Großer Bahnhof für das Schneefernerhaus auf der Zugspitze: Das 9-stöckige Gebäude wurde vor fast 100 Jahren markant in den Südhang des Zugspitzgipfels eingepasst. Die bayerische Politik preist die Ausnahmestellung bayerischer Spitzenforschung auf 2.650 Metern Höhe über dem Meer. Höher in Europa ist nur noch die Forschungsstation auf dem Jungfraujoch in über 3.400 Metern in den Berner Alpen. Das Lob auf die Forschungsstation wird angeführt von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der zum 25. Geburtstag warme Worte mitgebracht hat: "Die Forschungsergebnisse sind hier im Schneefernerhaus auf der Zugspitze schneller, effizienter und unverfälschter. Das macht das Ganze hier wissenschaftlich interessant", sagte Söder nach dem Festakt mit vielen geladenen Gästen aus dem Wissenschaftsbetrieb Bayerns.
Bayerns neuer Horchposten ins All
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (FW) ist durch sein Amt regelmäßig mit den Themen vertraut und wirft einen Blick auf die nächsten Schritte, die die Betreiber mit einem weiteren internationalen Forschungsprojekt geplant haben. In den kommenden Jahren wird ein Horchposten ins All aufgebaut. Auf der Zugspitze sollen in einem weltweiten Netz mit 250 Messpunkten Signale aus dem Universum aufgefangen werden. Sie sollen mit dazu beitragen, die Entstehung von sogenannten schwarzen Löchern im Weltraum besser zu verstehen.
Das markante Gebäude zwischen dem Skigebiet Zugspitzplatt und dem Zugspitzgipfel hat eine wechselhafte Geschichte. 1930 als Hotel oberhalb des nördlichen Schneeferners gebaut, sollte es die Erschließung des Berges mit der Zahnradbahn vervollständigen. Nach dem Krieg nutzten es die amerikanischen Streitkräfte bis in die 50er Jahre zur Erholung, anschließend diente es als Deutschlands höchst gelegenes Hotel. 1992 begann der Umbau zur Forschungsstation.
Glücksfall für Meteorologen, Ozonforscher und Klimaexperten
1999 starten die Messreihen von Meteorologen, Ozonforschen, Klimaexperten und Ärzten, letztere erforschen auf der Zugspitze die Höhenkrankheit. Die Spitzen bayerischer und deutscher Forschungseinrichtungen werden Partner. Elf Partner von Instituten und deutschen Hochschulen sind es gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD), die mit unterschiedlichen Gruppen von Forschern, Studenten und Symposien die Seminar- und Forschungsräume nutzen. Aufgrund seiner abgeschiedenen Lage mit wenig natürlicher Luft – und Lichtverschmutzung ist der Ort ein Glücksfall für Meteorologen, Ozonforscher und Klimaexperten.
Die Messgeräte für Luftverschmutzung, Ozonmessungen, Temperatur- und Umweltänderungen befinden sich auf den verschiedenen Terrassen des Gebäudes. Das Team der Station wacht über Messwerte und Geräte, sichert sommers wie winters bei Temperaturen zwischen 20 und – 30 Grad Celsius die Ergebnisse. Studenten und Forschergruppen aus ganz Europa kommen zu Besuch, übernachten in den knarzenden Metall-Stockbetten der Forscherzimmer und genießen den morbiden Charme von Beton aus den 30er Jahren und schicken Wohnzimmer-Paneelen, mit denen die Seminarräume heute verkleidet sind.
Murenabgänge nehmen drastisch zu
Für die Schönheit der Umgebung mit Blick auf den Jubiläumsgrat und das Zugspitzplatt haben die Jubilare an diesem Tag wenig Zeit. Ihre Aufmerksamkeit gehört den verschiedenen Fachreferaten führender Professoren. Zu ihnen gehört Professor Michael Krautblatter, einer der führenden Klimafolgenforscher Deutschlands, der die Jubiläums-Runde mit Erkenntnissen seiner Arbeit etwa über die Zusammenhänge von Klimawandel und zunehmenden Murenabgängen in den Alpen erklärt.
"Wir haben neue Untersuchungen, die zeigen, dass die Intensität von Murgängen mit dem Faktor 10 zugenommen hat, mit deutlich mehr Starkniederschlägen", sagt der Professor der TU München. Er ergänzt im BR-Interview: "Der Permafrost hat sich 0,5 Grad erwärmt auf der Zugspitze. Das Schneefernerhaus ist einer der Orte, wo wir wie mit einem Brennglas in die Zukunft schauen, um zu sehen, was da passieren kann."
Krautblatter hofft, wie alle anderen Wissenschaftler, die mit der UFS (Umweltforschungsstation) zusammenarbeiten, dass die Zuwendungen für den Wissenschaftsbetrieb durch die bayerische Politik weiter fließen. Und dass die Geschichte der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus damit weitergeschrieben werden kann.
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