Das Café Krempl in Erlangen ist ein Veranstaltungsort für Kinder und Jugendliche
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Eine Spendenaktion soll das Vereinen und Initiativen in Erlangen das Überleben sichern. Dazu gehört auch der Schülertreff "Café Krempl".

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Klammes Erlangen: Bürger sollen Angebote für Jugendliche retten

Klammes Erlangen: Bürger sollen Angebote für Jugendliche retten

Im Erlanger Rathaus regiert der Rotstift. Gekürzt werden auch Zuschüsse für Sport, Kultur und Jugendarbeit. Weil die Stadt kein Geld hat, sollen jetzt die Bürger einspringen – und für einen Hilfsfonds spenden.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Das Zirkus-Zeltlager des Stadtjugendrings Erlangen ist jedes Jahr der Höhepunkt im Sommerferienprogramm der Stadt. Eine Woche lang schnuppern 50 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung Zirkusluft. Sie jonglieren, tanzen auf dem Seil und zeigen Zaubertricks. "Der Zirkus ist das einzige große Projekt dieser Art in Erlangen und in der näheren Umgebung", sagt Stadtjugendpfleger Christian Kohlert. Ob der Zirkus auch in diesem Jahr wieder seine Manege öffnet, ist jedoch völlig offen.

Vollbremsung von 40.000 Euro auf null

Denn die Stadt Erlangen hat die Zuschüsse für das Projekt komplett gestrichen, sagt Kohlert. Bisher zahlte die Stadt jedes Jahr 40.000 Euro dazu. "Wenn dieses Geld nicht kommt, bedeutet das, dass der Zirkus dieses Jahr nicht stattfinden kann", so Kohlert. Und wahrscheinlich wird es die Aktion dann in den kommenden Jahren auch nicht mehr geben. Denn Kohlert rechnet damit, dass das Team nach einer längeren Pause nicht mehr zusammenfinden würde.

Streichkonzert bei freiwilligen Leistungen

Der Zuschuss für den Zirkus ist im städtischen Haushalt nicht mehr eingeplant. Denn die Steuereinnahmen sind eingebrochen. Erlangen muss sparen, der Haushalt ist nicht genehmigt. Bei den Pflichtaufgaben einer Kommune gehe das schlecht, sagt Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). Im Blick deshalb: die sogenannten freiwilligen Leistungen - also die Zuschüsse für Sport, Kultur und Jugendarbeit. "Wir leisten weiterhin Zuschüsse, aber nicht mehr in dem Maße wie in den letzten Jahren", betont Janik.

Ihn schmerze das, denn bei den Sparmaßnahmen gehe es um "den Bereich, der letztlich das Leben in der Stadt ausmacht. Ohne kulturelles Leben, ohne Vereinsleben wäre unserer Stadt sehr arm." Deshalb freue er sich über die Spendenaktion der Bürgerstiftung Erlangen. Um Härtefälle abzufedern, sammelt diese Geld für einen Hilfsfonds. Härtefälle wie das "Café Krempl", in dem sich Jugendliche konsumfrei treffen können. Die Jugend- und Begegnungsstätte kann sich nun bei der Bürgerstiftung um eine Finanzhilfe bewerben.

Bürger wollen Bürgern helfen

"Die Bürgerstiftung ist gegründet worden von Bürgern für Bürger", erklärt Klaus Fella vom Stiftungsvorstand. "Wir sehen es als primäre Aufgabe, in Notlagen zu helfen. Und da geht es nicht um die Notlage der Stadt, sondern um die Notlage bei den Vereinen und Institutionen." Die Bürgerstiftung stattet den Härtefallfonds zunächst einmal mit 25.000 Euro Startkapital aus.

Stiftung rechnet mit sechsstelliger Summe

Aus der Erfahrung von vorherigen Hilfsaktionen – zum Beispiel während der Corona-Pandemie – geht Fella von einer hohen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung aus. "Erlangen ist sehr spendabel. Und es ist nicht weniger geworden in den letzten Jahren, sondern eher mehr." Fella hofft, dass bis Jahresende "auf jeden Fall 100.000 Euro" in den Hilfsfonds fließen werden.

OB fordert mehr Geld für die Kommunen

Jetzt sind also die Bürger gefordert, weil die Steuereinnahmen nicht mehr fließen wie früher. Der Erlanger Oberbürgermeister blickt deshalb auf die derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin. "Alle Städte in Deutschland leiden darunter, dass die Ausgaben und die Einnahmen nicht mehr in einem vernünftigen Gleichgewicht sind. Und da muss dringend was passieren." Der Sozialdemokrat fordert, dass auch über eine bessere Finanzausstattung der Kommunen verhandelt wird.

Zirkusmacher hoffen auf Hilfefonds

Die Zirkusmacher vom Stadtjugendring wollen nicht warten, bis sich an der Finanzlage etwas ändert. Sie wollen das Projekt auch heuer durchziehen. Dafür sparen sie beim Programm und hoffen auf Spenden aus dem Hilfsfonds. Christian Kohler sagt: "Jeder einzelne Euro hilft. Und der darf gerne von jedem kommen. Denn alle miteinander machen die Stadt."

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