuten daher, dass in tieferen Meeresschichten weitere, bislang unbekannte Pilze leben, die ebenfalls Plastik verdauen können. Ob und wie schnell sie unseren Müll abbauen, muss jedoch erst weiter erforscht werden.
- Zum Artikel: "Was mit unserem Plastikmüll passiert"
Dieser Artikel ist erstmals am 20. Juni 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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